Doch es steht uns allen eine Zeit bevor, in welcher sich die Barmherzigkeit unsers Gottes noch weit hülfreicher, wie im ganzen irdischen Leben, an uns verherrlichen muß: damit wir nicht, ohne ihr, in den verlaßensten Jammer versinken. Die Stunde, welche uns unter allen Bedürf- nißen so erwünscht, so befriedigend schien, und dennoch, wenn sie kommt, uns viel heißere ängstlichere Wünsche, als je eine abnöthigt, und uns bedürftiger als jemals bleiben läßet; die Stunde, in welcher wir am Rande dieses Lebens der Unruhe und Mühe, und zugleich, am Scheidewege der ewigen Unruhe und des ewigen Friedens stehn, und den lezten ent- scheidenden Schritt thun sollen. Unsre müden Lebenskräfte werden immer ohnmächtiger; die Erquickungen der Sinne, laben uns immer we- niger; das unruhige Geräusch der Arbeit dieser Erde wird wohl stille, und wir entfliehn der grausamen Gewalt irdischer Leiden, in eine un- erreichbare Entfernung, auf ewig; aber auch die Freuden des Lebens fliehn alle ewig weit von uns. Wir sehn uns über alle Verachtung der Menschen erhaben; aber auch zugleich von allen Vorzügen und Schätzen entkleidet: unsre Hütte vom Staube, versinkt in den Schooß der Erde;
aber
Doch es ſteht uns allen eine Zeit bevor, in welcher ſich die Barmherzigkeit unſers Gottes noch weit hülfreicher, wie im ganzen irdiſchen Leben, an uns verherrlichen muß: damit wir nicht, ohne ihr, in den verlaßenſten Jammer verſinken. Die Stunde, welche uns unter allen Bedürf- nißen ſo erwünſcht, ſo befriedigend ſchien, und dennoch, wenn ſie kommt, uns viel heißere ängſtlichere Wünſche, als je eine abnöthigt, und uns bedürftiger als jemals bleiben läßet; die Stunde, in welcher wir am Rande dieſes Lebens der Unruhe und Mühe, und zugleich, am Scheidewege der ewigen Unruhe und des ewigen Friedens ſtehn, und den lezten ent- ſcheidenden Schritt thun ſollen. Unſre müden Lebenskräfte werden immer ohnmächtiger; die Erquickungen der Sinne, laben uns immer we- niger; das unruhige Geräuſch der Arbeit dieſer Erde wird wohl ſtille, und wir entfliehn der grauſamen Gewalt irdiſcher Leiden, in eine un- erreichbare Entfernung, auf ewig; aber auch die Freuden des Lebens fliehn alle ewig weit von uns. Wir ſehn uns über alle Verachtung der Menſchen erhaben; aber auch zugleich von allen Vorzügen und Schätzen entkleidet: unſre Hütte vom Staube, verſinkt in den Schooß der Erde;
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Doch es ſteht uns allen eine Zeit bevor,
in welcher ſich die Barmherzigkeit unſers Gottes
noch weit hülfreicher, wie im ganzen irdiſchen
Leben, an uns verherrlichen muß: damit wir nicht,
ohne ihr, in den verlaßenſten Jammer verſinken.
Die Stunde, welche uns unter allen Bedürf-
nißen ſo erwünſcht, ſo befriedigend ſchien, und
dennoch, wenn ſie kommt, uns viel heißere
ängſtlichere Wünſche, als je eine abnöthigt, und
uns bedürftiger als jemals bleiben läßet; die
Stunde, in welcher wir am Rande dieſes Lebens
der Unruhe und Mühe, und zugleich, am
Scheidewege der ewigen Unruhe und des
ewigen Friedens ſtehn, und den lezten ent-
ſcheidenden Schritt thun ſollen. Unſre müden
Lebenskräfte werden immer ohnmächtiger; die
Erquickungen der Sinne, laben uns immer we-
niger; das unruhige Geräuſch der Arbeit dieſer
Erde wird wohl ſtille, und wir entfliehn der
grauſamen Gewalt irdiſcher Leiden, in eine un-
erreichbare Entfernung, auf ewig; aber auch
die Freuden des Lebens fliehn alle ewig weit von
uns. Wir ſehn uns über alle Verachtung der
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Wolfrath, Friedrich Wilhelm: Freuden der einsamen Andacht für denkende Christen. Hamburg/Kiel, 1784, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolfrath_freuden_1784/180>, abgerufen am 24.11.2024.
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