Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

Bild:
<< vorherige Seite

IV. Theil 7. Hauptstück.
sen; so sind die Unterthanen von bey-
den streitenden Theilen,
folglich auch
Weiber, Knaben, Kinder unter der
Zahl der Feinde, und ihre Sachen sind
feindlich, sie mögen auch seyn wo sie
wollen.
Weil aber doch die Fremden, so
sich in des Feindes Landen aufhalten, nicht
unter die Feinde gehören, indem sie keine Un-
terthanen des Feindes sind (§. 1137.); so
sind auch die Sachen der Fremden,
welche auf feindlichen Gebiete ange-
troffen werden, nicht feindlich.
Da
aber erst bewiesen werden muß, daß sie Frem-
den zugehören; so werden sie für feindli-
che gehalten, bis das Gegentheil dar-
gethan worden.
Und weil auch die un-
cörperlichen Sachen der Feinde feindlich sind,
folglich auch das Recht dazu; so sind gleich-
falls diejenigen Sachen, welche einer,
so kein Feind ist, dem Feinde schuldig
ist, mit unter der Zahl der feindlichen
Sachen begriffen.

§. 1185.
Von de-
nen, wel-
che sich
zum Fein-
de schla-
gen.

Wer sich zu meinem Feinde schlägt,
z. E. wenn er ihm Hülfstruppen, oder
Subsidien zukommen läßet, oder ihn
auf irgend eine Art im Kriege hülft,

indem er hiermit etwas zu seinem Kriege bey-
trägt, und sich deshalb dessen theilhaftig
macht (§. 26.); der ist mein Feind, und
seine Sachen sind feindlich, wenn
de-
rowegen der Krieg angekündiget wird,

so

IV. Theil 7. Hauptſtuͤck.
ſen; ſo ſind die Unterthanen von bey-
den ſtreitenden Theilen,
folglich auch
Weiber, Knaben, Kinder unter der
Zahl der Feinde, und ihre Sachen ſind
feindlich, ſie moͤgen auch ſeyn wo ſie
wollen.
Weil aber doch die Fremden, ſo
ſich in des Feindes Landen aufhalten, nicht
unter die Feinde gehoͤren, indem ſie keine Un-
terthanen des Feindes ſind (§. 1137.); ſo
ſind auch die Sachen der Fremden,
welche auf feindlichen Gebiete ange-
troffen werden, nicht feindlich.
Da
aber erſt bewieſen werden muß, daß ſie Frem-
den zugehoͤren; ſo werden ſie fuͤr feindli-
che gehalten, bis das Gegentheil dar-
gethan worden.
Und weil auch die un-
coͤrperlichen Sachen der Feinde feindlich ſind,
folglich auch das Recht dazu; ſo ſind gleich-
falls diejenigen Sachen, welche einer,
ſo kein Feind iſt, dem Feinde ſchuldig
iſt, mit unter der Zahl der feindlichen
Sachen begriffen.

§. 1185.
Von de-
nen, wel-
che ſich
zum Fein-
de ſchla-
gen.

Wer ſich zu meinem Feinde ſchlaͤgt,
z. E. wenn er ihm Huͤlfstruppen, oder
Subſidien zukommen laͤßet, oder ihn
auf irgend eine Art im Kriege huͤlft,

indem er hiermit etwas zu ſeinem Kriege bey-
traͤgt, und ſich deshalb deſſen theilhaftig
macht (§. 26.); der iſt mein Feind, und
ſeine Sachen ſind feindlich, wenn
de-
rowegen der Krieg angekuͤndiget wird,

