Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

Bild:
<< vorherige Seite

II. Th. 17. H. Von der Aufhebung
oder niedergelegt werden kann, nicht
statt findet; so ist das Anerbieten mit
Worten dem feyerlichen in der That
gleich
(§. 37.). Und weil es eben so viel
ist, als wenn man die Schuld abgetragen
hätte, wenn das Anerbieten feyerlich gesche-
hen; so wird durch das feyerliche An-
erbieten die Verbindlichkeit des Schuld-
ners aufgehoben
(§. cit.); folglich ge-
schieht dieses auch durch das Anerbie-
ten mit Worten einer unbeweglichen
Sache, oder die nicht versiegelt und
beqvem niedergelegt werden kann; und
wird
derowegen das Eigenthum dersel-
ben auf den Gläubiger gebracht, und
fällt
also alle Gefahr auf ihn (§. 243.).
Weil der Gläubiger die Zahlung anzunehmen
verbunden ist; so kann der Schuldner,
wenn der Gläubiger sie nicht anneh-
men will, natürlicher Weise auf Ge-
fahr des Gläubigers die schuldige Sa-
che in seinem Hause wider seinen Wil-
len lassen, und eine unbewegliche Sa-
che ledig stehen lassen, und sich gar
nicht mehr um dieselbe bekümmern.

Und weil der Schuldner am Verzug nicht
schuld ist, wenn der Gläubiger sich wei-
gert die angebotene Bezahlung anzu-
nehmen (§. 417.); so wird er vom Ver-
zuge befreyet; im Gegentheil
aber fängt
der Gläubiger an am Verzuge schuld
zu seyn.

§. 754.

II. Th. 17. H. Von der Aufhebung
oder niedergelegt werden kann, nicht
ſtatt findet; ſo iſt das Anerbieten mit
Worten dem feyerlichen in der That
gleich
(§. 37.). Und weil es eben ſo viel
iſt, als wenn man die Schuld abgetragen
haͤtte, wenn das Anerbieten feyerlich geſche-
hen; ſo wird durch das feyerliche An-
erbieten die Verbindlichkeit des Schuld-
ners aufgehoben
(§. cit.); folglich ge-
ſchieht dieſes auch durch das Anerbie-
ten mit Worten einer unbeweglichen
Sache, oder die nicht verſiegelt und
beqvem niedergelegt werden kann; und
wird
derowegen das Eigenthum derſel-
ben auf den Glaͤubiger gebracht, und
faͤllt
alſo alle Gefahr auf ihn (§. 243.).
Weil der Glaͤubiger die Zahlung anzunehmen
verbunden iſt; ſo kann der Schuldner,
wenn der Glaͤubiger ſie nicht anneh-
men will, natuͤrlicher Weiſe auf Ge-
fahr des Glaͤubigers die ſchuldige Sa-
che in ſeinem Hauſe wider ſeinen Wil-
len laſſen, und eine unbewegliche Sa-
che ledig ſtehen laſſen, und ſich gar
nicht mehr um dieſelbe bekuͤmmern.

Und weil der Schuldner am Verzug nicht
ſchuld iſt, wenn der Glaͤubiger ſich wei-
gert die angebotene Bezahlung anzu-
nehmen (§. 417.); ſo wird er vom Ver-
zuge befreyet; im Gegentheil
aber faͤngt
der Glaͤubiger an am Verzuge ſchuld
zu ſeyn.

