wohl das Recht sich zu wehren, oder zu vertheidigen, als das Recht zu strafen unendlich (§. 90. 93.).
§. 95.
Aus dem, was wir bisher vorgetragen ha-Welches die ange- bohrnen Rechte sind. ben, erhellet, welche Rechte dem Menschen an- gebohren sind, nämlich das Recht zu demje- nigen, ohne welches man der natürlichen Ver- bindlichkeit kein Genüge leisten kann (§. 46.), worunter auch das Recht um Liebes-Dienste zu bitten (§. 82.), und den andern dazu voll- kommen zu verbinden, enthalten ist (§. 97.), die natürliche Gleichheit (§. 70.), die Frey- heit (§. 77.), das Recht der Sicherheit (§. 89.), und das daher entspringende Recht sich zu wehren, oder zu vertheidigen (§. 90.), und das Recht zu strafen (§. 93.). Wie aber hieraus andere Rechte eutspringen, und wie dem Gesetz der Natur gemäß andere Ver- bindlichkeiten gemacht, und andere Rechte er- langt werden, wollen wir am gehörigen Orte zeigen.
§. 96.
Der Mensch ist eine sittliche PersonEine sitt- liche Per- son, und der na- türliche sittliche Zustand. (persona moralis), in so weit als er als das Subject von gewissen Verbindlichkeiten und von gewissen Rechten angesehen wird. Und daher wird sein sittlicher Zustand(status moralis) derjenige genannt, welcher durch Rechte und Verbindlichkeiten bestimmt wird; und er heist der natürliche, in so fern als die Verbindlichkeiten und Rechte, durch welche
er
und dem allgem. Recht der Menſchen.
wohl das Recht ſich zu wehren, oder zu vertheidigen, als das Recht zu ſtrafen unendlich (§. 90. 93.).
§. 95.
Aus dem, was wir bisher vorgetragen ha-Welches die ange- bohrnen Rechte ſind. ben, erhellet, welche Rechte dem Menſchen an- gebohren ſind, naͤmlich das Recht zu demje- nigen, ohne welches man der natuͤrlichen Ver- bindlichkeit kein Genuͤge leiſten kann (§. 46.), worunter auch das Recht um Liebes-Dienſte zu bitten (§. 82.), und den andern dazu voll- kommen zu verbinden, enthalten iſt (§. 97.), die natuͤrliche Gleichheit (§. 70.), die Frey- heit (§. 77.), das Recht der Sicherheit (§. 89.), und das daher entſpringende Recht ſich zu wehren, oder zu vertheidigen (§. 90.), und das Recht zu ſtrafen (§. 93.). Wie aber hieraus andere Rechte eutſpringen, und wie dem Geſetz der Natur gemaͤß andere Ver- bindlichkeiten gemacht, und andere Rechte er- langt werden, wollen wir am gehoͤrigen Orte zeigen.
§. 96.
Der Menſch iſt eine ſittliche PerſonEine ſitt- liche Per- ſon, und der na- tuͤrliche ſittliche Zuſtand. (perſona moralis), in ſo weit als er als das Subject von gewiſſen Verbindlichkeiten und von gewiſſen Rechten angeſehen wird. Und daher wird ſein ſittlicher Zuſtand(ſtatus moralis) derjenige genannt, welcher durch Rechte und Verbindlichkeiten beſtimmt wird; und er heiſt der natuͤrliche, in ſo fern als die Verbindlichkeiten und Rechte, durch welche
er
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0095"n="59"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">und dem allgem. Recht der Menſchen.</hi></fw><lb/><hirendition="#fr">wohl das Recht ſich zu wehren, oder<lb/>
zu vertheidigen, als das Recht zu<lb/>ſtrafen unendlich</hi> (§. 90. 93.).</p></div><lb/><divn="4"><head>§. 95.</head><lb/><p>Aus dem, was wir bisher vorgetragen ha-<noteplace="right">Welches<lb/>
