darf, wovon zu vermuthen, daß er dem Eigenthümer zur Last fallen wür- de: Jn zweifelhaften Fällen aber muß er dergleichen gäntzlich, wie auch allezeit das, was bloß der Lust wegen ange- wandt wird, unterlassen (§. 279. 280.). Weil die Anmassung eines fremden Geschäfts die vermuthete Einwilligung erfordert; so fol- get, daß, wenn also einer wider des an- dern Willen sich seines Geschäftes an- masset, dieser ihm zu nichts vollkom- men verbunden ist, ob er es gleich zu seinen Nutzen verwaltet hat; folglich, so bald derselbe verbietet, daß er sich seines Geschäftes nicht länger anmas- sen soll; so muß er es gleich unterlas- sen. Und weil in der Anmassung eines frem- den Geschäftes theils auf die Nothwendigkeit, theils auf den Nutzen dessen, dem es gehöret, zu sehen ist, der aber, welcher sich dessen an- masset, des andern Person vorstellt; so ver- stehet es sich, daß die Nothwendig- keit sich eines fremden Geschäftes an- zunehmen vorhanden sey, wenn durch Unterlaßung desselben ein unvermeid- licher Schaden entsteht, zu dessen Ab- wendung wir dem andern natürlicher Weise verbunden sind (§. 269.): Den Nutzen aber des andern muß der, welcher sich des Geschäftes anmasset, nicht nach Eigendüncken erachten, sondern aus der Beschaffenheit der Sache, der Zeit und
der
II.Theil 14. Hauptſtuͤck.
darf, wovon zu vermuthen, daß er dem Eigenthuͤmer zur Laſt fallen wuͤr- de: Jn zweifelhaften Faͤllen aber muß er dergleichen gaͤntzlich, wie auch allezeit das, was bloß der Luſt wegen ange- wandt wird, unterlaſſen (§. 279. 280.). Weil die Anmaſſung eines fremden Geſchaͤfts die vermuthete Einwilligung erfordert; ſo fol- get, daß, wenn alſo einer wider des an- dern Willen ſich ſeines Geſchaͤftes an- maſſet, dieſer ihm zu nichts vollkom- men verbunden iſt, ob er es gleich zu ſeinen Nutzen verwaltet hat; folglich, ſo bald derſelbe verbietet, daß er ſich ſeines Geſchaͤftes nicht laͤnger anmaſ- ſen ſoll; ſo muß er es gleich unterlaſ- ſen. Und weil in der Anmaſſung eines frem- den Geſchaͤftes theils auf die Nothwendigkeit, theils auf den Nutzen deſſen, dem es gehoͤret, zu ſehen iſt, der aber, welcher ſich deſſen an- maſſet, des andern Perſon vorſtellt; ſo ver- ſtehet es ſich, daß die Nothwendig- keit ſich eines fremden Geſchaͤftes an- zunehmen vorhanden ſey, wenn durch Unterlaßung deſſelben ein unvermeid- licher Schaden entſteht, zu deſſen Ab- wendung wir dem andern natuͤrlicher Weiſe verbunden ſind (§. 269.): Den Nutzen aber des andern muß der, welcher ſich des Geſchaͤftes anmaſſet, nicht nach Eigenduͤncken erachten, ſondern aus der Beſchaffenheit der Sache, der Zeit und
der
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0510"n="474"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#aq">II.</hi><hirendition="#b">Theil 14. Hauptſtuͤck.</hi></fw><lb/><hirendition="#fr">darf, wovon zu vermuthen, daß er<lb/>
dem Eigenthuͤmer zur Laſt fallen wuͤr-<lb/>
de: Jn zweifelhaften Faͤllen aber muß<lb/>
er dergleichen gaͤntzlich, wie auch allezeit<lb/>
das, was bloß der Luſt wegen ange-<lb/>
