Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

Bild:
<< vorherige Seite

II. Theil 16. Hauptstück.
folger die Zahlung leisten. Weil aber
die Bezahlung bloß eine Beschwerde ist, wel-
che dem Verkauf der Sache angehängt wor-
den (§. 409.); so ist derjenige, welcher
eine Sache durch den libellarischen
Contract erhalten, mit dem völligen
Rechte der Eigenthumsherr;
folglich
kann er dieselbe nach seinem Gefallen,
ohne Einwilligung des Eigenthums-
herrn des libellarischen Rechts, ver-
äussern und verändern
(§. 256. 257.).

§. 733.
Vom
Zinsrech-
te.

Das Zinsrecht (jus censiticum) ist das
Recht von einer einem andern zuge-
hörigen unbeweglichen Sache jährlich etwas
gewisses zu fordern, welches eine Zinse (cen-
sus)
genannt wird; die man eine vorbehal-
tene
(reservativus) nennet, wenn sie der Ei-
genthumsherr, da er die Sache verkauft, sich
vorbehalten hat; eine gesetzte (constitutus)
aber, wenn jemand sich dieselbe kauft, oder
geschenckt bekommt. Es erhellet aber, daß
das Zinsrecht ein Recht in einer Sache
sey
(§. 334.). Die Sache von welcher ei-
ne Zinse abgetragen werden muß, heißt ein
Zinsgut
(bonum censiticum), oder auch
ein schlechtes Zinsgut; wer den Zins be-
zahlt, wird Zinsmann, oder Censite (cen-
sualis);
wer denselben empfängt, der Zins-
herr
(census dominus); der Contract aber,
worinnen man von der Zinse Abrede genom-
men, der Zinscontract (contractus cen-

sualis)

II. Theil 16. Hauptſtuͤck.
folger die Zahlung leiſten. Weil aber
die Bezahlung bloß eine Beſchwerde iſt, wel-
che dem Verkauf der Sache angehaͤngt wor-
den (§. 409.); ſo iſt derjenige, welcher
eine Sache durch den libellariſchen
Contract erhalten, mit dem voͤlligen
Rechte der Eigenthumsherr;
folglich
kann er dieſelbe nach ſeinem Gefallen,
ohne Einwilligung des Eigenthums-
herrn des libellariſchen Rechts, ver-
aͤuſſern und veraͤndern
(§. 256. 257.).

§. 733.
Vom
Zinsrech-
te.

Das Zinsrecht (jus cenſiticum) iſt das
Recht von einer einem andern zuge-
hoͤrigen unbeweglichen Sache jaͤhrlich etwas
gewiſſes zu fordern, welches eine Zinſe (cen-
ſus)
genannt wird; die man eine vorbehal-
tene
(reſervativus) nennet, wenn ſie der Ei-
genthumsherr, da er die Sache verkauft, ſich
vorbehalten hat; eine geſetzte (conſtitutus)
aber, wenn jemand ſich dieſelbe kauft, oder
geſchenckt bekommt. Es erhellet aber, daß
das Zinsrecht ein Recht in einer Sache
ſey
(§. 334.). Die Sache von welcher ei-
ne Zinſe abgetragen werden muß, heißt ein
Zinsgut
(bonum cenſiticum), oder auch
ein ſchlechtes Zinsgut; wer den Zins be-
zahlt, wird Zinsmann, oder Cenſite (cen-
ſualis);
wer denſelben empfaͤngt, der Zins-
herr
(cenſus dominus); der Contract aber,
worinnen man von der Zinſe Abrede genom-
men, der Zinscontract (contractus cen-