die ange-<lb/>
bohrnen<lb/>
Rechte<lb/>ſind.</note><lb/>
ben, erhellet, welche Rechte dem Menſchen an-<lb/>
gebohren ſind, naͤmlich das Recht zu demje-<lb/>
nigen, ohne welches man der natuͤrlichen Ver-<lb/>
bindlichkeit kein Genuͤge leiſten kann (§. 46.),<lb/>
worunter auch das Recht um Liebes-Dienſte<lb/>
zu bitten (§. 82.), und den andern dazu voll-<lb/>
kommen zu verbinden, enthalten iſt (§. 97.),<lb/>
die natuͤrliche Gleichheit (§. 70.), die Frey-<lb/>
heit (§. 77.), das Recht der Sicherheit (§.<lb/>
89.), und das daher entſpringende Recht ſich zu<lb/>
wehren, oder zu vertheidigen (§. 90.), und<lb/>
das Recht zu ſtrafen (§. 93.). Wie aber<lb/>
hieraus andere Rechte eutſpringen, und wie<lb/>
dem Geſetz der Natur gemaͤß andere Ver-<lb/>
bindlichkeiten gemacht, und andere Rechte er-<lb/>
langt werden, wollen wir am gehoͤrigen Orte<lb/>
zeigen.</p></div><lb/><divn="4"><head>§. 96.</head><lb/><p>Der Menſch iſt <hirendition="#fr">eine ſittliche Perſon</hi><noteplace="right">Eine ſitt-<lb/>
liche Per-<lb/>ſon, und<lb/>
der na-<lb/>
tuͤrliche<lb/>ſittliche<lb/>
Zuſtand.</note><lb/><hirendition="#aq">(perſona moralis),</hi> in ſo weit als er als das<lb/>
Subject von gewiſſen Verbindlichkeiten und<lb/>
von gewiſſen Rechten angeſehen wird. Und<lb/>
daher wird ſein <hirendition="#fr">ſittlicher Zuſtand</hi><hirendition="#aq">(ſtatus<lb/>
moralis)</hi> derjenige genannt, welcher durch<lb/>
Rechte und Verbindlichkeiten beſtimmt wird;<lb/>
und er heiſt <hirendition="#fr">der natuͤrliche,</hi> in ſo fern als<lb/>
die Verbindlichkeiten und Rechte, durch welche<lb/><fwplace="bottom"type="catch">er</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[59/0095]
und dem allgem. Recht der Menſchen.
wohl das Recht ſich zu wehren, oder
zu vertheidigen, als das Recht zu
ſtrafen unendlich (§. 90. 93.).
§. 95.
Aus dem, was wir bisher vorgetragen ha-
ben, erhellet, welche Rechte dem Menſchen an-
gebohren ſind, naͤmlich das Recht zu demje-
nigen, ohne welches man der natuͤrlichen Ver-
bindlichkeit kein Genuͤge leiſten kann (§. 46.),
worunter auch das Recht um Liebes-Dienſte
zu bitten (§. 82.), und den andern dazu voll-
kommen zu verbinden, enthalten iſt (§. 97.),
die natuͤrliche Gleichheit (§. 70.), die Frey-
heit (§. 77.), das Recht der Sicherheit (§.
89.), und das daher entſpringende Recht ſich zu
wehren, oder zu vertheidigen (§. 90.), und
das Recht zu ſtrafen (§. 93.). Wie aber
hieraus andere Rechte eutſpringen, und wie
dem Geſetz der Natur gemaͤß andere Ver-
bindlichkeiten gemacht, und andere Rechte er-
langt werden, wollen wir am gehoͤrigen Orte
zeigen.
Welches
die ange-
bohrnen
Rechte
ſind.
§. 96.
Der Menſch iſt eine ſittliche Perſon
(perſona moralis), in ſo weit als er als das
Subject von gewiſſen Verbindlichkeiten und
von gewiſſen Rechten angeſehen wird. Und
daher wird ſein ſittlicher Zuſtand (ſtatus
moralis) derjenige genannt, welcher durch
Rechte und Verbindlichkeiten beſtimmt wird;
und er heiſt der natuͤrliche, in ſo fern als
die Verbindlichkeiten und Rechte, durch welche
er
Eine ſitt-
liche Per-
ſon, und
der na-
tuͤrliche
ſittliche
Zuſtand.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/95>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.