Recht der Natur. Und weil der Ober- herr das Recht denjenigen zu strafen hat, wel- cher das allen zustehende Recht, dergleichen die Majestätsrechte sind, welche unter der Herrschaft begriffen werden (§. 979.), und welche man auf den Regenten des Staats übertragen hat (§. 982.), verletzet; so stehet dem Oberherrn auch das Recht zu den zu strafen, welcher das Laster der be- leidigten Majestät begehet. Weil aber die Majestätsrechte nicht alle von gleichem Grade sind, vermöge dessen, was wir davon erwiesen haben (§. 1042. u. f.), und über- dem die Handlungen, so dawider begangen werden, der Republick nicht gleichen Scha- den bringen; so kann auch nicht ein je- des Laster der beleidigten Majestät auf einerley Art bestrafet werden. Man nennet es aber insonderheit das La- ster des Hochverraths(crimen perduel- lionis), wenn jemand den Regenten des Staats um das Leben, oder um die Herr- schaft zu bringen, oder die Republick über den Haufen zu werfen, oder ihr einen Stoß zu geben suchet: Da nun dies unter den Lastern der beleidigten Majestät das grösseste ist, so muß es auch mit den härtesten Stra- fen beleget werden. Es erhellet aber, daß man das Laster der beleidigten Majestät und des Hochverraths in ei- ner ieglichen Forme der Republick be- gehen könne. Und weil Kinder und An-
verwandte
III.Th. 2. A. 6. H. Von der Pflicht
Recht der Natur. Und weil der Ober- herr das Recht denjenigen zu ſtrafen hat, wel- cher das allen zuſtehende Recht, dergleichen die Majeſtaͤtsrechte ſind, welche unter der Herrſchaft begriffen werden (§. 979.), und welche man auf den Regenten des Staats uͤbertragen hat (§. 982.), verletzet; ſo ſtehet dem Oberherrn auch das Recht zu den zu ſtrafen, welcher das Laſter der be- leidigten Majeſtaͤt begehet. Weil aber die Majeſtaͤtsrechte nicht alle von gleichem Grade ſind, vermoͤge deſſen, was wir davon erwieſen haben (§. 1042. u. f.), und uͤber- dem die Handlungen, ſo dawider begangen werden, der Republick nicht gleichen Scha- den bringen; ſo kann auch nicht ein je- des Laſter der beleidigten Majeſtaͤt auf einerley Art beſtrafet werden. Man nennet es aber inſonderheit das La- ſter des Hochverraths(crimen perduel- lionis), wenn jemand den Regenten des Staats um das Leben, oder um die Herr- ſchaft zu bringen, oder die Republick uͤber den Haufen zu werfen, oder ihr einen Stoß zu geben ſuchet: Da nun dies unter den Laſtern der beleidigten Majeſtaͤt das groͤſſeſte iſt, ſo muß es auch mit den haͤrteſten Stra- fen beleget werden. Es erhellet aber, daß man das Laſter der beleidigten Majeſtaͤt und des Hochverraths in ei- ner ieglichen Forme der Republick be- gehen koͤnne. Und weil Kinder und An-
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III. Th. 2. A. 6. H. Von der Pflicht
Recht der Natur. Und weil der Ober-
herr das Recht denjenigen zu ſtrafen hat, wel-
cher das allen zuſtehende Recht, dergleichen
die Majeſtaͤtsrechte ſind, welche unter der
Herrſchaft begriffen werden (§. 979.), und
welche man auf den Regenten des Staats
uͤbertragen hat (§. 982.), verletzet; ſo ſtehet
dem Oberherrn auch das Recht zu den
zu ſtrafen, welcher das Laſter der be-
leidigten Majeſtaͤt begehet. Weil aber
die Majeſtaͤtsrechte nicht alle von gleichem
Grade ſind, vermoͤge deſſen, was wir davon
erwieſen haben (§. 1042. u. f.), und uͤber-
dem die Handlungen, ſo dawider begangen
werden, der Republick nicht gleichen Scha-
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des Laſter der beleidigten Majeſtaͤt
auf einerley Art beſtrafet werden.
Man nennet es aber inſonderheit das La-
ſter des Hochverraths (crimen perduel-
lionis), wenn jemand den Regenten des
Staats um das Leben, oder um die Herr-
ſchaft zu bringen, oder die Republick uͤber den
Haufen zu werfen, oder ihr einen Stoß zu
geben ſuchet: Da nun dies unter den Laſtern
der beleidigten Majeſtaͤt das groͤſſeſte iſt, ſo
muß es auch mit den haͤrteſten Stra-
fen beleget werden. Es erhellet aber,
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Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 790. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/826>, abgerufen am 22.11.2024.
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