Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

Bild:
<< vorherige Seite

II. Theil 13. Hauptstück.
verbessern geschiehet, ist erlaubt (§.
134.). Und weil niemand den andern belei-
digen soll (§. 154.); so sind Schertze, wo-
durch andere beleidiget werden, uner-
laubt.
Weil eine vergängliche Lust, wenn
sie unschädlich ist, erlaubt ist (§. 120.); so
ists
auch erlaubt bloß zur Lust zu scher-
tzen, wenn nur dabey nichts befindlich,
was einer Pflicht zuwider;
ja es ist
auch erlaubt bloß zur Lust zu spielen.

Endlich da uns das Gesetze der Natur ver-
bindet unanständige Handlungen zu unterlas-
sen (§. 55.); so muß man auch unan-
ständige Schertze und Spiele meiden.

§. 678.
Vom
Spiel-
contract.

Einen Spielcontract (contractus luso-
rius)
nennet man, darin diejenigen, welche
mit einander spielen, mit einander eines wer-
den, daß ein gewisser Gewinn, den man
durch gemeinschaftliche Einwilligung bestimmt,
dessen seyn soll, auf dessen Seite sich eine ge-
wisse Bedingung befinden wird, oder daß
auch ein Schaden einem zum Gewinn gerech-
net werden soll, auf dessen Seite sich eine an-
dere Bedingung befinden wird. Den Haupt-
gewinn
(lucrum primarium) nennt man
denjenigen, welcher dem gehört, bey dem
nach geendigtem Spiele eine gewisse Bedin-
gung sich befindet; den Nebengewinn (lu-
crum secundarium)
aber den, welchen der
erhält, bey dem unter dem Spiele eine ge-
wisse Bedingung sich befindet. Der ordent-

liche

II. Theil 13. Hauptſtuͤck.
verbeſſern geſchiehet, iſt erlaubt (§.
134.). Und weil niemand den andern belei-
digen ſoll (§. 154.); ſo ſind Schertze, wo-
durch andere beleidiget werden, uner-
laubt.
Weil eine vergaͤngliche Luſt, wenn
ſie unſchaͤdlich iſt, erlaubt iſt (§. 120.); ſo
iſts
auch erlaubt bloß zur Luſt zu ſcher-
tzen, wenn nur dabey nichts befindlich,
was einer Pflicht zuwider;
ja es iſt
auch erlaubt bloß zur Luſt zu ſpielen.

Endlich da uns das Geſetze der Natur ver-
bindet unanſtaͤndige Handlungen zu unterlaſ-
ſen (§. 55.); ſo muß man auch unan-
ſtaͤndige Schertze und Spiele meiden.

§. 678.
Vom
Spiel-
contract.

Einen Spielcontract (contractus luſo-
rius)
nennet man, darin diejenigen, welche
mit einander ſpielen, mit einander eines wer-
den, daß ein gewiſſer Gewinn, den man
durch gemeinſchaftliche Einwilligung beſtimmt,
deſſen ſeyn ſoll, auf deſſen Seite ſich eine ge-
wiſſe Bedingung befinden wird, oder daß
auch ein Schaden einem zum Gewinn gerech-
net werden ſoll, auf deſſen Seite ſich eine an-
dere Bedingung befinden wird. Den Haupt-
gewinn
(lucrum primarium) nennt man
denjenigen, welcher dem gehoͤrt, bey dem
nach geendigtem Spiele eine gewiſſe Bedin-
gung ſich befindet; den Nebengewinn (lu-
crum ſecundarium)
aber den, welchen der
erhaͤlt, bey dem unter dem Spiele eine ge-
wiſſe Bedingung ſich befindet. Der ordent-

