klären, daß es mit jenem übereinkommt. Und weil die, welche die Kürtze im Reden lie- ben, in ihren Worten sich entweder auf das vorhergehende, oder nachfolgende beziehen; so muß man die Auslegung dergestalt ma- chen, daß das vorhergehende und nach- folgende mit einander übereinstimme, wofern es nicht offenbar erhellet, daß das vorhergehende durchs nachfolgen- de geändert worden sey.
§. 806.
Von der Ausle- gung aus den Be- wegungs- gründen des Wil- lens.
Es ist bekannt, daß der Wille durch Be- wegungsgründe bestimmt wird, welche ein hinreichender Grund des Wollens sind. Wenn bekannt ist, was für ein Grund einig und allein einen etwas zu wollen be- wogen hat, oder warum er dieses ge- wollt hat; so muß man die Worte auslegen, daß sie damit übereinkom- men; folglich wenn mehrere Gründe zusammen genommen einen Bewe- gungsgrund ausmachen, daß sie mit denselben zusammen genommen, wenn sie aber getheilt den Bewegungsgrund ausmachen, daß sie mit denselben ge- theilt(divisim)übereinstimmen.
§. 807.
Von de- nen Wör- tern, die man so anneh- men muß, wie
Es erhellet leicht vor sich, daß wenn ein Wort und eine Redensart sich auf et- was beziehen, die Bedeutung dersel- ben, die sie an und vor sich selbst ge- nommen(si simpliciter sumitur)haben,
also
II. Theil 19. Hauptſtuͤck.
klaͤren, daß es mit jenem uͤbereinkommt. Und weil die, welche die Kuͤrtze im Reden lie- ben, in ihren Worten ſich entweder auf das vorhergehende, oder nachfolgende beziehen; ſo muß man die Auslegung dergeſtalt ma- chen, daß das vorhergehende und nach- folgende mit einander uͤbereinſtimme, wofern es nicht offenbar erhellet, daß das vorhergehende durchs nachfolgen- de geaͤndert worden ſey.
§. 806.
Von der Ausle- gung aus den Be- wegungs- gruͤnden des Wil- lens.
Es iſt bekannt, daß der Wille durch Be- wegungsgruͤnde beſtimmt wird, welche ein hinreichender Grund des Wollens ſind. Wenn bekannt iſt, was fuͤr ein Grund einig und allein einen etwas zu wollen be- wogen hat, oder warum er dieſes ge- wollt hat; ſo muß man die Worte auslegen, daß ſie damit uͤbereinkom- men; folglich wenn mehrere Gruͤnde zuſammen genommen einen Bewe- gungsgrund ausmachen, daß ſie mit denſelben zuſammen genommen, wenn ſie aber getheilt den Bewegungsgrund ausmachen, daß ſie mit denſelben ge- theilt(diviſim)uͤbereinſtimmen.
§. 807.
Von de- nen Woͤr- tern, die man ſo anneh- men muß, wie
Es erhellet leicht vor ſich, daß wenn ein Wort und eine Redensart ſich auf et- was beziehen, die Bedeutung derſel- ben, die ſie an und vor ſich ſelbſt ge- nommen(ſi ſimpliciter ſumitur)haben,
alſo
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II. Theil 19. Hauptſtuͤck.
klaͤren, daß es mit jenem uͤbereinkommt.
Und weil die, welche die Kuͤrtze im Reden lie-
ben, in ihren Worten ſich entweder auf das
vorhergehende, oder nachfolgende beziehen; ſo
muß man die Auslegung dergeſtalt ma-
chen, daß das vorhergehende und nach-
folgende mit einander uͤbereinſtimme,
wofern es nicht offenbar erhellet, daß
das vorhergehende durchs nachfolgen-
de geaͤndert worden ſey.
§. 806.
Es iſt bekannt, daß der Wille durch Be-
wegungsgruͤnde beſtimmt wird, welche ein
hinreichender Grund des Wollens ſind. Wenn
bekannt iſt, was fuͤr ein Grund einig
und allein einen etwas zu wollen be-
wogen hat, oder warum er dieſes ge-
wollt hat; ſo muß man die Worte
auslegen, daß ſie damit uͤbereinkom-
men; folglich wenn mehrere Gruͤnde
zuſammen genommen einen Bewe-
gungsgrund ausmachen, daß ſie mit
denſelben zuſammen genommen, wenn
ſie aber getheilt den Bewegungsgrund
ausmachen, daß ſie mit denſelben ge-
theilt (diviſim) uͤbereinſtimmen.
§. 807.
Es erhellet leicht vor ſich, daß wenn ein
Wort und eine Redensart ſich auf et-
was beziehen, die Bedeutung derſel-
ben, die ſie an und vor ſich ſelbſt ge-
nommen (ſi ſimpliciter ſumitur) haben,
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Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 594. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/630>, abgerufen am 22.11.2024.
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