gen ge- führet werden.welche von Nutzen hergenommen werden, oder wodurch ausgemacht wird, daß es uns vortheilhaftig sey, einen Krieg anzufangen, welche den rechtmäßigen(justificis) entge- gen stehen, die man von dem uns in einem gegebenen Falle zukommenden Recht zum Krie- ge herholet; zwischen welchen beyden in der Mitte die gleichsam rechtmäßigen(quasi justificae) sind, welche, wenn man sie gehö- rig erwäget, den Nahmen der rechtmäßigen nicht verdienen, sondern nur den Schein ha- ben: so ist der Krieg ungerecht, wel- cher bloß anrathender und gleichsam rechtmäßiger Gründe halber angefan- gen wird. Weil es wider die menschliche Natur streitet dem andern feines Vortheils wegen zu schaden (§. 44); und folglich die Grausamkeit, nach welcher einen ein Krieg an sich selbst vergnüget, welcher mit so vieler unschuldiger Menschen Niedermetzlung und Zerfleischung und Verheerung der Dinge ver- knüpfet ist, die menschliche Natur vertrei- bet; so überschreitet ein Krieg die Menschlichkeit, wenn iemand darauf ohne rechtmäßige, oder anrathende Gründe zu haben verfällt, und wird des- wegen thierisch(ferinum) genennet. Es sind aber die anrathenden Gründe bil- lig, welche aus dem Endzweck des Staats hergeleitet werden (§. 976.).
§. 1172.
IV.Theil 7. Hauptſtuͤck.
gen ge- fuͤhret werden.welche von Nutzen hergenommen werden, oder wodurch ausgemacht wird, daß es uns vortheilhaftig ſey, einen Krieg anzufangen, welche den rechtmaͤßigen(juſtificis) entge- gen ſtehen, die man von dem uns in einem gegebenen Falle zukommenden Recht zum Krie- ge herholet; zwiſchen welchen beyden in der Mitte die gleichſam rechtmaͤßigen(quaſi juſtificæ) ſind, welche, wenn man ſie gehoͤ- rig erwaͤget, den Nahmen der rechtmaͤßigen nicht verdienen, ſondern nur den Schein ha- ben: ſo iſt der Krieg ungerecht, wel- cher bloß anrathender und gleichſam rechtmaͤßiger Gruͤnde halber angefan- gen wird. Weil es wider die menſchliche Natur ſtreitet dem andern feines Vortheils wegen zu ſchaden (§. 44); und folglich die Grauſamkeit, nach welcher einen ein Krieg an ſich ſelbſt vergnuͤget, welcher mit ſo vieler unſchuldiger Menſchen Niedermetzlung und Zerfleiſchung und Verheerung der Dinge ver- knuͤpfet iſt, die menſchliche Natur vertrei- bet; ſo uͤberſchreitet ein Krieg die Menſchlichkeit, wenn iemand darauf ohne rechtmaͤßige, oder anrathende Gruͤnde zu haben verfaͤllt, und wird des- wegen thieriſch(ferinum) genennet. Es ſind aber die anrathenden Gruͤnde bil- lig, welche aus dem Endzweck des Staats hergeleitet werden (§. 976.).
§. 1172.
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IV. Theil 7. Hauptſtuͤck.
welche von Nutzen hergenommen werden,
oder wodurch ausgemacht wird, daß es uns
vortheilhaftig ſey, einen Krieg anzufangen,
welche den rechtmaͤßigen (juſtificis) entge-
gen ſtehen, die man von dem uns in einem
gegebenen Falle zukommenden Recht zum Krie-
ge herholet; zwiſchen welchen beyden in der
Mitte die gleichſam rechtmaͤßigen (quaſi
juſtificæ) ſind, welche, wenn man ſie gehoͤ-
rig erwaͤget, den Nahmen der rechtmaͤßigen
nicht verdienen, ſondern nur den Schein ha-
ben: ſo iſt der Krieg ungerecht, wel-
cher bloß anrathender und gleichſam
rechtmaͤßiger Gruͤnde halber angefan-
gen wird. Weil es wider die menſchliche
Natur ſtreitet dem andern feines Vortheils
wegen zu ſchaden (§. 44); und folglich die
Grauſamkeit, nach welcher einen ein Krieg
an ſich ſelbſt vergnuͤget, welcher mit ſo vieler
unſchuldiger Menſchen Niedermetzlung und
Zerfleiſchung und Verheerung der Dinge ver-
knuͤpfet iſt, die menſchliche Natur vertrei-
bet; ſo uͤberſchreitet ein Krieg die
Menſchlichkeit, wenn iemand darauf
ohne rechtmaͤßige, oder anrathende
Gruͤnde zu haben verfaͤllt, und wird des-
wegen thieriſch (ferinum) genennet. Es
ſind aber die anrathenden Gruͤnde bil-
lig, welche aus dem Endzweck des
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werden.
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Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 856. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/892>, abgerufen am 22.11.2024.
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