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Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

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Vom Gesandschaftsrechte.
gen vorstellen, welche das Geschäfte an-in Absicht
auf Pri-
vathand-
lungen.

gehen, um dessen willen sie da sind (§.
1242.); so können sie in Absicht auf
ihre Privathandlungen nicht anders
als Fremde, die sich in einem andern
Gebiete aufhalten, angesehen wer-
den,
folglich werden sie natürlicher
weise nach dem Rechte der Frem-
den beurtheilet.
Und derowegen sind
sie, was die Privathandlungen an-
langet, nach dem natürlichen Völ-
ckerrecht mit ihrem Gefolge und Ge-
räthe, oder Sachen so wohl unter
der bürgerlichen, als peinlichen Ge-
richtsbarkeit des Orts
(§. 1132.); und
es ist kein Grund vorhanden, warum durch
das willkührliche Völckerrecht hierinn etwas
geändert werden sollte (§. 1090.). Dero-
wegen findet der Zustand da man aus-
ser Land wäre
(exterritorialitas), nach
welchem man sich die Gesandten mit ihrem
Gefolge und Geräthschaften dichtet, als wä-
ren sie ausser dem Gebiete, weder im na-
türlichen noch in dem willkührlichen
Völckerrechte
statt, folglich auch nicht
die Heiligkeit, oder Unverletzlichkeit
eines Gesandten,
welche in der Unab-
hängigkeit eines Gesandten von der Herr-
schaft dessen, in dessen Gebiet er sich auf-
hält, bestehen soll: vielweniger gilt es nach
diesen Rechten, daß der Abgesandte

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Vom Geſandſchaftsrechte.
gen vorſtellen, welche das Geſchaͤfte an-in Abſicht
auf Pri-
vathand-
lungen.

gehen, um deſſen willen ſie da ſind (§.
1242.); ſo koͤnnen ſie in Abſicht auf
ihre Privathandlungen nicht anders
als Fremde, die ſich in einem andern
Gebiete aufhalten, angeſehen wer-
den,
folglich werden ſie natuͤrlicher
weiſe nach dem Rechte der Frem-
den beurtheilet.
Und derowegen ſind
ſie, was die Privathandlungen an-
langet, nach dem natuͤrlichen Voͤl-
ckerrecht mit ihrem Gefolge und Ge-
raͤthe, oder Sachen ſo wohl unter
der buͤrgerlichen, als peinlichen Ge-
richtsbarkeit des Orts
(§. 1132.); und
es iſt kein Grund vorhanden, warum durch
das willkuͤhrliche Voͤlckerrecht hierinn etwas
geaͤndert werden ſollte (§. 1090.). Dero-
wegen findet der Zuſtand da man auſ-
ſer Land waͤre
(exterritorialitas), nach
welchem man ſich die Geſandten mit ihrem
Gefolge und Geraͤthſchaften dichtet, als waͤ-
ren ſie auſſer dem Gebiete, weder im na-
tuͤrlichen noch in dem willkuͤhrlichen
Voͤlckerrechte
ſtatt, folglich auch nicht
die Heiligkeit, oder Unverletzlichkeit
eines Geſandten,
welche in der Unab-
haͤngigkeit eines Geſandten von der Herr-
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dieſen Rechten, daß der Abgeſandte

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[917/0953] Vom Geſandſchaftsrechte. gen vorſtellen, welche das Geſchaͤfte an- gehen, um deſſen willen ſie da ſind (§. 1242.); ſo koͤnnen ſie in Abſicht auf ihre Privathandlungen nicht anders als Fremde, die ſich in einem andern Gebiete aufhalten, angeſehen wer- den, folglich werden ſie natuͤrlicher weiſe nach dem Rechte der Frem- den beurtheilet. Und derowegen ſind ſie, was die Privathandlungen an- langet, nach dem natuͤrlichen Voͤl- ckerrecht mit ihrem Gefolge und Ge- raͤthe, oder Sachen ſo wohl unter der buͤrgerlichen, als peinlichen Ge- richtsbarkeit des Orts (§. 1132.); und es iſt kein Grund vorhanden, warum durch das willkuͤhrliche Voͤlckerrecht hierinn etwas geaͤndert werden ſollte (§. 1090.). Dero- wegen findet der Zuſtand da man auſ- ſer Land waͤre (exterritorialitas), nach welchem man ſich die Geſandten mit ihrem Gefolge und Geraͤthſchaften dichtet, als waͤ- ren ſie auſſer dem Gebiete, weder im na- tuͤrlichen noch in dem willkuͤhrlichen Voͤlckerrechte ſtatt, folglich auch nicht die Heiligkeit, oder Unverletzlichkeit eines Geſandten, welche in der Unab- haͤngigkeit eines Geſandten von der Herr- ſchaft deſſen, in deſſen Gebiet er ſich auf- haͤlt, beſtehen ſoll: vielweniger gilt es nach dieſen Rechten, daß der Abgeſandte eine in Abſicht auf Pri- vathand- lungen. M m m 3

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 917. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/953>, abgerufen am 23.11.2024.