herr mit vollem Rechte Eigenthumsherr vom Hause; der Grundherr aber von Grund und Boden. Und weil das Recht des Erbgrundes nicht aufhört, wenn gleich das Haus einfal- len, oder abbrennen sollte; so ist, wenn es durch einen Unglücksfall untergeht, erlaubt ein neues aufzubauen. Und da der Grundherr kein Recht auf das hat, was sich auf dem Grund und Boden befindet (§. 195.); so ist die Bezahlung der Grund- zinse kein Recht in einer Sache (§. 334.), und der Grundherr kann an dem, was auf seinem Grund und Boden stehet, sich nicht halten, wenn nicht in dem Erbgrundcontracte demselben aus- drücklich eine Hypotheck auf dasselbe ausgemacht worden (§. 697.). Glei- chergestalt weil niemanden sein Recht benom- men werden kann (§. 100.); so wird das Haus mit dem Erbgrundrechte, und der Grund und Boden mit dem Eigenthume veräussert. Weil das Recht des Niedererbgrundherrn aus dem Contracte ermessen werden muß; so kann ei- nem auch die Erbnutzbarkeit(domi- nium utile)auf eine gewisse Zeit, oder vor gewisse Personen in Häusern, die auf fremden Grunde und Boden ste- hen, eingeräumet werden, und alsdenn ist das Erbgrundrecht dem Erbzins- rechte(juri emphyteuticario)ähnlich (§. 725.). Und von diesem Falle redet das Rö-
mische
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Von der Erbnutzbarkeit.
herr mit vollem Rechte Eigenthumsherr vom Hauſe; der Grundherr aber von Grund und Boden. Und weil das Recht des Erbgrundes nicht aufhoͤrt, wenn gleich das Haus einfal- len, oder abbrennen ſollte; ſo iſt, wenn es durch einen Ungluͤcksfall untergeht, erlaubt ein neues aufzubauen. Und da der Grundherr kein Recht auf das hat, was ſich auf dem Grund und Boden befindet (§. 195.); ſo iſt die Bezahlung der Grund- zinſe kein Recht in einer Sache (§. 334.), und der Grundherr kann an dem, was auf ſeinem Grund und Boden ſtehet, ſich nicht halten, wenn nicht in dem Erbgrundcontracte demſelben aus- druͤcklich eine Hypotheck auf daſſelbe ausgemacht worden (§. 697.). Glei- chergeſtalt weil niemanden ſein Recht benom- men werden kann (§. 100.); ſo wird das Haus mit dem Erbgrundrechte, und der Grund und Boden mit dem Eigenthume veraͤuſſert. Weil das Recht des Niedererbgrundherrn aus dem Contracte ermeſſen werden muß; ſo kann ei- nem auch die Erbnutzbarkeit(domi- nium utile)auf eine gewiſſe Zeit, oder vor gewiſſe Perſonen in Haͤuſern, die auf fremden Grunde und Boden ſte- hen, eingeraͤumet werden, und alsdenn iſt das Erbgrundrecht dem Erbzins- rechte(juri emphyteuticario)aͤhnlich (§. 725.). Und von dieſem Falle redet das Roͤ-
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Von der Erbnutzbarkeit.
herr mit vollem Rechte Eigenthumsherr vom
Hauſe; der Grundherr aber von Grund und
Boden. Und weil das Recht des Erbgrundes
nicht aufhoͤrt, wenn gleich das Haus einfal-
len, oder abbrennen ſollte; ſo iſt, wenn es
durch einen Ungluͤcksfall untergeht,
erlaubt ein neues aufzubauen. Und da
der Grundherr kein Recht auf das hat, was
ſich auf dem Grund und Boden befindet (§.
195.); ſo iſt die Bezahlung der Grund-
zinſe kein Recht in einer Sache (§. 334.),
und der Grundherr kann an dem, was
auf ſeinem Grund und Boden ſtehet,
ſich nicht halten, wenn nicht in dem
Erbgrundcontracte demſelben aus-
druͤcklich eine Hypotheck auf daſſelbe
ausgemacht worden (§. 697.). Glei-
chergeſtalt weil niemanden ſein Recht benom-
men werden kann (§. 100.); ſo wird das
Haus mit dem Erbgrundrechte, und
der Grund und Boden mit dem
Eigenthume veraͤuſſert. Weil das
Recht des Niedererbgrundherrn aus dem
Contracte ermeſſen werden muß; ſo kann ei-
nem auch die Erbnutzbarkeit (domi-
nium utile) auf eine gewiſſe Zeit, oder
vor gewiſſe Perſonen in Haͤuſern, die
auf fremden Grunde und Boden ſte-
hen, eingeraͤumet werden, und alsdenn
iſt das Erbgrundrecht dem Erbzins-
rechte (juri emphyteuticario) aͤhnlich (§.
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Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 519. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/555>, abgerufen am 22.11.2024.
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