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Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

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des Oberherrn und der Unterthanen.
sich nicht thun läßet, daß er alle öffentlicheeinem gu-
ten Re-
giment
erforder-
lichen
Räthen

Geschäfte, und sonderlich dasjenige, was bey
den Dingen, worüber gegenwärtig ein Ent-
schluß gefasset werden soll, zum Grunde ge-
setzt wird, auf das genaueste wisse; so muß
er sich
derohalben des Vortrags und
Raths kluger Leute, deren einer in
dieser, der andere in einer andern Art
der Geschäfte ausnehmende Geschick-
lichkeit hat, bedienen.
Man nennet sol-
che Räthe, und sie werden nach Verschie-
denheit der Geschäfte, wozu man ihren Rath
bedarf, in verschiedene Gattungen eingethei-
let. Die Räthe müssen demnach sich
nicht nur die Geschäfte wohl bekannt
gemacht haben, sondern auch alles und
iedes treulich vorstellen, worauf es im
gegenwärtigen Fall ankommt, nichts
verschweigen, und von aller Schmei-
cheley entfernet seyn.

§. 1077.

Dieweil das Exempel des Regenten in ei-Von der
Tugend
eines
Regen-
ten des
Staates.

nem Staat die grösseste Kraft die Untertha-
nen zu verbinden hat; so muß sich ein Re-
gent des Staats in aller Tugend und
Frömmigkeit hervorthun
(§. 1024.).
Und daß es ihm nicht an einem beständigen
Willen wohl zu regieren fehle (§. 1075.); so
muß er sein Volck lieben.

§. 1078.

Weil ihm oblieget die Republick wohl zuDer
Miß-
brauch

regieren (§. 1075.); so muß er die Ho-

heit
Nat. u. Völckerrecht. D d d

des Oberherrn und der Unterthanen.
ſich nicht thun laͤßet, daß er alle oͤffentlicheeinem gu-
ten Re-
giment
erforder-
lichen
Raͤthen

Geſchaͤfte, und ſonderlich dasjenige, was bey
den Dingen, woruͤber gegenwaͤrtig ein Ent-
ſchluß gefaſſet werden ſoll, zum Grunde ge-
ſetzt wird, auf das genaueſte wiſſe; ſo muß
er ſich
derohalben des Vortrags und
Raths kluger Leute, deren einer in
dieſer, der andere in einer andern Art
der Geſchaͤfte ausnehmende Geſchick-
lichkeit hat, bedienen.
Man nennet ſol-
che Raͤthe, und ſie werden nach Verſchie-
denheit der Geſchaͤfte, wozu man ihren Rath
bedarf, in verſchiedene Gattungen eingethei-
let. Die Raͤthe muͤſſen demnach ſich
nicht nur die Geſchaͤfte wohl bekannt
gemacht haben, ſondern auch alles und
iedes treulich vorſtellen, worauf es im
gegenwaͤrtigen Fall ankommt, nichts
verſchweigen, und von aller Schmei-
cheley entfernet ſeyn.

§. 1077.

Dieweil das Exempel des Regenten in ei-Von der
Tugend
eines
Regen-
ten des
Staates.

nem Staat die groͤſſeſte Kraft die Untertha-
nen zu verbinden hat; ſo muß ſich ein Re-
gent des Staats in aller Tugend und
Froͤmmigkeit hervorthun
(§. 1024.).
Und daß es ihm nicht an einem beſtaͤndigen
Willen wohl zu regieren fehle (§. 1075.); ſo
muß er ſein Volck lieben.

§. 1078.

Weil ihm oblieget die Republick wohl zuDer
Miß-
brauch

regieren (§. 1075.); ſo muß er die Ho-

heit
Nat. u. Voͤlckerrecht. D d d
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[785/0821] des Oberherrn und der Unterthanen. ſich nicht thun laͤßet, daß er alle oͤffentliche Geſchaͤfte, und ſonderlich dasjenige, was bey den Dingen, woruͤber gegenwaͤrtig ein Ent- ſchluß gefaſſet werden ſoll, zum Grunde ge- ſetzt wird, auf das genaueſte wiſſe; ſo muß er ſich derohalben des Vortrags und Raths kluger Leute, deren einer in dieſer, der andere in einer andern Art der Geſchaͤfte ausnehmende Geſchick- lichkeit hat, bedienen. Man nennet ſol- che Raͤthe, und ſie werden nach Verſchie- denheit der Geſchaͤfte, wozu man ihren Rath bedarf, in verſchiedene Gattungen eingethei- let. Die Raͤthe muͤſſen demnach ſich nicht nur die Geſchaͤfte wohl bekannt gemacht haben, ſondern auch alles und iedes treulich vorſtellen, worauf es im gegenwaͤrtigen Fall ankommt, nichts verſchweigen, und von aller Schmei- cheley entfernet ſeyn. einem gu- ten Re- giment erforder- lichen Raͤthen §. 1077. Dieweil das Exempel des Regenten in ei- nem Staat die groͤſſeſte Kraft die Untertha- nen zu verbinden hat; ſo muß ſich ein Re- gent des Staats in aller Tugend und Froͤmmigkeit hervorthun (§. 1024.). Und daß es ihm nicht an einem beſtaͤndigen Willen wohl zu regieren fehle (§. 1075.); ſo muß er ſein Volck lieben. Von der Tugend eines Regen- ten des Staates. §. 1078. Weil ihm oblieget die Republick wohl zu regieren (§. 1075.); ſo muß er die Ho- heit Der Miß- brauch Nat. u. Voͤlckerrecht. D d d

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 785. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/821>, abgerufen am 22.11.2024.