§. 754.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0576" n="540"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">II.</hi> Th. 17. H. Von der Aufhebung</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">oder niedergelegt werden kann,</hi> nicht<lb/>
&#x017F;tatt findet; <hi rendition="#fr">&#x017F;o i&#x017F;t das Anerbieten mit<lb/>
Worten dem feyerlichen in der That<lb/>
gleich</hi> (§. 37.). Und weil es eben &#x017F;o viel<lb/>
i&#x017F;t, als wenn man die Schuld abgetragen<lb/>
ha&#x0364;tte, wenn das Anerbieten feyerlich ge&#x017F;che-<lb/>
hen; <hi rendition="#fr">&#x017F;o wird durch das feyerliche An-<lb/>
erbieten die Verbindlichkeit des Schuld-<lb/>
ners aufgehoben</hi> (§. <hi rendition="#aq">cit.</hi>); folglich <hi rendition="#fr">ge-<lb/>
&#x017F;chieht die&#x017F;es auch durch das Anerbie-<lb/>
ten mit Worten einer unbeweglichen<lb/>
Sache, oder die nicht ver&#x017F;iegelt und<lb/>
beqvem niedergelegt werden kann; und<lb/>
wird</hi> derowegen <hi rendition="#fr">das Eigenthum der&#x017F;el-<lb/>
ben auf den Gla&#x0364;ubiger gebracht, und<lb/>
fa&#x0364;llt</hi> al&#x017F;o <hi rendition="#fr">alle Gefahr auf ihn</hi> (§. 243.).<lb/>
Weil der Gla&#x0364;ubiger die Zahlung anzunehmen<lb/>
verbunden i&#x017F;t; <hi rendition="#fr">&#x017F;o kann der Schuldner,<lb/>
wenn der Gla&#x0364;ubiger &#x017F;ie nicht anneh-<lb/>
men will, natu&#x0364;rlicher Wei&#x017F;e auf Ge-<lb/>
fahr des Gla&#x0364;ubigers die &#x017F;chuldige Sa-<lb/>
che in &#x017F;einem Hau&#x017F;e wider &#x017F;einen Wil-<lb/>
len la&#x017F;&#x017F;en, und eine unbewegliche Sa-<lb/>
che ledig &#x017F;tehen la&#x017F;&#x017F;en, und &#x017F;ich gar<lb/>
nicht mehr um die&#x017F;elbe beku&#x0364;mmern.</hi><lb/>
Und weil der Schuldner am Verzug nicht<lb/>
&#x017F;chuld i&#x017F;t, <hi rendition="#fr">wenn der Gla&#x0364;ubiger &#x017F;ich wei-<lb/>
gert die angebotene Bezahlung anzu-<lb/>
nehmen (§. 417.); &#x017F;o wird er vom Ver-<lb/>
zuge befreyet; im Gegentheil</hi> aber <hi rendition="#fr">fa&#x0364;ngt<lb/>
der Gla&#x0364;ubiger an am Verzuge &#x017F;chuld<lb/>
zu &#x017F;eyn.</hi></p>
            </div><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">§. 754.</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[540/0576] II. Th. 17. H. Von der Aufhebung oder niedergelegt werden kann, nicht ſtatt findet; ſo iſt das Anerbieten mit Worten dem feyerlichen in der That gleich (§. 37.). Und weil es eben ſo viel iſt, als wenn man die Schuld abgetragen haͤtte, wenn das Anerbieten feyerlich geſche- hen; ſo wird durch das feyerliche An- erbieten die Verbindlichkeit des Schuld- ners aufgehoben (§. cit.); folglich ge- ſchieht dieſes auch durch das Anerbie- ten mit Worten einer unbeweglichen Sache, oder die nicht verſiegelt und beqvem niedergelegt werden kann; und wird derowegen das Eigenthum derſel- ben auf den Glaͤubiger gebracht, und faͤllt alſo alle Gefahr auf ihn (§. 243.). Weil der Glaͤubiger die Zahlung anzunehmen verbunden iſt; ſo kann der Schuldner, wenn der Glaͤubiger ſie nicht anneh- men will, natuͤrlicher Weiſe auf Ge- fahr des Glaͤubigers die ſchuldige Sa- che in ſeinem Hauſe wider ſeinen Wil- len laſſen, und eine unbewegliche Sa- che ledig ſtehen laſſen, und ſich gar nicht mehr um dieſelbe bekuͤmmern. Und weil der Schuldner am Verzug nicht ſchuld iſt, wenn der Glaͤubiger ſich wei- gert die angebotene Bezahlung anzu- nehmen (§. 417.); ſo wird er vom Ver- zuge befreyet; im Gegentheil aber faͤngt der Glaͤubiger an am Verzuge ſchuld zu ſeyn. §. 754.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/576
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 540. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/576>, abgerufen am 22.11.2024.