Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

Bild:
<< vorherige Seite

II. Th. 7. H. Von dem Versprechen
men ausser der Person keiner andern
zu, und hören mit derselben auf; die
Verbindlichkeiten in Ansehung einer
Sache aber nicht.
Dieser Unterschied
muß auch bey den Versprechen bemerckt wer-
den, nachdem dieselbe entweder persönliche
Versprechen sind, oder nur auf die Sache ge-
sehen wird, welche man verspricht.

§. 403.
Ob man
einem
Abwesen-
den et-
was ver-
sprechen
kann.

Ein Versprechen erhält dadurch seine Rich-
tigkeit, wenn so wohl derjenige, der etwas
verspricht, als der andere, dem es verspro-
chen wird, seinen Willen hinlänglich erkläret
(§. 397. 381.). Da man nun dem andern
seinen Willen nicht blos durch Worte, son-
dern auch schriftlich, ja durch einen andern
erklären kann; so kann ein Versprechen
auch durch einen Brief, oder durch ei-
nen andern,
in beyden Fällen, einem Ab-
wesenden geschehen; und es kan auch
von dem, der abwesend ist, durch ei-
nen Brief, oder durch einen andern
angenommen werden.

§. 404.
Von ei-
nem Ver-
sprechen
zu einer
Absicht.

Man kann einem andern zu einer gewissen
Absicht etwas versprechen, daß nämlich von
ihm etwas geschehe, oder geleistet werde, und
denn nennt man dieses Versprechen ein Ver-
sprechen zu einer Absicht
(promissio sub
modo facta, promissio modalis).
Und weil
man sagt, die Absicht wird erfüllt (mo-
dus impletur),
wenn dasjenige geschiehet,

um

II. Th. 7. H. Von dem Verſprechen
men auſſer der Perſon keiner andern
zu, und hoͤren mit derſelben auf; die
Verbindlichkeiten in Anſehung einer
Sache aber nicht.
Dieſer Unterſchied
muß auch bey den Verſprechen bemerckt wer-
den, nachdem dieſelbe entweder perſoͤnliche
Verſprechen ſind, oder nur auf die Sache ge-
ſehen wird, welche man verſpricht.

§. 403.
Ob man
einem
Abweſen-
den et-
was ver-
ſprechen
kann.

Ein Verſprechen erhaͤlt dadurch ſeine Rich-
tigkeit, wenn ſo wohl derjenige, der etwas
verſpricht, als der andere, dem es verſpro-
chen wird, ſeinen Willen hinlaͤnglich erklaͤret
(§. 397. 381.). Da man nun dem andern
ſeinen Willen nicht blos durch Worte, ſon-
dern auch ſchriftlich, ja durch einen andern
erklaͤren kann; ſo kann ein Verſprechen
auch durch einen Brief, oder durch ei-
nen andern,
in beyden Faͤllen, einem Ab-
weſenden geſchehen; und es kan auch
von dem, der abweſend iſt, durch ei-
nen Brief, oder durch einen andern
angenommen werden.

§. 404.
Von ei-
nem Ver-
ſprechen
zu einer
Abſicht.

Man kann einem andern zu einer gewiſſen
Abſicht etwas verſprechen, daß naͤmlich von
ihm etwas geſchehe, oder geleiſtet werde, und
denn nennt man dieſes Verſprechen ein Ver-
ſprechen zu einer Abſicht
(promiſſio ſub
modo facta, promiſſio modalis).
Und weil
man ſagt, die Abſicht wird erfuͤllt (mo-
dus impletur),
wenn dasjenige geſchiehet,

