Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>
wegen des Eigenthums.
§. 279.

Die Unkosten (impensae) sind die Aus-Was und
wie vie-
lerley die
Unkosten
sind.
gaben, die wir an eine Sache wenden, entwe-
der um sie zu erhalten, oder zu gebrauchen,
oder Früchte von ihr zu ziehen. Es werden
nothwendige Unkosten (necessariae) ge-
nannt, welche angewandt werden, um eine
Sache zu erhalten; nützliche Unkosten
(utiles), durch welche eine Sache nützlicher
und fruchtbarer gemacht wird; Unkosten
zur Lust (voluptuariae), welche bloß, um
Vergnügen daher zu empfinden, angewandt
werden. Wenn nützliche Unkosten angewen-
det werden, so sagt man, die Sache wird
verbessert (res meliorari). Man nennt
die Unkosten aber vermischte, wenn die
Unkosten zur Lust in den nothwendigen und
nützlichen enthalten sind; und die Unkosten
zur Lust sind die vornehmsten (volu-
ptuariae praedominantur), wenn man mehr
auf die Lust, als auf das Nothwendige und
Nutzbahre siehet.

§. 280.

Weil wir verbunden sind unser Vermö-Die Ver-
bindlich-
keit und
das Recht
Unkosten
anzuwen-
den.
gen (patrimonium) zu erhalten, und so viel,
als wir können, zu vermehren (§. 208.); so
ist also jeder Eigenthumsherr von Na-
tur verbunden, so viel an ihm ist, noth-
wendige und nützliche Unkosten anzu-
wenden. Und weil wir auch darauf zu se-
hen haben, daß wir unser Leben vergnügt hin-
bringen (§. 119.); so sind auch die Unko-

sten
wegen des Eigenthums.
§. 279.

Die Unkoſten (impenſæ) ſind die Aus-Was und
wie vie-
lerley die
Unkoſten
ſind.
gaben, die wir an eine Sache wenden, entwe-
der um ſie zu erhalten, oder zu gebrauchen,
oder Fruͤchte von ihr zu ziehen. Es werden
nothwendige Unkoſten (neceſſariæ) ge-
nannt, welche angewandt werden, um eine
Sache zu erhalten; nuͤtzliche Unkoſten
(utiles), durch welche eine Sache nuͤtzlicher
und fruchtbarer gemacht wird; Unkoſten
zur Luſt (voluptuariæ), welche bloß, um
Vergnuͤgen daher zu empfinden, angewandt
werden. Wenn nuͤtzliche Unkoſten angewen-
det werden, ſo ſagt man, die Sache wird
verbeſſert (res meliorari). Man nennt
die Unkoſten aber vermiſchte, wenn die
Unkoſten zur Luſt in den nothwendigen und
nuͤtzlichen enthalten ſind; und die Unkoſten
zur Luſt ſind die vornehmſten (volu-
ptuariæ prædominantur), wenn man mehr
auf die Luſt, als auf das Nothwendige und
Nutzbahre ſiehet.

§. 280.

Weil wir verbunden ſind unſer Vermoͤ-Die Ver-
bindlich-
keit und
das Recht
Unkoſten
anzuwen-
den.
gen (patrimonium) zu erhalten, und ſo viel,
als wir koͤnnen, zu vermehren (§. 208.); ſo
iſt alſo jeder Eigenthumsherr von Na-
tur verbunden, ſo viel an ihm iſt, noth-
wendige und nuͤtzliche Unkoſten anzu-
wenden. Und weil wir auch darauf zu ſe-
hen haben, daß wir unſer Leben vergnuͤgt hin-
bringen (§. 119.); ſo ſind auch die Unko-

