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Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

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Von den Glückscontracten.
Sache, auf deren nicht vorhergesehene Be-
stimmung die Erlangung einer körperlichen,
oder unkörperlichen Sache beruhet; oder es
ist ein Zeichen dessen, was wir haben sollen,
welches durch das Glück bestimmt wird. Da-
her erhellet, daß man nicht durchs Loos
entscheiden soll, was durch Ueberle-
gung geschehen kann;
sondern das, was
dadurch nicht ausgemacht werden
kann.
Es ist aber das Loos entweder ein
Wahlloos (sors electrix), wodurch be-
stimmt wird, was aus zweyen Sachen er-
wählt werden soll; oder ein Zutheilungs-
loos
(sors attributrix), wodurch einem eine
gewisse Sache zugeeignet wird; oder ein Thei-
lungsloos
(sors divisoria), wodurch be-
stimmt wird, welchen Theil von einer getheil-
ten Sache einer haben soll. Hiezu setzet man
das Wahrsagungsloos (sors divinato-
ria),
wodurch einer das, was künftig ist, be-
stimmen will. Denn die Wahrsagung ist
die Vorhersagung künftiger Dinge. Da es
gewiß ist, daß die Begebenheiten in dieser
Welt durch eine Folge von Ursachen bestimmt
sind; folglich auch bestimmt ist, wie das
Loos fallen muß; so kann das Vorherwis-
sen des Künftigen nicht durch das Loos
ausgemacht werden;
folglich kommt
das Wahrsagungsloos aus dem Aber-
glauben, und widerspricht
also dem Ge-
setze der Natur
(§. 182.).

§. 670.
F f 3

Von den Gluͤckscontracten.
Sache, auf deren nicht vorhergeſehene Be-
ſtimmung die Erlangung einer koͤrperlichen,
oder unkoͤrperlichen Sache beruhet; oder es
iſt ein Zeichen deſſen, was wir haben ſollen,
welches durch das Gluͤck beſtimmt wird. Da-
her erhellet, daß man nicht durchs Loos
entſcheiden ſoll, was durch Ueberle-
gung geſchehen kann;
ſondern das, was
dadurch nicht ausgemacht werden
kann.
Es iſt aber das Loos entweder ein
Wahlloos (ſors electrix), wodurch be-
ſtimmt wird, was aus zweyen Sachen er-
waͤhlt werden ſoll; oder ein Zutheilungs-
loos
(ſors attributrix), wodurch einem eine
gewiſſe Sache zugeeignet wird; oder ein Thei-
lungsloos
(ſors diviſoria), wodurch be-
ſtimmt wird, welchen Theil von einer getheil-
ten Sache einer haben ſoll. Hiezu ſetzet man
das Wahrſagungsloos (ſors divinato-
ria),
wodurch einer das, was kuͤnftig iſt, be-
ſtimmen will. Denn die Wahrſagung iſt
die Vorherſagung kuͤnftiger Dinge. Da es
gewiß iſt, daß die Begebenheiten in dieſer
Welt durch eine Folge von Urſachen beſtimmt
ſind; folglich auch beſtimmt iſt, wie das
Loos fallen muß; ſo kann das Vorherwiſ-
ſen des Kuͤnftigen nicht durch das Loos
ausgemacht werden;
folglich kommt
das Wahrſagungsloos aus dem Aber-
glauben, und widerſpricht
alſo dem Ge-
ſetze der Natur
(§. 182.).

§. 670.
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[453/0489] Von den Gluͤckscontracten. Sache, auf deren nicht vorhergeſehene Be- ſtimmung die Erlangung einer koͤrperlichen, oder unkoͤrperlichen Sache beruhet; oder es iſt ein Zeichen deſſen, was wir haben ſollen, welches durch das Gluͤck beſtimmt wird. Da- her erhellet, daß man nicht durchs Loos entſcheiden ſoll, was durch Ueberle- gung geſchehen kann; ſondern das, was dadurch nicht ausgemacht werden kann. Es iſt aber das Loos entweder ein Wahlloos (ſors electrix), wodurch be- ſtimmt wird, was aus zweyen Sachen er- waͤhlt werden ſoll; oder ein Zutheilungs- loos (ſors attributrix), wodurch einem eine gewiſſe Sache zugeeignet wird; oder ein Thei- lungsloos (ſors diviſoria), wodurch be- ſtimmt wird, welchen Theil von einer getheil- ten Sache einer haben ſoll. Hiezu ſetzet man das Wahrſagungsloos (ſors divinato- ria), wodurch einer das, was kuͤnftig iſt, be- ſtimmen will. Denn die Wahrſagung iſt die Vorherſagung kuͤnftiger Dinge. Da es gewiß iſt, daß die Begebenheiten in dieſer Welt durch eine Folge von Urſachen beſtimmt ſind; folglich auch beſtimmt iſt, wie das Loos fallen muß; ſo kann das Vorherwiſ- ſen des Kuͤnftigen nicht durch das Loos ausgemacht werden; folglich kommt das Wahrſagungsloos aus dem Aber- glauben, und widerſpricht alſo dem Ge- ſetze der Natur (§. 182.). §. 670. F f 3

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 453. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/489>, abgerufen am 22.11.2024.