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Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

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II. Th. 12. H. Von beschwerlichen
chen Con-
tracte zu
mercken
hat.
cher in der Hoffnung eine Sache, die
durch den Gebrauch verbraucht wird,

z. E. Geld, zu empfangen eine Hand-
schrift von sich giebt, nichts aber be-
kommt, auch nichts wiederzugeben
verbunden.
Damit sich aber nicht Fälle
ereignen, da es zweifelhaft scheinet, ob die
Sache, oder das Geld empfangen worden,
oder nicht; so muß alsobald, als die Hand-
schrift eingehändiget wird, auch die
Sache übergeben, oder das Geld ge-
zahlt werden, und ehe dieses geschie-
het, muß weder der Schuldner die
Handschrift von sich geben, noch auch
der Gläubiger sie annehmen.
Eben die-
ses versteht sich, wenn nicht die gantze Qvan-
tität, oder Summe, die in der Handschrift
ausgedruckt worden, gegeben, oder gezahlet
wird. Aus eben dieser Ursach soll die Hand-
schrift alsobald wiedergegeben werden,
als das Geld wiederbezahlt wird.
Ue-
brigens darf man in einer Handschrift
die Ursach, um welcher willen man
schuldig ist, nicht ausdrücken
(§. 407.).
Derowegen, da es natürlicher Weise eben so
viel ist, als ob keine Ursache dazu gesetzt wor-
den wäre, wenn sie auch hinzugesetzt worden;
so gilt die Handschrift, wenn auch
gleich eine falsche Ursache, warum ei-
ner schuldig ist, angezeigt worden,
wenn es nur wahr ist, daß er so viel
schuldig ist.

§. 654.

II. Th. 12. H. Von beſchwerlichen
chen Con-
tracte zu
mercken
hat.
cher in der Hoffnung eine Sache, die
durch den Gebrauch verbraucht wird,

z. E. Geld, zu empfangen eine Hand-
ſchrift von ſich giebt, nichts aber be-
kommt, auch nichts wiederzugeben
verbunden.
Damit ſich aber nicht Faͤlle
ereignen, da es zweifelhaft ſcheinet, ob die
Sache, oder das Geld empfangen worden,
oder nicht; ſo muß alſobald, als die Hand-
ſchrift eingehaͤndiget wird, auch die
Sache uͤbergeben, oder das Geld ge-
zahlt werden, und ehe dieſes geſchie-
het, muß weder der Schuldner die
Handſchrift von ſich geben, noch auch
der Glaͤubiger ſie annehmen.
Eben die-
ſes verſteht ſich, wenn nicht die gantze Qvan-
titaͤt, oder Summe, die in der Handſchrift
ausgedruckt worden, gegeben, oder gezahlet
wird. Aus eben dieſer Urſach ſoll die Hand-
ſchrift alſobald wiedergegeben werden,
als das Geld wiederbezahlt wird.
Ue-
brigens darf man in einer Handſchrift
die Urſach, um welcher willen man
ſchuldig iſt, nicht ausdruͤcken
(§. 407.).
Derowegen, da es natuͤrlicher Weiſe eben ſo
viel iſt, als ob keine Urſache dazu geſetzt wor-
den waͤre, wenn ſie auch hinzugeſetzt worden;
ſo gilt die Handſchrift, wenn auch
gleich eine falſche Urſache, warum ei-
ner ſchuldig iſt, angezeigt worden,
wenn es nur wahr iſt, daß er ſo viel
ſchuldig iſt.

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[432/0468] II. Th. 12. H. Von beſchwerlichen cher in der Hoffnung eine Sache, die durch den Gebrauch verbraucht wird, z. E. Geld, zu empfangen eine Hand- ſchrift von ſich giebt, nichts aber be- kommt, auch nichts wiederzugeben verbunden. Damit ſich aber nicht Faͤlle ereignen, da es zweifelhaft ſcheinet, ob die Sache, oder das Geld empfangen worden, oder nicht; ſo muß alſobald, als die Hand- ſchrift eingehaͤndiget wird, auch die Sache uͤbergeben, oder das Geld ge- zahlt werden, und ehe dieſes geſchie- het, muß weder der Schuldner die Handſchrift von ſich geben, noch auch der Glaͤubiger ſie annehmen. Eben die- ſes verſteht ſich, wenn nicht die gantze Qvan- titaͤt, oder Summe, die in der Handſchrift ausgedruckt worden, gegeben, oder gezahlet wird. Aus eben dieſer Urſach ſoll die Hand- ſchrift alſobald wiedergegeben werden, als das Geld wiederbezahlt wird. Ue- brigens darf man in einer Handſchrift die Urſach, um welcher willen man ſchuldig iſt, nicht ausdruͤcken (§. 407.). Derowegen, da es natuͤrlicher Weiſe eben ſo viel iſt, als ob keine Urſache dazu geſetzt wor- den waͤre, wenn ſie auch hinzugeſetzt worden; ſo gilt die Handſchrift, wenn auch gleich eine falſche Urſache, warum ei- ner ſchuldig iſt, angezeigt worden, wenn es nur wahr iſt, daß er ſo viel ſchuldig iſt. chen Con- tracte zu mercken hat. §. 654.

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 432. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/468>, abgerufen am 22.11.2024.