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Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

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wegen des Eigenthums.
ben, oder der Werth wieder ersetzet
werden
(aestimatio praestanda); sondern
es muß
auch derjenige schadloß gehal-
ten werden, welchem ein unwissender
Betrug schaden würde.

§. 287.

Das Recht des Besitzes (jus possessio-Vom
Recht
des Be-
sitzes.

nis), wird dasjenige genannt, welches einem
Besitzer, vermöge des Besitzes, zukömmt.
Es ist also von dem Recht zu besitzen (jus
possidendi)
unterschieden, welches dem Eigen-
thumsherrn, vermöge seines Eigenthums, zu-
kömmt (§. 200.). Daß es aber ein Recht
des Besitzes gebe, erhellet aus dem, was folgt.

§. 288.

Weil dem Eigenthumsherrn allein dasVom
verbo-
thenen
eigen-
mächti-
gen Weg-
nehmen,
und daß
das ei-
genmäch-
tig Weg-
genom-
mene
wieder
erstattet
werden
müsse.

Recht zu besitzen zukommt (§. 200.), er auch
den Besitzer nicht mit Gewalt zur Wiederer-
stattung zwingen kann, wenn er nicht sein
Eigenthum bewiesen hat (§. 262.); so kan
von einem, der nicht der Eigenthums-
herr ist, oder auch vom Eigenthums-
herrn, wenn er sein Eigenthum noch
nicht bewiesen hat, noch von einem
Besitzer, der seinen rechtmäßigen Besitz
noch nicht erwiesen hat, kein Besitzer,
er sey wer er wolle, aus dem Besitze
geworfen werden;
folglich, wenn er
herausgeworfen worden ist, so muß
er wieder in den Besitz gesetzet werden.

Derowegen weil man eine Sache besitzet, um
sein Eigenthum zu gebrauchen (§. 200.); so

muß
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wegen des Eigenthums.
ben, oder der Werth wieder erſetzet
werden
(æſtimatio præſtanda); ſondern
es muß
auch derjenige ſchadloß gehal-
ten werden, welchem ein unwiſſender
Betrug ſchaden wuͤrde.

§. 287.

Das Recht des Beſitzes (jus poſſeſſio-Vom
Recht
des Be-
ſitzes.

nis), wird dasjenige genannt, welches einem
Beſitzer, vermoͤge des Beſitzes, zukoͤmmt.
Es iſt alſo von dem Recht zu beſitzen (jus
poſſidendi)
unterſchieden, welches dem Eigen-
thumsherrn, vermoͤge ſeines Eigenthums, zu-
koͤmmt (§. 200.). Daß es aber ein Recht
des Beſitzes gebe, erhellet aus dem, was folgt.

§. 288.

Weil dem Eigenthumsherrn allein dasVom
verbo-
thenen
eigen-
maͤchti-
gen Weg-
nehmen,
und daß
das ei-
genmaͤch-
tig Weg-
genom-
mene
wieder
erſtattet
werden
muͤſſe.

Recht zu beſitzen zukommt (§. 200.), er auch
den Beſitzer nicht mit Gewalt zur Wiederer-
ſtattung zwingen kann, wenn er nicht ſein
Eigenthum bewieſen hat (§. 262.); ſo kan
von einem, der nicht der Eigenthums-
herr iſt, oder auch vom Eigenthums-
herrn, wenn er ſein Eigenthum noch
nicht bewieſen hat, noch von einem
Beſitzer, der ſeinen rechtmaͤßigen Beſitz
noch nicht erwieſen hat, kein Beſitzer,
er ſey wer er wolle, aus dem Beſitze
geworfen werden;
folglich, wenn er
herausgeworfen worden iſt, ſo muß
er wieder in den Beſitz geſetzet werden.

Derowegen weil man eine Sache beſitzet, um
ſein Eigenthum zu gebrauchen (§. 200.); ſo

muß
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[179/0215] wegen des Eigenthums. ben, oder der Werth wieder erſetzet werden (æſtimatio præſtanda); ſondern es muß auch derjenige ſchadloß gehal- ten werden, welchem ein unwiſſender Betrug ſchaden wuͤrde. §. 287. Das Recht des Beſitzes (jus poſſeſſio- nis), wird dasjenige genannt, welches einem Beſitzer, vermoͤge des Beſitzes, zukoͤmmt. Es iſt alſo von dem Recht zu beſitzen (jus poſſidendi) unterſchieden, welches dem Eigen- thumsherrn, vermoͤge ſeines Eigenthums, zu- koͤmmt (§. 200.). Daß es aber ein Recht des Beſitzes gebe, erhellet aus dem, was folgt. Vom Recht des Be- ſitzes. §. 288. Weil dem Eigenthumsherrn allein das Recht zu beſitzen zukommt (§. 200.), er auch den Beſitzer nicht mit Gewalt zur Wiederer- ſtattung zwingen kann, wenn er nicht ſein Eigenthum bewieſen hat (§. 262.); ſo kan von einem, der nicht der Eigenthums- herr iſt, oder auch vom Eigenthums- herrn, wenn er ſein Eigenthum noch nicht bewieſen hat, noch von einem Beſitzer, der ſeinen rechtmaͤßigen Beſitz noch nicht erwieſen hat, kein Beſitzer, er ſey wer er wolle, aus dem Beſitze geworfen werden; folglich, wenn er herausgeworfen worden iſt, ſo muß er wieder in den Beſitz geſetzet werden. Derowegen weil man eine Sache beſitzet, um ſein Eigenthum zu gebrauchen (§. 200.); ſo muß Vom verbo- thenen eigen- maͤchti- gen Weg- nehmen, und daß das ei- genmaͤch- tig Weg- genom- mene wieder erſtattet werden muͤſſe. M 2

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/215>, abgerufen am 25.11.2024.