ſo
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0906" n="870"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">IV.</hi> Theil 7. Haupt&#x017F;tu&#x0364;ck.</hi></fw><lb/>
&#x017F;en; <hi rendition="#fr">&#x017F;o &#x017F;ind die Unterthanen von bey-<lb/>
den &#x017F;treitenden Theilen,</hi> folglich auch<lb/><hi rendition="#fr">Weiber, Knaben, Kinder unter der<lb/>
Zahl der Feinde, und ihre Sachen &#x017F;ind<lb/>
feindlich, &#x017F;ie mo&#x0364;gen auch &#x017F;eyn wo &#x017F;ie<lb/>
wollen.</hi> Weil aber doch die Fremden, &#x017F;o<lb/>
&#x017F;ich in des Feindes Landen aufhalten, nicht<lb/>
unter die Feinde geho&#x0364;ren, indem &#x017F;ie keine Un-<lb/>
terthanen des Feindes &#x017F;ind (§. 1137.); <hi rendition="#fr">&#x017F;o<lb/>
&#x017F;ind auch die Sachen der Fremden,<lb/>
welche auf feindlichen Gebiete ange-<lb/>
troffen werden, nicht feindlich.</hi> Da<lb/>
aber er&#x017F;t bewie&#x017F;en werden muß, daß &#x017F;ie Frem-<lb/>
den zugeho&#x0364;ren; <hi rendition="#fr">&#x017F;o werden &#x017F;ie fu&#x0364;r feindli-<lb/>
che gehalten, bis das Gegentheil dar-<lb/>
gethan worden.</hi> Und weil auch die un-<lb/>
co&#x0364;rperlichen Sachen der Feinde feindlich &#x017F;ind,<lb/>
folglich auch das Recht dazu; <hi rendition="#fr">&#x017F;o &#x017F;ind gleich-<lb/>
falls diejenigen Sachen, welche einer,<lb/>
&#x017F;o kein Feind i&#x017F;t, dem Feinde &#x017F;chuldig<lb/>
i&#x017F;t, mit unter der Zahl der feindlichen<lb/>
Sachen begriffen.</hi></p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 1185.</head><lb/>
              <note place="left">Von de-<lb/>
nen, wel-<lb/>
che &#x017F;ich<lb/>
zum Fein-<lb/>
de &#x017F;chla-<lb/>
gen.</note>
              <p><hi rendition="#fr">Wer &#x017F;ich zu meinem Feinde &#x017F;chla&#x0364;gt,<lb/>
z. E. wenn er ihm Hu&#x0364;lfstruppen, oder<lb/>
Sub&#x017F;idien zukommen la&#x0364;ßet, oder ihn<lb/>
auf irgend eine Art im Kriege hu&#x0364;lft,</hi><lb/>
indem er hiermit etwas zu &#x017F;einem Kriege bey-<lb/>
tra&#x0364;gt, und &#x017F;ich deshalb de&#x017F;&#x017F;en theilhaftig<lb/>
macht (§. 26.); <hi rendition="#fr">der i&#x017F;t mein Feind, und<lb/>
&#x017F;eine Sachen &#x017F;ind feindlich, wenn</hi> de-<lb/>
rowegen <hi rendition="#fr">der Krieg angeku&#x0364;ndiget wird,</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">&#x017F;o</hi></fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[870/0906] IV. Theil 7. Hauptſtuͤck. ſen; ſo ſind die Unterthanen von bey- den ſtreitenden Theilen, folglich auch Weiber, Knaben, Kinder unter der Zahl der Feinde, und ihre Sachen ſind feindlich, ſie moͤgen auch ſeyn wo ſie wollen. Weil aber doch die Fremden, ſo ſich in des Feindes Landen aufhalten, nicht unter die Feinde gehoͤren, indem ſie keine Un- terthanen des Feindes ſind (§. 1137.); ſo ſind auch die Sachen der Fremden, welche auf feindlichen Gebiete ange- troffen werden, nicht feindlich. Da aber erſt bewieſen werden muß, daß ſie Frem- den zugehoͤren; ſo werden ſie fuͤr feindli- che gehalten, bis das Gegentheil dar- gethan worden. Und weil auch die un- coͤrperlichen Sachen der Feinde feindlich ſind, folglich auch das Recht dazu; ſo ſind gleich- falls diejenigen Sachen, welche einer, ſo kein Feind iſt, dem Feinde ſchuldig iſt, mit unter der Zahl der feindlichen Sachen begriffen. §. 1185. Wer ſich zu meinem Feinde ſchlaͤgt, z. E. wenn er ihm Huͤlfstruppen, oder Subſidien zukommen laͤßet, oder ihn auf irgend eine Art im Kriege huͤlft, indem er hiermit etwas zu ſeinem Kriege bey- traͤgt, und ſich deshalb deſſen theilhaftig macht (§. 26.); der iſt mein Feind, und ſeine Sachen ſind feindlich, wenn de- rowegen der Krieg angekuͤndiget wird, ſo

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/906
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 870. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/906>, abgerufen am 22.11.2024.