sich nicht thun läßet, daß er alle öffentlicheeinem gu- ten Re- giment erforder- lichen Räthen Geschäfte, und sonderlich dasjenige, was bey den Dingen, worüber gegenwärtig ein Ent- schluß gefasset werden soll, zum Grunde ge- setzt wird, auf das genaueste wisse; so muß er sich derohalben des Vortrags und Raths kluger Leute, deren einer in dieser, der andere in einer andern Art der Geschäfte ausnehmende Geschick- lichkeit hat, bedienen. Man nennet sol- che Räthe, und sie werden nach Verschie- denheit der Geschäfte, wozu man ihren Rath bedarf, in verschiedene Gattungen eingethei- let. Die Räthe müssen demnach sich nicht nur die Geschäfte wohl bekannt gemacht haben, sondern auch alles und iedes treulich vorstellen, worauf es im gegenwärtigen Fall ankommt, nichts verschweigen, und von aller Schmei- cheley entfernet seyn.
§. 1077.
Dieweil das Exempel des Regenten in ei-Von der Tugend eines Regen- ten des Staates. nem Staat die grösseste Kraft die Untertha- nen zu verbinden hat; so muß sich ein Re- gent des Staats in aller Tugend und Frömmigkeit hervorthun (§. 1024.). Und daß es ihm nicht an einem beständigen Willen wohl zu regieren fehle (§. 1075.); so muß er sein Volck lieben.
§. 1078.
Weil ihm oblieget die Republick wohl zuDer Miß- brauch regieren (§. 1075.); so muß er die Ho-
heit
Nat. u. Völckerrecht. D d d
des Oberherrn und der Unterthanen.
ſich nicht thun laͤßet, daß er alle oͤffentlicheeinem gu- ten Re- giment erforder- lichen Raͤthen Geſchaͤfte, und ſonderlich dasjenige, was bey den Dingen, woruͤber gegenwaͤrtig ein Ent- ſchluß gefaſſet werden ſoll, zum Grunde ge- ſetzt wird, auf das genaueſte wiſſe; ſo muß er ſich derohalben des Vortrags und Raths kluger Leute, deren einer in dieſer, der andere in einer andern Art der Geſchaͤfte ausnehmende Geſchick- lichkeit hat, bedienen. Man nennet ſol- che Raͤthe, und ſie werden nach Verſchie- denheit der Geſchaͤfte, wozu man ihren Rath bedarf, in verſchiedene Gattungen eingethei- let. Die Raͤthe muͤſſen demnach ſich nicht nur die Geſchaͤfte wohl bekannt gemacht haben, ſondern auch alles und iedes treulich vorſtellen, worauf es im gegenwaͤrtigen Fall ankommt, nichts verſchweigen, und von aller Schmei- cheley entfernet ſeyn.
§. 1077.
Dieweil das Exempel des Regenten in ei-Von der Tugend eines Regen- ten des Staates. nem Staat die groͤſſeſte Kraft die Untertha- nen zu verbinden hat; ſo muß ſich ein Re- gent des Staats in aller Tugend und Froͤmmigkeit hervorthun (§. 1024.). Und daß es ihm nicht an einem beſtaͤndigen Willen wohl zu regieren fehle (§. 1075.); ſo muß er ſein Volck lieben.
§. 1078.
Weil ihm oblieget die Republick wohl zuDer Miß- brauch regieren (§. 1075.); ſo muß er die Ho-
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Nat. u. Voͤlckerrecht. D d d
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des Oberherrn und der Unterthanen.
ſich nicht thun laͤßet, daß er alle oͤffentliche
Geſchaͤfte, und ſonderlich dasjenige, was bey
den Dingen, woruͤber gegenwaͤrtig ein Ent-
ſchluß gefaſſet werden ſoll, zum Grunde ge-
ſetzt wird, auf das genaueſte wiſſe; ſo muß
er ſich derohalben des Vortrags und
Raths kluger Leute, deren einer in
dieſer, der andere in einer andern Art
der Geſchaͤfte ausnehmende Geſchick-
lichkeit hat, bedienen. Man nennet ſol-
che Raͤthe, und ſie werden nach Verſchie-
denheit der Geſchaͤfte, wozu man ihren Rath
bedarf, in verſchiedene Gattungen eingethei-
let. Die Raͤthe muͤſſen demnach ſich
nicht nur die Geſchaͤfte wohl bekannt
gemacht haben, ſondern auch alles und
iedes treulich vorſtellen, worauf es im
gegenwaͤrtigen Fall ankommt, nichts
verſchweigen, und von aller Schmei-
cheley entfernet ſeyn.
einem gu-
ten Re-
giment
erforder-
lichen
Raͤthen
§. 1077.
Dieweil das Exempel des Regenten in ei-
nem Staat die groͤſſeſte Kraft die Untertha-
nen zu verbinden hat; ſo muß ſich ein Re-
gent des Staats in aller Tugend und
Froͤmmigkeit hervorthun (§. 1024.).
Und daß es ihm nicht an einem beſtaͤndigen
Willen wohl zu regieren fehle (§. 1075.); ſo
muß er ſein Volck lieben.
Von der
Tugend
eines
Regen-
ten des
Staates.
§. 1078.
Weil ihm oblieget die Republick wohl zu
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Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 785. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/821>, abgerufen am 22.11.2024.
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