wandt wird, unterlaſſen</hi> (§. 279. 280.).<lb/>
Weil die Anmaſſung eines fremden Geſchaͤfts<lb/>
die vermuthete Einwilligung erfordert; ſo fol-<lb/>
get, <hirendition="#fr">daß, wenn</hi> alſo <hirendition="#fr">einer wider des an-<lb/>
dern Willen ſich ſeines Geſchaͤftes an-<lb/>
maſſet, dieſer ihm zu nichts vollkom-<lb/>
men verbunden iſt, ob er es gleich zu<lb/>ſeinen Nutzen verwaltet hat;</hi> folglich,<lb/><hirendition="#fr">ſo bald derſelbe verbietet, daß er ſich<lb/>ſeines Geſchaͤftes nicht laͤnger anmaſ-<lb/>ſen ſoll; ſo muß er es gleich unterlaſ-<lb/>ſen.</hi> Und weil in der Anmaſſung eines frem-<lb/>
den Geſchaͤftes theils auf die Nothwendigkeit,<lb/>
theils auf den Nutzen deſſen, dem es gehoͤret,<lb/>
zu ſehen iſt, der aber, welcher ſich deſſen an-<lb/>
maſſet, des andern Perſon vorſtellt; <hirendition="#fr">ſo ver-<lb/>ſtehet es ſich, daß die Nothwendig-<lb/>
keit ſich eines fremden Geſchaͤftes an-<lb/>
zunehmen vorhanden ſey, wenn durch<lb/>
Unterlaßung deſſelben ein unvermeid-<lb/>
licher Schaden entſteht,</hi> zu deſſen Ab-<lb/>
wendung wir dem andern natuͤrlicher Weiſe<lb/>
verbunden ſind (§. 269.): <hirendition="#fr">Den Nutzen</hi> aber<lb/><hirendition="#fr">des andern muß der, welcher ſich<lb/>
des Geſchaͤftes anmaſſet, nicht nach<lb/>
Eigenduͤncken erachten, ſondern aus der<lb/>
Beſchaffenheit der Sache, der Zeit und</hi><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#fr">der</hi></fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[474/0510]
II. Theil 14. Hauptſtuͤck.
darf, wovon zu vermuthen, daß er
dem Eigenthuͤmer zur Laſt fallen wuͤr-
de: Jn zweifelhaften Faͤllen aber muß
er dergleichen gaͤntzlich, wie auch allezeit
das, was bloß der Luſt wegen ange-
wandt wird, unterlaſſen (§. 279. 280.).
Weil die Anmaſſung eines fremden Geſchaͤfts
die vermuthete Einwilligung erfordert; ſo fol-
get, daß, wenn alſo einer wider des an-
dern Willen ſich ſeines Geſchaͤftes an-
maſſet, dieſer ihm zu nichts vollkom-
men verbunden iſt, ob er es gleich zu
ſeinen Nutzen verwaltet hat; folglich,
ſo bald derſelbe verbietet, daß er ſich
ſeines Geſchaͤftes nicht laͤnger anmaſ-
ſen ſoll; ſo muß er es gleich unterlaſ-
ſen. Und weil in der Anmaſſung eines frem-
den Geſchaͤftes theils auf die Nothwendigkeit,
theils auf den Nutzen deſſen, dem es gehoͤret,
zu ſehen iſt, der aber, welcher ſich deſſen an-
maſſet, des andern Perſon vorſtellt; ſo ver-
ſtehet es ſich, daß die Nothwendig-
keit ſich eines fremden Geſchaͤftes an-
zunehmen vorhanden ſey, wenn durch
Unterlaßung deſſelben ein unvermeid-
licher Schaden entſteht, zu deſſen Ab-
wendung wir dem andern natuͤrlicher Weiſe
verbunden ſind (§. 269.): Den Nutzen aber
des andern muß der, welcher ſich
des Geſchaͤftes anmaſſet, nicht nach
Eigenduͤncken erachten, ſondern aus der
Beſchaffenheit der Sache, der Zeit und
der
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 474. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/510>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.