ſualis)
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0552" n="516"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">II.</hi> Theil 16. Haupt&#x017F;tu&#x0364;ck.</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">folger die Zahlung lei&#x017F;ten.</hi> Weil aber<lb/>
die Bezahlung bloß eine Be&#x017F;chwerde i&#x017F;t, wel-<lb/>
che dem Verkauf der Sache angeha&#x0364;ngt wor-<lb/>
den (§. 409.); <hi rendition="#fr">&#x017F;o i&#x017F;t derjenige, welcher<lb/>
eine Sache durch den libellari&#x017F;chen<lb/>
Contract erhalten, mit dem vo&#x0364;lligen<lb/>
Rechte der Eigenthumsherr;</hi> folglich<lb/><hi rendition="#fr">kann er die&#x017F;elbe nach &#x017F;einem Gefallen,<lb/>
ohne Einwilligung des Eigenthums-<lb/>
herrn des libellari&#x017F;chen Rechts, ver-<lb/>
a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;ern und vera&#x0364;ndern</hi> (§. 256. 257.).</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 733.</head><lb/>
              <note place="left">Vom<lb/>
Zinsrech-<lb/>
te.</note>
              <p><hi rendition="#fr">Das Zinsrecht</hi><hi rendition="#aq">(jus cen&#x017F;iticum)</hi> i&#x017F;t das<lb/>
Recht von einer einem andern zuge-<lb/>
ho&#x0364;rigen unbeweglichen Sache ja&#x0364;hrlich etwas<lb/>
gewi&#x017F;&#x017F;es zu fordern, welches <hi rendition="#fr">eine Zin&#x017F;e</hi> <hi rendition="#aq">(cen-<lb/>
&#x017F;us)</hi> genannt wird; die man eine <hi rendition="#fr">vorbehal-<lb/>
tene</hi> <hi rendition="#aq">(re&#x017F;ervativus)</hi> nennet, wenn &#x017F;ie der Ei-<lb/>
genthumsherr, da er die Sache verkauft, &#x017F;ich<lb/>
vorbehalten hat; eine <hi rendition="#fr">ge&#x017F;etzte</hi> <hi rendition="#aq">(con&#x017F;titutus)</hi><lb/>
aber, wenn jemand &#x017F;ich die&#x017F;elbe kauft, oder<lb/>
ge&#x017F;chenckt bekommt. Es erhellet aber, <hi rendition="#fr">daß<lb/>
das Zinsrecht ein Recht in einer Sache<lb/>
&#x017F;ey</hi> (§. 334.). Die Sache von welcher ei-<lb/>
ne Zin&#x017F;e abgetragen werden muß, heißt <hi rendition="#fr">ein<lb/>
Zinsgut</hi> <hi rendition="#aq">(bonum cen&#x017F;iticum),</hi> oder auch<lb/><hi rendition="#fr">ein &#x017F;chlechtes Zinsgut;</hi> wer den Zins be-<lb/>
zahlt, wird <hi rendition="#fr">Zinsmann,</hi> oder Cen&#x017F;ite <hi rendition="#aq">(cen-<lb/>
&#x017F;ualis);</hi> wer den&#x017F;elben empfa&#x0364;ngt, <hi rendition="#fr">der Zins-<lb/>
herr</hi> <hi rendition="#aq">(cen&#x017F;us dominus);</hi> der Contract aber,<lb/>
worinnen man von der Zin&#x017F;e Abrede genom-<lb/>
men, <hi rendition="#fr">der Zinscontract</hi> <hi rendition="#aq">(contractus cen-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">&#x017F;ualis)</hi></fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[516/0552] II. Theil 16. Hauptſtuͤck. folger die Zahlung leiſten. Weil aber die Bezahlung bloß eine Beſchwerde iſt, wel- che dem Verkauf der Sache angehaͤngt wor- den (§. 409.); ſo iſt derjenige, welcher eine Sache durch den libellariſchen Contract erhalten, mit dem voͤlligen Rechte der Eigenthumsherr; folglich kann er dieſelbe nach ſeinem Gefallen, ohne Einwilligung des Eigenthums- herrn des libellariſchen Rechts, ver- aͤuſſern und veraͤndern (§. 256. 257.). §. 733. Das Zinsrecht (jus cenſiticum) iſt das Recht von einer einem andern zuge- hoͤrigen unbeweglichen Sache jaͤhrlich etwas gewiſſes zu fordern, welches eine Zinſe (cen- ſus) genannt wird; die man eine vorbehal- tene (reſervativus) nennet, wenn ſie der Ei- genthumsherr, da er die Sache verkauft, ſich vorbehalten hat; eine geſetzte (conſtitutus) aber, wenn jemand ſich dieſelbe kauft, oder geſchenckt bekommt. Es erhellet aber, daß das Zinsrecht ein Recht in einer Sache ſey (§. 334.). Die Sache von welcher ei- ne Zinſe abgetragen werden muß, heißt ein Zinsgut (bonum cenſiticum), oder auch ein ſchlechtes Zinsgut; wer den Zins be- zahlt, wird Zinsmann, oder Cenſite (cen- ſualis); wer denſelben empfaͤngt, der Zins- herr (cenſus dominus); der Contract aber, worinnen man von der Zinſe Abrede genom- men, der Zinscontract (contractus cen- ſualis)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/552
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 516. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/552>, abgerufen am 22.12.2024.