um
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0280" n="244"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">II.</hi><hi rendition="#b">Th. 7. H. Von dem Ver&#x017F;prechen</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">men au&#x017F;&#x017F;er der Per&#x017F;on keiner andern<lb/>
zu, und ho&#x0364;ren mit der&#x017F;elben auf; die<lb/>
Verbindlichkeiten in An&#x017F;ehung einer<lb/>
Sache aber nicht.</hi> Die&#x017F;er Unter&#x017F;chied<lb/>
muß auch bey den Ver&#x017F;prechen bemerckt wer-<lb/>
den, nachdem die&#x017F;elbe entweder per&#x017F;o&#x0364;nliche<lb/>
Ver&#x017F;prechen &#x017F;ind, oder nur auf die Sache ge-<lb/>
&#x017F;ehen wird, welche man ver&#x017F;pricht.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 403.</head><lb/>
              <note place="left">Ob man<lb/>
einem<lb/>
Abwe&#x017F;en-<lb/>
den et-<lb/>
was ver-<lb/>
&#x017F;prechen<lb/>
kann.</note>
              <p>Ein Ver&#x017F;prechen erha&#x0364;lt dadurch &#x017F;eine Rich-<lb/>
tigkeit, wenn &#x017F;o wohl derjenige, der etwas<lb/>
ver&#x017F;pricht, als der andere, dem es ver&#x017F;pro-<lb/>
chen wird, &#x017F;einen Willen hinla&#x0364;nglich erkla&#x0364;ret<lb/>
(§. 397. 381.). Da man nun dem andern<lb/>
&#x017F;einen Willen nicht blos durch Worte, &#x017F;on-<lb/>
dern auch &#x017F;chriftlich, ja durch einen andern<lb/>
erkla&#x0364;ren kann; &#x017F;o <hi rendition="#fr">kann ein Ver&#x017F;prechen</hi><lb/>
auch <hi rendition="#fr">durch einen Brief, oder durch ei-<lb/>
nen andern,</hi> in beyden Fa&#x0364;llen, <hi rendition="#fr">einem Ab-<lb/>
we&#x017F;enden ge&#x017F;chehen; und es kan auch<lb/>
von dem, der abwe&#x017F;end i&#x017F;t, durch ei-<lb/>
nen Brief, oder durch einen andern<lb/>
angenommen werden.</hi></p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 404.</head><lb/>
              <note place="left">Von ei-<lb/>
nem Ver-<lb/>
&#x017F;prechen<lb/>
zu einer<lb/>
Ab&#x017F;icht.</note>
              <p>Man kann einem andern zu einer gewi&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Ab&#x017F;icht etwas ver&#x017F;prechen, daß na&#x0364;mlich von<lb/>
ihm etwas ge&#x017F;chehe, oder gelei&#x017F;tet werde, und<lb/>
denn nennt man die&#x017F;es Ver&#x017F;prechen <hi rendition="#fr">ein Ver-<lb/>
&#x017F;prechen zu einer Ab&#x017F;icht</hi> <hi rendition="#aq">(promi&#x017F;&#x017F;io &#x017F;ub<lb/>
modo facta, promi&#x017F;&#x017F;io modalis).</hi> Und weil<lb/>
man &#x017F;agt, <hi rendition="#fr">die Ab&#x017F;icht wird erfu&#x0364;llt</hi> <hi rendition="#aq">(mo-<lb/>
dus impletur),</hi> wenn dasjenige ge&#x017F;chiehet,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">um</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[244/0280] II. Th. 7. H. Von dem Verſprechen men auſſer der Perſon keiner andern zu, und hoͤren mit derſelben auf; die Verbindlichkeiten in Anſehung einer Sache aber nicht. Dieſer Unterſchied muß auch bey den Verſprechen bemerckt wer- den, nachdem dieſelbe entweder perſoͤnliche Verſprechen ſind, oder nur auf die Sache ge- ſehen wird, welche man verſpricht. §. 403. Ein Verſprechen erhaͤlt dadurch ſeine Rich- tigkeit, wenn ſo wohl derjenige, der etwas verſpricht, als der andere, dem es verſpro- chen wird, ſeinen Willen hinlaͤnglich erklaͤret (§. 397. 381.). Da man nun dem andern ſeinen Willen nicht blos durch Worte, ſon- dern auch ſchriftlich, ja durch einen andern erklaͤren kann; ſo kann ein Verſprechen auch durch einen Brief, oder durch ei- nen andern, in beyden Faͤllen, einem Ab- weſenden geſchehen; und es kan auch von dem, der abweſend iſt, durch ei- nen Brief, oder durch einen andern angenommen werden. §. 404. Man kann einem andern zu einer gewiſſen Abſicht etwas verſprechen, daß naͤmlich von ihm etwas geſchehe, oder geleiſtet werde, und denn nennt man dieſes Verſprechen ein Ver- ſprechen zu einer Abſicht (promiſſio ſub modo facta, promiſſio modalis). Und weil man ſagt, die Abſicht wird erfuͤllt (mo- dus impletur), wenn dasjenige geſchiehet, um

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/280
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/280>, abgerufen am 22.11.2024.