Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolfrath, Friedrich Wilhelm: Freuden der einsamen Andacht für denkende Christen. Hamburg/Kiel, 1784.

Bild:
<< vorherige Seite


VIII.
Röm. 8, 31.
Ist Gott für uns; wer will wider uns seyn?



Gott zum Freunde zu haben: das ist die erste,
höchste, unentbehrlichste Hoffnung des Menschen
und Christen, von der unsre ganze Seligkeit,
im Leben und im Tode, in der Zeit und in der
Ewigkeit abhängt. Ohne sie, ist alles für uns
verloren; und mit ihr, alles für uns gewonnen.

Ist Gott nicht für uns: wer sind wir
doch, ohnmächtige Sterbliche im Staube, oh-
ne die Hülfe deßen, der alles regiert? Wer sind
wir, unser Leben nur einen Augenblick zu verlän-
gern, wenn er uns gebietet zu sterben? Wer
sind wir, einen schädlichen Hauch der Luft von
uns abzuwenden; eine Unordnung in dem Um-
laufe unsers Blutes zu hemmen; einen erquicken-
den Regentropfen in langwieriger Dürre, einen
erwärmenden Sonnenstrahl in heftiger Kälte,
auf unsre Felder zu lenken? Wer sind wir, un-
sern Schiffen im Meere eine ebene Bahn zu berei-
ten, alle Veranstaltungen, in jedem unsrer Ge-

schäfte,


VIII.
Röm. 8, 31.
Iſt Gott für uns; wer will wider uns ſeyn?



Gott zum Freunde zu haben: das iſt die erſte,
höchſte, unentbehrlichſte Hoffnung des Menſchen
und Chriſten, von der unſre ganze Seligkeit,
im Leben und im Tode, in der Zeit und in der
Ewigkeit abhängt. Ohne ſie, iſt alles für uns
verloren; und mit ihr, alles für uns gewonnen.

Iſt Gott nicht für uns: wer ſind wir
doch, ohnmächtige Sterbliche im Staube, oh-
ne die Hülfe deßen, der alles regiert? Wer ſind
wir, unſer Leben nur einen Augenblick zu verlän-
gern, wenn er uns gebietet zu ſterben? Wer
ſind wir, einen ſchädlichen Hauch der Luft von
uns abzuwenden; eine Unordnung in dem Um-
laufe unſers Blutes zu hemmen; einen erquicken-
den Regentropfen in langwieriger Dürre, einen
erwärmenden Sonnenſtrahl in heftiger Kälte,
auf unſre Felder zu lenken? Wer ſind wir, un-
ſern Schiffen im Meere eine ebene Bahn zu berei-
ten, alle Veranſtaltungen, in jedem unſrer Ge-

ſchäfte,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0158" n="106"/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#aq">VIII.</hi> </head><lb/>
        <cit>
          <quote><hi rendition="#fr">Röm.</hi> 8, 31.<lb/>
I&#x017F;t Gott für uns; wer will wider uns &#x017F;eyn?</quote>
        </cit><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <p><hi rendition="#in">G</hi>ott zum Freunde zu haben: das i&#x017F;t die er&#x017F;te,<lb/>
höch&#x017F;te, unentbehrlich&#x017F;te Hoffnung des Men&#x017F;chen<lb/>
und Chri&#x017F;ten, von der un&#x017F;re ganze Seligkeit,<lb/>
im Leben und im Tode, in der Zeit und in der<lb/>
Ewigkeit abhängt. Ohne &#x017F;ie, i&#x017F;t alles für uns<lb/>
verloren; und mit ihr, alles für uns gewonnen.</p><lb/>
        <p>I&#x017F;t Gott <hi rendition="#fr">nicht</hi> für uns: wer &#x017F;ind wir<lb/>
doch, ohnmächtige Sterbliche im Staube, oh-<lb/>
ne die Hülfe deßen, der alles regiert? Wer &#x017F;ind<lb/>
wir, un&#x017F;er Leben nur einen Augenblick zu verlän-<lb/>
gern, wenn er uns gebietet zu &#x017F;terben? Wer<lb/>
&#x017F;ind wir, einen &#x017F;chädlichen Hauch der Luft von<lb/>
uns abzuwenden; eine Unordnung in dem Um-<lb/>
laufe un&#x017F;ers Blutes zu hemmen; einen erquicken-<lb/>
den Regentropfen in langwieriger Dürre, einen<lb/>
erwärmenden Sonnen&#x017F;trahl in heftiger Kälte,<lb/>
auf un&#x017F;re Felder zu lenken? Wer &#x017F;ind wir, un-<lb/>
&#x017F;ern Schiffen im Meere eine ebene Bahn zu berei-<lb/>
ten, alle Veran&#x017F;taltungen, in jedem un&#x017F;rer Ge-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;chäfte,</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[106/0158] VIII. Röm. 8, 31. Iſt Gott für uns; wer will wider uns ſeyn? Gott zum Freunde zu haben: das iſt die erſte, höchſte, unentbehrlichſte Hoffnung des Menſchen und Chriſten, von der unſre ganze Seligkeit, im Leben und im Tode, in der Zeit und in der Ewigkeit abhängt. Ohne ſie, iſt alles für uns verloren; und mit ihr, alles für uns gewonnen. Iſt Gott nicht für uns: wer ſind wir doch, ohnmächtige Sterbliche im Staube, oh- ne die Hülfe deßen, der alles regiert? Wer ſind wir, unſer Leben nur einen Augenblick zu verlän- gern, wenn er uns gebietet zu ſterben? Wer ſind wir, einen ſchädlichen Hauch der Luft von uns abzuwenden; eine Unordnung in dem Um- laufe unſers Blutes zu hemmen; einen erquicken- den Regentropfen in langwieriger Dürre, einen erwärmenden Sonnenſtrahl in heftiger Kälte, auf unſre Felder zu lenken? Wer ſind wir, un- ſern Schiffen im Meere eine ebene Bahn zu berei- ten, alle Veranſtaltungen, in jedem unſrer Ge- ſchäfte,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolfrath_freuden_1784
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolfrath_freuden_1784/158
Zitationshilfe: Wolfrath, Friedrich Wilhelm: Freuden der einsamen Andacht für denkende Christen. Hamburg/Kiel, 1784, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolfrath_freuden_1784/158>, abgerufen am 22.11.2024.