Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

Bild:
<< vorherige Seite

IV. Theil 9. Hauptstück.
es bey zeiten Kriegsbündnisse mit an-
dern schliessen
(§. 1180.).

§. 1219.
Wie lan-
ge es er-
laubt
sey den
Krieg
fortzu-
setzen.

Da man einen rechtmäßigen Krieg
um sein Recht zu erlangen führet (§. 1170.);
so ist es erlaubt denselben so lange fort-
zusetzen, bis man sein Recht erlanget
hat,
folglich bis der eine entweder ei-
nen Vergleich anbietet, oder den an-
gebotenen annimmt
(angef. §.): aber wi-
der einen Störer der öffentlichen Ru-
he setzet man ihn so lange fort, bis
man vor die künftige Sicherheit hin-
länglich gesorget hat (§. 1218.). Wenn

aber ein Krieger nicht kann vermocht
werden entweder billige Friedensbe-
dingungen anzubieten, oder anzuneh-
men;
so erhellet vor sich, daß man den
Krieg fortsetzen müße, bis er gäntzlich
überwunden worden,
daß er nicht län-
ger widerstehen kann.

§. 1220.
Welche
Friede
machen
können.

Da der Krieg den höchsten Mächten zu-
steht (§. 1169.); so können auch nur die
höchste Mächte Friede machen.
Weil
aber ein König, der noch ein Kind,
oder minderjährig, oder fast ohne Ver-
stand,
z. E. rasend, oder wahnwitzig ist, die
Verwaltung des Reichs nicht hat; so kann
er auch
deswegen nicht Frieden schlies-
sen, und
folglich müßen das diejenigen
thun, denen die Verwaltung des

Reichs

IV. Theil 9. Hauptſtuͤck.
es bey zeiten Kriegsbuͤndniſſe mit an-
dern ſchlieſſen
(§. 1180.).

§. 1219.
Wie lan-
ge es er-
laubt
ſey den
Krieg
fortzu-
ſetzen.

Da man einen rechtmaͤßigen Krieg
um ſein Recht zu erlangen fuͤhret (§. 1170.);
ſo iſt es erlaubt denſelben ſo lange fort-
zuſetzen, bis man ſein Recht erlanget
hat,
folglich bis der eine entweder ei-
nen Vergleich anbietet, oder den an-
gebotenen annimmt
(angef. §.): aber wi-
der einen Stoͤrer der oͤffentlichen Ru-
he ſetzet man ihn ſo lange fort, bis
man vor die kuͤnftige Sicherheit hin-
laͤnglich geſorget hat (§. 1218.). Wenn

aber ein Krieger nicht kann vermocht
werden entweder billige Friedensbe-
dingungen anzubieten, oder anzuneh-
men;
ſo erhellet vor ſich, daß man den
Krieg fortſetzen muͤße, bis er gaͤntzlich
uͤberwunden worden,
daß er nicht laͤn-
ger widerſtehen kann.

§. 1220.
Welche
Friede
machen
koͤnnen.

Da der Krieg den hoͤchſten Maͤchten zu-
ſteht (§. 1169.); ſo koͤnnen auch nur die
hoͤchſte Maͤchte Friede machen.
Weil
aber ein Koͤnig, der noch ein Kind,
oder minderjaͤhrig, oder faſt ohne Ver-
ſtand,
z. E. raſend, oder wahnwitzig iſt, die
Verwaltung des Reichs nicht hat; ſo kann
er auch
deswegen nicht Frieden ſchlieſ-
ſen, und
folglich muͤßen das diejenigen
thun, denen die Verwaltung des