ſten
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0209" n="173"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">wegen des Eigenthums.</hi> </fw><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 279.</head><lb/>
              <p><hi rendition="#fr">Die Unko&#x017F;ten</hi><hi rendition="#aq">(impen&#x017F;æ)</hi> &#x017F;ind die Aus-<note place="right">Was und<lb/>
wie vie-<lb/>
lerley die<lb/>
Unko&#x017F;ten<lb/>
&#x017F;ind.</note><lb/>
gaben, die wir an eine Sache wenden, entwe-<lb/>
der um &#x017F;ie zu erhalten, oder zu gebrauchen,<lb/>
oder Fru&#x0364;chte von ihr zu ziehen. Es werden<lb/><hi rendition="#fr">nothwendige Unko&#x017F;ten</hi> <hi rendition="#aq">(nece&#x017F;&#x017F;ariæ)</hi> ge-<lb/>
nannt, welche angewandt werden, um eine<lb/>
Sache zu erhalten; <hi rendition="#fr">nu&#x0364;tzliche Unko&#x017F;ten</hi><lb/><hi rendition="#aq">(utiles),</hi> durch welche eine Sache nu&#x0364;tzlicher<lb/>
und fruchtbarer gemacht wird; <hi rendition="#fr">Unko&#x017F;ten<lb/>
zur Lu&#x017F;t</hi> <hi rendition="#aq">(voluptuariæ),</hi> welche bloß, um<lb/>
Vergnu&#x0364;gen daher zu empfinden, angewandt<lb/>
werden. Wenn nu&#x0364;tzliche Unko&#x017F;ten angewen-<lb/>
det werden, &#x017F;o &#x017F;agt man, <hi rendition="#fr">die Sache wird<lb/>
verbe&#x017F;&#x017F;ert</hi> <hi rendition="#aq">(res meliorari).</hi> Man nennt<lb/><hi rendition="#fr">die Unko&#x017F;ten</hi> aber <hi rendition="#fr">vermi&#x017F;chte,</hi> wenn die<lb/>
Unko&#x017F;ten zur Lu&#x017F;t in den nothwendigen und<lb/>
nu&#x0364;tzlichen enthalten &#x017F;ind; und <hi rendition="#fr">die Unko&#x017F;ten<lb/>
zur Lu&#x017F;t &#x017F;ind die vornehm&#x017F;ten</hi> <hi rendition="#aq">(volu-<lb/>
ptuariæ prædominantur),</hi> wenn man mehr<lb/>
auf die Lu&#x017F;t, als auf das Nothwendige und<lb/>
Nutzbahre &#x017F;iehet.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 280.</head><lb/>
              <p>Weil wir verbunden &#x017F;ind <hi rendition="#fr">un&#x017F;er Vermo&#x0364;-</hi><note place="right">Die Ver-<lb/>
bindlich-<lb/>
keit und<lb/>
das Recht<lb/>
Unko&#x017F;ten<lb/>
anzuwen-<lb/>
den.</note><lb/><hi rendition="#fr">gen</hi> <hi rendition="#aq">(patrimonium)</hi> zu erhalten, und &#x017F;o viel,<lb/>
als wir ko&#x0364;nnen, zu vermehren (§. 208.); &#x017F;o<lb/><hi rendition="#fr">i&#x017F;t al&#x017F;o jeder Eigenthumsherr von Na-<lb/>
tur verbunden, &#x017F;o viel an ihm i&#x017F;t, noth-<lb/>
wendige und nu&#x0364;tzliche Unko&#x017F;ten anzu-<lb/>
wenden.</hi> Und weil wir auch darauf zu &#x017F;e-<lb/>
hen haben, daß wir un&#x017F;er Leben vergnu&#x0364;gt hin-<lb/>
bringen (§. 119.); &#x017F;o <hi rendition="#fr">&#x017F;ind</hi> auch <hi rendition="#fr">die Unko-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">&#x017F;ten</hi></fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[173/0209] wegen des Eigenthums. §. 279. Die Unkoſten (impenſæ) ſind die Aus- gaben, die wir an eine Sache wenden, entwe- der um ſie zu erhalten, oder zu gebrauchen, oder Fruͤchte von ihr zu ziehen. Es werden nothwendige Unkoſten (neceſſariæ) ge- nannt, welche angewandt werden, um eine Sache zu erhalten; nuͤtzliche Unkoſten (utiles), durch welche eine Sache nuͤtzlicher und fruchtbarer gemacht wird; Unkoſten zur Luſt (voluptuariæ), welche bloß, um Vergnuͤgen daher zu empfinden, angewandt werden. Wenn nuͤtzliche Unkoſten angewen- det werden, ſo ſagt man, die Sache wird verbeſſert (res meliorari). Man nennt die Unkoſten aber vermiſchte, wenn die Unkoſten zur Luſt in den nothwendigen und nuͤtzlichen enthalten ſind; und die Unkoſten zur Luſt ſind die vornehmſten (volu- ptuariæ prædominantur), wenn man mehr auf die Luſt, als auf das Nothwendige und Nutzbahre ſiehet. Was und wie vie- lerley die Unkoſten ſind. §. 280. Weil wir verbunden ſind unſer Vermoͤ- gen (patrimonium) zu erhalten, und ſo viel, als wir koͤnnen, zu vermehren (§. 208.); ſo iſt alſo jeder Eigenthumsherr von Na- tur verbunden, ſo viel an ihm iſt, noth- wendige und nuͤtzliche Unkoſten anzu- wenden. Und weil wir auch darauf zu ſe- hen haben, daß wir unſer Leben vergnuͤgt hin- bringen (§. 119.); ſo ſind auch die Unko- ſten Die Ver- bindlich- keit und das Recht Unkoſten anzuwen- den.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/209
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/209>, abgerufen am 23.11.2024.