liche
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0496" n="460"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">II.</hi><hi rendition="#b">Theil 13. Haupt&#x017F;tu&#x0364;ck.</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">verbe&#x017F;&#x017F;ern ge&#x017F;chiehet, i&#x017F;t erlaubt</hi> (§.<lb/>
134.). Und weil niemand den andern belei-<lb/>
digen &#x017F;oll (§. 154.); <hi rendition="#fr">&#x017F;o &#x017F;ind Schertze, wo-<lb/>
durch andere beleidiget werden, uner-<lb/>
laubt.</hi> Weil eine verga&#x0364;ngliche Lu&#x017F;t, wenn<lb/>
&#x017F;ie un&#x017F;cha&#x0364;dlich i&#x017F;t, erlaubt i&#x017F;t (§. 120.); <hi rendition="#fr">&#x017F;o<lb/>
i&#x017F;ts</hi> auch <hi rendition="#fr">erlaubt bloß zur Lu&#x017F;t zu &#x017F;cher-<lb/>
tzen, wenn nur dabey nichts befindlich,<lb/>
was einer Pflicht zuwider;</hi> ja <hi rendition="#fr">es i&#x017F;t<lb/>
auch erlaubt bloß zur Lu&#x017F;t zu &#x017F;pielen.</hi><lb/>
Endlich da uns das Ge&#x017F;etze der Natur ver-<lb/>
bindet unan&#x017F;ta&#x0364;ndige Handlungen zu unterla&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en (§. 55.); <hi rendition="#fr">&#x017F;o muß man auch unan-<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;ndige Schertze und Spiele meiden.</hi></p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 678.</head><lb/>
              <note place="left">Vom<lb/>
Spiel-<lb/>
contract.</note>
              <p>Einen <hi rendition="#fr">Spielcontract</hi> <hi rendition="#aq">(contractus lu&#x017F;o-<lb/>
rius)</hi> nennet man, darin diejenigen, welche<lb/>
mit einander &#x017F;pielen, mit einander eines wer-<lb/>
den, daß ein gewi&#x017F;&#x017F;er Gewinn, den man<lb/>
durch gemein&#x017F;chaftliche Einwilligung be&#x017F;timmt,<lb/>
de&#x017F;&#x017F;en &#x017F;eyn &#x017F;oll, auf de&#x017F;&#x017F;en Seite &#x017F;ich eine ge-<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;e Bedingung befinden wird, oder daß<lb/>
auch ein Schaden einem zum Gewinn gerech-<lb/>
net werden &#x017F;oll, auf de&#x017F;&#x017F;en Seite &#x017F;ich eine an-<lb/>
dere Bedingung befinden wird. Den <hi rendition="#fr">Haupt-<lb/>
gewinn</hi> <hi rendition="#aq">(lucrum primarium)</hi> nennt man<lb/>
denjenigen, welcher dem geho&#x0364;rt, bey dem<lb/>
nach geendigtem Spiele eine gewi&#x017F;&#x017F;e Bedin-<lb/>
gung &#x017F;ich befindet; den <hi rendition="#fr">Nebengewinn</hi> <hi rendition="#aq">(lu-<lb/>
crum &#x017F;ecundarium)</hi> aber den, welchen der<lb/>
erha&#x0364;lt, bey dem unter dem Spiele eine ge-<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;e Bedingung &#x017F;ich befindet. Der <hi rendition="#fr">ordent-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">liche</hi></fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[460/0496] II. Theil 13. Hauptſtuͤck. verbeſſern geſchiehet, iſt erlaubt (§. 134.). Und weil niemand den andern belei- digen ſoll (§. 154.); ſo ſind Schertze, wo- durch andere beleidiget werden, uner- laubt. Weil eine vergaͤngliche Luſt, wenn ſie unſchaͤdlich iſt, erlaubt iſt (§. 120.); ſo iſts auch erlaubt bloß zur Luſt zu ſcher- tzen, wenn nur dabey nichts befindlich, was einer Pflicht zuwider; ja es iſt auch erlaubt bloß zur Luſt zu ſpielen. Endlich da uns das Geſetze der Natur ver- bindet unanſtaͤndige Handlungen zu unterlaſ- ſen (§. 55.); ſo muß man auch unan- ſtaͤndige Schertze und Spiele meiden. §. 678. Einen Spielcontract (contractus luſo- rius) nennet man, darin diejenigen, welche mit einander ſpielen, mit einander eines wer- den, daß ein gewiſſer Gewinn, den man durch gemeinſchaftliche Einwilligung beſtimmt, deſſen ſeyn ſoll, auf deſſen Seite ſich eine ge- wiſſe Bedingung befinden wird, oder daß auch ein Schaden einem zum Gewinn gerech- net werden ſoll, auf deſſen Seite ſich eine an- dere Bedingung befinden wird. Den Haupt- gewinn (lucrum primarium) nennt man denjenigen, welcher dem gehoͤrt, bey dem nach geendigtem Spiele eine gewiſſe Bedin- gung ſich befindet; den Nebengewinn (lu- crum ſecundarium) aber den, welchen der erhaͤlt, bey dem unter dem Spiele eine ge- wiſſe Bedingung ſich befindet. Der ordent- liche

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/496
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 460. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/496>, abgerufen am 22.11.2024.