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Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

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III. Theil 1. Abth. 2. Hauptstück.
des Ehestandes wegen geschehen muß, besteht
die beyderseitige Hülfe
(mutum adjuto-
rium)
der Eheleute (§. 848.).

§. 870.
Von der
Herr-
schaft,
oder Ge-
walt des
Ehe-
manns.

Weil aus dem Vertrage, wodurch die Ehe
errichtet wird, die Rechte und Verbindlich-
keiten der Eheleute entspringen (§. 856. u. f.);
so ist die Ehe eine gleiche Gesellschaft
(§. 839.), und was in derselben gesche-
hen soll, muß durch gemeinschaftliche
Einwilligung ausgemacht werden;

folglich ist die Herrschaft im Ehestande
(imperium conjugale), welche aus der ehe-
lichen Gesellschaft entspringt (§. 838.), eine
beyderseitige Herrschaft der Eheleute
über einander:
Da aber die Frau sich ih-
res Rechtes begeben kann (§. 342.); so
kann der Mann dieselbe allein entwe-
der durch einen ausdrücklichen Ver-
trag, oder durch einen stillschweigen-
den erlangen;
indem sie in dasjenige, was
die Gewohnheit mitbringt, stillschweigend ein-
williget; und alsdenn ist die Frau dem
Manne unterthan
(§. 835.).

§. 871.
Von der
Eheschei-
dung und
der an-
dern Hey-
rath.

Da die Eheleute mit einander die Kinder
zu erziehen schuldig sind (§. 855.); so kann
die Ehe nicht aufgehoben werden,
wenn die Kinder noch nicht erzogen
sind
(§. 444. 856.); folglich kann der
Mann die Frau nicht nach seinem Ge-
fallen verstossen, und der Frau ist nicht

erlaubt

III. Theil 1. Abth. 2. Hauptſtuͤck.
des Eheſtandes wegen geſchehen muß, beſteht
die beyderſeitige Huͤlfe
(mutum adjuto-
rium)
der Eheleute (§. 848.).

§. 870.
Von der
Herr-
ſchaft,
oder Ge-
walt des
Ehe-
manns.

Weil aus dem Vertrage, wodurch die Ehe
errichtet wird, die Rechte und Verbindlich-
keiten der Eheleute entſpringen (§. 856. u. f.);
ſo iſt die Ehe eine gleiche Geſellſchaft
(§. 839.), und was in derſelben geſche-
hen ſoll, muß durch gemeinſchaftliche
Einwilligung ausgemacht werden;

folglich iſt die Herrſchaft im Eheſtande
(imperium conjugale), welche aus der ehe-
lichen Geſellſchaft entſpringt (§. 838.), eine
beyderſeitige Herrſchaft der Eheleute
uͤber einander:
Da aber die Frau ſich ih-
res Rechtes begeben kann (§. 342.); ſo
kann der Mann dieſelbe allein entwe-
der durch einen ausdruͤcklichen Ver-
trag, oder durch einen ſtillſchweigen-
den erlangen;
indem ſie in dasjenige, was
die Gewohnheit mitbringt, ſtillſchweigend ein-
williget; und alsdenn iſt die Frau dem
Manne unterthan
(§. 835.).

§. 871.
Von der
Eheſchei-
dung und
der an-
dern Hey-
rath.

Da die Eheleute mit einander die Kinder
zu erziehen ſchuldig ſind (§. 855.); ſo kann
die Ehe nicht aufgehoben werden,
wenn die Kinder noch nicht erzogen
ſind
(§. 444. 856.); folglich kann der
Mann die Frau nicht nach ſeinem Ge-
fallen verſtoſſen, und der Frau iſt nicht

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[638/0674] III. Theil 1. Abth. 2. Hauptſtuͤck. des Eheſtandes wegen geſchehen muß, beſteht die beyderſeitige Huͤlfe (mutum adjuto- rium) der Eheleute (§. 848.). §. 870. Weil aus dem Vertrage, wodurch die Ehe errichtet wird, die Rechte und Verbindlich- keiten der Eheleute entſpringen (§. 856. u. f.); ſo iſt die Ehe eine gleiche Geſellſchaft (§. 839.), und was in derſelben geſche- hen ſoll, muß durch gemeinſchaftliche Einwilligung ausgemacht werden; folglich iſt die Herrſchaft im Eheſtande (imperium conjugale), welche aus der ehe- lichen Geſellſchaft entſpringt (§. 838.), eine beyderſeitige Herrſchaft der Eheleute uͤber einander: Da aber die Frau ſich ih- res Rechtes begeben kann (§. 342.); ſo kann der Mann dieſelbe allein entwe- der durch einen ausdruͤcklichen Ver- trag, oder durch einen ſtillſchweigen- den erlangen; indem ſie in dasjenige, was die Gewohnheit mitbringt, ſtillſchweigend ein- williget; und alsdenn iſt die Frau dem Manne unterthan (§. 835.). §. 871. Da die Eheleute mit einander die Kinder zu erziehen ſchuldig ſind (§. 855.); ſo kann die Ehe nicht aufgehoben werden, wenn die Kinder noch nicht erzogen ſind (§. 444. 856.); folglich kann der Mann die Frau nicht nach ſeinem Ge- fallen verſtoſſen, und der Frau iſt nicht erlaubt

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 638. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/674>, abgerufen am 24.12.2024.