reichen, verabredet, werden Heyrathsver- träge(pacta dotalia) genannt. Da es hier- bey auf den Willen derer, die den Vertrag machen, ankommt (§. 667.); so muß man halten, was in den Heyrathsverträ- gen verabredet worden.
§. 914.
Von Ge- schencken wegen der Hey- rath.
Jm Römischen Rechte nennt man das Ge- schenck wegen der Hochzeit(donatio propter nuptias),welches der Mann der Frau zur Sicherheit der Mitgabe giebt; und also nicht kleiner, als die Mitgabe seyn darf; nach dem Gesetze der Natur aber ist dieses nicht nöthig (§. 913.).
§. 915.
Von der Morgen- gabe.
Die Morgengabe(morgengaba) ist das Geschenck, welches der Bräutigam der Braut den Tag nach der Hochzeit zu geben pflegt, für die Jungferschaft, oder wenn es eine Wittwe ist, für die Schamhaftigkeit. Da nach dem Ehevertrag die Braut dem Bräu- tigam den Gebrauch ihres Leibes zu erlauben verbunden ist; so darf der Bräutigam nach dem Rechte der Natur vor die Erlaubniß des ersten Beyschlafs nichts bezahlen; folglich ist die Morgengabe, wel- che durch die Sitten der alten Deutschen ein- geführt worden, nach dem Rechte der Natur nicht nöthig: Durch dieselbe aber erhält die Frau in der Morgengabe das Eigen- thum (§. 317.).
Das
III.Theil 1. Abth. 4. Hauptſtuͤck. ꝛc.
reichen, verabredet, werden Heyrathsver- traͤge(pacta dotalia) genannt. Da es hier- bey auf den Willen derer, die den Vertrag machen, ankommt (§. 667.); ſo muß man halten, was in den Heyrathsvertraͤ- gen verabredet worden.
§. 914.
Von Ge- ſchencken wegen der Hey- rath.
Jm Roͤmiſchen Rechte nennt man das Ge- ſchenck wegen der Hochzeit(donatio propter nuptias),welches der Mann der Frau zur Sicherheit der Mitgabe giebt; und alſo nicht kleiner, als die Mitgabe ſeyn darf; nach dem Geſetze der Natur aber iſt dieſes nicht noͤthig (§. 913.).
§. 915.
Von der Morgen- gabe.
Die Morgengabe(morgengaba) iſt das Geſchenck, welches der Braͤutigam der Braut den Tag nach der Hochzeit zu geben pflegt, fuͤr die Jungferſchaft, oder wenn es eine Wittwe iſt, fuͤr die Schamhaftigkeit. Da nach dem Ehevertrag die Braut dem Braͤu- tigam den Gebrauch ihres Leibes zu erlauben verbunden iſt; ſo darf der Braͤutigam nach dem Rechte der Natur vor die Erlaubniß des erſten Beyſchlafs nichts bezahlen; folglich iſt die Morgengabe, wel- che durch die Sitten der alten Deutſchen ein- gefuͤhrt worden, nach dem Rechte der Natur nicht noͤthig: Durch dieſelbe aber erhaͤlt die Frau in der Morgengabe das Eigen- thum (§. 317.).
Das
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III. Theil 1. Abth. 4. Hauptſtuͤck. ꝛc.
reichen, verabredet, werden Heyrathsver-
traͤge (pacta dotalia) genannt. Da es hier-
bey auf den Willen derer, die den Vertrag
machen, ankommt (§. 667.); ſo muß man
halten, was in den Heyrathsvertraͤ-
gen verabredet worden.
§. 914.
Jm Roͤmiſchen Rechte nennt man das Ge-
ſchenck wegen der Hochzeit (donatio
propter nuptias), welches der Mann der
Frau zur Sicherheit der Mitgabe giebt; und
alſo nicht kleiner, als die Mitgabe ſeyn
darf; nach dem Geſetze der Natur aber
iſt dieſes nicht noͤthig (§. 913.).
§. 915.
Die Morgengabe (morgengaba) iſt das
Geſchenck, welches der Braͤutigam der Braut
den Tag nach der Hochzeit zu geben pflegt,
fuͤr die Jungferſchaft, oder wenn es eine
Wittwe iſt, fuͤr die Schamhaftigkeit. Da
nach dem Ehevertrag die Braut dem Braͤu-
tigam den Gebrauch ihres Leibes zu erlauben
verbunden iſt; ſo darf der Braͤutigam
nach dem Rechte der Natur vor die
Erlaubniß des erſten Beyſchlafs nichts
bezahlen; folglich iſt die Morgengabe, wel-
che durch die Sitten der alten Deutſchen ein-
gefuͤhrt worden, nach dem Rechte der Natur
nicht noͤthig: Durch dieſelbe aber erhaͤlt die
Frau in der Morgengabe das Eigen-
thum (§. 317.).
Das
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Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 664. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/700>, abgerufen am 22.11.2024.
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