durch das Loos auszumachen; so hat derjenige Theil, dem daran gelegen ist, daß der Hader geschlichtet wird, indem es alsdenn nicht anders als durch einen Ver- gleich geschehen kann (§. 764. 765.), aller- dings das Recht, den andern mit Ge- walt zu einem Vergleiche zu bringen; weil auch das Recht, welches einem wahr- scheinlicher Weise zukommt, einem nicht ge- nommen werden kann (§. 100.).
§. 768.
Von der Vermit- telung.
Einen Mittler(mediator) nennt man eine Person, welche sich bemüht, den Streit zwischen andern beyzulegen, ob sie gleich nicht das Recht dazu hat. Die Handlung aber, wodurch die Beylegung von einem dritten ent- weder zu stande gebracht, oder versucht wird, nennt man die Vermittelung(mediatio). Der Mittler nimmt sich also der Sa- che von beyden Theilen an; bey dem aber, was ihm gutdüncket, dörfen die streitenden Partheyen es nicht bewen- den lassen. Da er das Recht den Streit beyzulegen nicht hat; so ist seine Pflicht nur Bedingungen vorzuschlagen, un- ter welchen er vermeinet, daß die Strei- tigkeit beygelegt werden könne; der streitenden Partheyen Meinung davon zu vernehmen, und zu rathen, die ent- weder von ihm, oder von einem von beyden Theilen vorgeschlagene Bedin- gungen anzunehmen. Und weil er sich
der
II. Th. 18. H. Von der natuͤrlichen Art
durch das Loos auszumachen; ſo hat derjenige Theil, dem daran gelegen iſt, daß der Hader geſchlichtet wird, indem es alsdenn nicht anders als durch einen Ver- gleich geſchehen kann (§. 764. 765.), aller- dings das Recht, den andern mit Ge- walt zu einem Vergleiche zu bringen; weil auch das Recht, welches einem wahr- ſcheinlicher Weiſe zukommt, einem nicht ge- nommen werden kann (§. 100.).
§. 768.
Von der Vermit- telung.
Einen Mittler(mediator) nennt man eine Perſon, welche ſich bemuͤht, den Streit zwiſchen andern beyzulegen, ob ſie gleich nicht das Recht dazu hat. Die Handlung aber, wodurch die Beylegung von einem dritten ent- weder zu ſtande gebracht, oder verſucht wird, nennt man die Vermittelung(mediatio). Der Mittler nimmt ſich alſo der Sa- che von beyden Theilen an; bey dem aber, was ihm gutduͤncket, doͤrfen die ſtreitenden Partheyen es nicht bewen- den laſſen. Da er das Recht den Streit beyzulegen nicht hat; ſo iſt ſeine Pflicht nur Bedingungen vorzuſchlagen, un- ter welchen er vermeinet, daß die Strei- tigkeit beygelegt werden koͤnne; der ſtreitenden Partheyen Meinung davon zu vernehmen, und zu rathen, die ent- weder von ihm, oder von einem von beyden Theilen vorgeſchlagene Bedin- gungen anzunehmen. Und weil er ſich
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II. Th. 18. H. Von der natuͤrlichen Art
durch das Loos auszumachen; ſo hat
derjenige Theil, dem daran gelegen iſt,
daß der Hader geſchlichtet wird, indem
es alsdenn nicht anders als durch einen Ver-
gleich geſchehen kann (§. 764. 765.), aller-
dings das Recht, den andern mit Ge-
walt zu einem Vergleiche zu bringen;
weil auch das Recht, welches einem wahr-
ſcheinlicher Weiſe zukommt, einem nicht ge-
nommen werden kann (§. 100.).
§. 768.
Einen Mittler (mediator) nennt man
eine Perſon, welche ſich bemuͤht, den Streit
zwiſchen andern beyzulegen, ob ſie gleich nicht
das Recht dazu hat. Die Handlung aber,
wodurch die Beylegung von einem dritten ent-
weder zu ſtande gebracht, oder verſucht wird,
nennt man die Vermittelung (mediatio).
Der Mittler nimmt ſich alſo der Sa-
che von beyden Theilen an; bey dem
aber, was ihm gutduͤncket, doͤrfen die
ſtreitenden Partheyen es nicht bewen-
den laſſen. Da er das Recht den Streit
beyzulegen nicht hat; ſo iſt ſeine Pflicht
nur Bedingungen vorzuſchlagen, un-
ter welchen er vermeinet, daß die Strei-
tigkeit beygelegt werden koͤnne; der
ſtreitenden Partheyen Meinung davon
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weder von ihm, oder von einem von
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Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 558. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/594>, abgerufen am 22.11.2024.
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