Reichs
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0934" n="898"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">IV.</hi> Theil 9. Haupt&#x017F;tu&#x0364;ck.</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">es bey zeiten Kriegsbu&#x0364;ndni&#x017F;&#x017F;e mit an-<lb/>
dern &#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en</hi> (§. 1180.).</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 1219.</head><lb/>
              <note place="left">Wie lan-<lb/>
ge es er-<lb/>
laubt<lb/>
&#x017F;ey den<lb/>
Krieg<lb/>
fortzu-<lb/>
&#x017F;etzen.</note>
              <p>Da man einen <hi rendition="#fr">rechtma&#x0364;ßigen Krieg</hi><lb/>
um &#x017F;ein Recht zu erlangen fu&#x0364;hret (§. 1170.);<lb/><hi rendition="#fr">&#x017F;o i&#x017F;t es erlaubt den&#x017F;elben &#x017F;o lange fort-<lb/>
zu&#x017F;etzen, bis man &#x017F;ein Recht erlanget<lb/>
hat,</hi> folglich <hi rendition="#fr">bis der eine entweder ei-<lb/>
nen Vergleich anbietet, oder den an-<lb/>
gebotenen annimmt</hi> (angef. §.): <hi rendition="#fr">aber wi-<lb/>
der einen Sto&#x0364;rer der o&#x0364;ffentlichen Ru-<lb/>
he &#x017F;etzet man ihn &#x017F;o lange fort, bis<lb/>
man vor die ku&#x0364;nftige Sicherheit hin-<lb/>
la&#x0364;nglich ge&#x017F;orget hat (§. 1218.). Wenn</hi><lb/>
aber <hi rendition="#fr">ein Krieger nicht kann vermocht<lb/>
werden entweder billige Friedensbe-<lb/>
dingungen anzubieten, oder anzuneh-<lb/>
men;</hi> &#x017F;o erhellet vor &#x017F;ich, <hi rendition="#fr">daß man den<lb/>
Krieg fort&#x017F;etzen mu&#x0364;ße, bis er ga&#x0364;ntzlich<lb/>
u&#x0364;berwunden worden,</hi> daß er nicht la&#x0364;n-<lb/>
ger wider&#x017F;tehen kann.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 1220.</head><lb/>
              <note place="left">Welche<lb/>
Friede<lb/>
machen<lb/>
ko&#x0364;nnen.</note>
              <p>Da der Krieg den ho&#x0364;ch&#x017F;ten Ma&#x0364;chten zu-<lb/>
&#x017F;teht (§. 1169.); <hi rendition="#fr">&#x017F;o ko&#x0364;nnen auch nur die<lb/>
ho&#x0364;ch&#x017F;te Ma&#x0364;chte Friede machen.</hi> Weil<lb/>
aber <hi rendition="#fr">ein Ko&#x0364;nig, der noch ein Kind,<lb/>
oder minderja&#x0364;hrig, oder fa&#x017F;t ohne Ver-<lb/>
&#x017F;tand,</hi> z. E. ra&#x017F;end, oder wahnwitzig i&#x017F;t, die<lb/>
Verwaltung des Reichs nicht hat; <hi rendition="#fr">&#x017F;o kann<lb/>
er auch</hi> deswegen <hi rendition="#fr">nicht Frieden &#x017F;chlie&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en, und</hi> folglich <hi rendition="#fr">mu&#x0364;ßen das diejenigen<lb/>
thun, denen die Verwaltung des</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">Reichs</hi></fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[898/0934] IV. Theil 9. Hauptſtuͤck. es bey zeiten Kriegsbuͤndniſſe mit an- dern ſchlieſſen (§. 1180.). §. 1219. Da man einen rechtmaͤßigen Krieg um ſein Recht zu erlangen fuͤhret (§. 1170.); ſo iſt es erlaubt denſelben ſo lange fort- zuſetzen, bis man ſein Recht erlanget hat, folglich bis der eine entweder ei- nen Vergleich anbietet, oder den an- gebotenen annimmt (angef. §.): aber wi- der einen Stoͤrer der oͤffentlichen Ru- he ſetzet man ihn ſo lange fort, bis man vor die kuͤnftige Sicherheit hin- laͤnglich geſorget hat (§. 1218.). Wenn aber ein Krieger nicht kann vermocht werden entweder billige Friedensbe- dingungen anzubieten, oder anzuneh- men; ſo erhellet vor ſich, daß man den Krieg fortſetzen muͤße, bis er gaͤntzlich uͤberwunden worden, daß er nicht laͤn- ger widerſtehen kann. §. 1220. Da der Krieg den hoͤchſten Maͤchten zu- ſteht (§. 1169.); ſo koͤnnen auch nur die hoͤchſte Maͤchte Friede machen. Weil aber ein Koͤnig, der noch ein Kind, oder minderjaͤhrig, oder faſt ohne Ver- ſtand, z. E. raſend, oder wahnwitzig iſt, die Verwaltung des Reichs nicht hat; ſo kann er auch deswegen nicht Frieden ſchlieſ- ſen, und folglich muͤßen das diejenigen thun, denen die Verwaltung des Reichs

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/934
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 898. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/934>, abgerufen am 22.11.2024.