des Gläubigers gebracht werden soll. Die Zinsen, welche für das Seegeld gezahlet wer- den, sind Seezinsen(foenus nauticum); die, welche für das dem Seegelde ähnliche Geld gezahlt werden, den Seezin- sen ähnliche Zinsen(foenus quasi nauti- cum). Daher nennt man den See- zinsecontract(contractum foenebrem nau- ticum), in welchem man wegen der Seezin- sen; und den dem Seezinscontract ähn- lichen Contract(contractum quasi nauti- cum), in welchem man wegen der den See- zinsen ähnlichen Zinsen verabredet. Mit ei- nem gemeinschaftlichen Nahmen werden sie Transportcontracte(contractus trajecti- tii) genannt. Die Seezinsen und diesen ähnliche Zinsen müssen also stärcker seyn als die, welche für den blossen Ge- brauch des Geldes gezahlt werden, und zwar um so viel, als die Gefahr gilt, die einer bey der Uebersendung übernimmt; folglich nach der Grösse der Gefahr werden beyde vermehrt und vermindert, unendlich fort. Da es sich verstehet, daß das Geld dem Schuld- ner nicht eher gezahlt worden, als bis es oh- ne Schaden an dem bestimmten Ort ankom- men; so ist man nichts schuldig, wenn das Geld verunglückt (§. 243.): wenn es aber wohl ankommt, so ist man das Capital mit den Zinsen schuldig (§. 438.). Weil aber die Gefahr aufhört, so
bald
II.Theil 13. Hauptſtuͤck.
des Glaͤubigers gebracht werden ſoll. Die Zinſen, welche fuͤr das Seegeld gezahlet wer- den, ſind Seezinſen(fœnus nauticum); die, welche fuͤr das dem Seegelde aͤhnliche Geld gezahlt werden, den Seezin- ſen aͤhnliche Zinſen(fœnus quaſi nauti- cum). Daher nennt man den See- zinſecontract(contractum fœnebrem nau- ticum), in welchem man wegen der Seezin- ſen; und den dem Seezinscontract aͤhn- lichen Contract(contractum quaſi nauti- cum), in welchem man wegen der den See- zinſen aͤhnlichen Zinſen verabredet. Mit ei- nem gemeinſchaftlichen Nahmen werden ſie Transportcontracte(contractus trajecti- tii) genannt. Die Seezinſen und dieſen aͤhnliche Zinſen muͤſſen alſo ſtaͤrcker ſeyn als die, welche fuͤr den bloſſen Ge- brauch des Geldes gezahlt werden, und zwar um ſo viel, als die Gefahr gilt, die einer bey der Ueberſendung uͤbernimmt; folglich nach der Groͤſſe der Gefahr werden beyde vermehrt und vermindert, unendlich fort. Da es ſich verſtehet, daß das Geld dem Schuld- ner nicht eher gezahlt worden, als bis es oh- ne Schaden an dem beſtimmten Ort ankom- men; ſo iſt man nichts ſchuldig, wenn das Geld verungluͤckt (§. 243.): wenn es aber wohl ankommt, ſo iſt man das Capital mit den Zinſen ſchuldig (§. 438.). Weil aber die Gefahr aufhoͤrt, ſo
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II. Theil 13. Hauptſtuͤck.
des Glaͤubigers gebracht werden ſoll. Die
Zinſen, welche fuͤr das Seegeld gezahlet wer-
den, ſind Seezinſen (fœnus nauticum);
die, welche fuͤr das dem Seegelde aͤhnliche
Geld gezahlt werden, den Seezin-
ſen aͤhnliche Zinſen (fœnus quaſi nauti-
cum). Daher nennt man den See-
zinſecontract (contractum fœnebrem nau-
ticum), in welchem man wegen der Seezin-
ſen; und den dem Seezinscontract aͤhn-
lichen Contract (contractum quaſi nauti-
cum), in welchem man wegen der den See-
zinſen aͤhnlichen Zinſen verabredet. Mit ei-
nem gemeinſchaftlichen Nahmen werden ſie
Transportcontracte (contractus trajecti-
tii) genannt. Die Seezinſen und dieſen
aͤhnliche Zinſen muͤſſen alſo ſtaͤrcker ſeyn
als die, welche fuͤr den bloſſen Ge-
brauch des Geldes gezahlt werden,
und zwar um ſo viel, als die Gefahr
gilt, die einer bey der Ueberſendung
uͤbernimmt; folglich nach der Groͤſſe
der Gefahr werden beyde vermehrt
und vermindert, unendlich fort. Da
es ſich verſtehet, daß das Geld dem Schuld-
ner nicht eher gezahlt worden, als bis es oh-
ne Schaden an dem beſtimmten Ort ankom-
men; ſo iſt man nichts ſchuldig, wenn
das Geld verungluͤckt (§. 243.): wenn
es aber wohl ankommt, ſo iſt man das
Capital mit den Zinſen ſchuldig (§.
438.). Weil aber die Gefahr aufhoͤrt, ſo
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Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 464. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/500>, abgerufen am 22.11.2024.
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