Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

Bild:
<< vorherige Seite
II. Th. 3. H. Von Recht und Verbindl.
§. 277.
Wovor
man zu
stehen
hat, wenn
man eine
fremde
Sache
ver-
schlim-
mert,
oder ver-
dorben.

Es ist an und vor sich selbst klar, daß eine
verschlimmerte oder verdorbene Sache weni-
ger werth ist, als sie vorher war. Derowe-
gen da dadurch der Eigenthumsherr in Scha-
den kommet (§. 269.), niemand aber den an-
dern in Schaden bringen soll (§. cit.), und
aller so wohl mit Vorsatz, als aus Versehen
verursachter Schade ersetzt werden muß (§.
270); so ist derjenige, welcher einem
andern seine Sache entweder vorsätz-
lich, oder auch aus Versehen verschlim-
mert oder verderbet, dem Eigen-
thumsherrn so viel zu ersetzen schul-
dig, als die verschlimmerte oder ver-
dorbene Sache weniger werth ist.

§. 278.
Wovor
ein Besi-
tzer einer
fremden
Sache
stehen
muß.

Weil nun ein gewissenhafter Besitzer da-
vor nicht stehen darf, was er gethan, aber
wohl ein ungewissenhafter (§. 272.); so ist
auch der gewissenhafte Besitzer der
Verschlimmerung wegen keine Erstat-
tung schuldig; der ungewissenhafte
aber muß in so weit davor stehen, als
die verschlimmerte Sache weniger
werth ist. Von einer Verschlimme-
rung aber, die durch einen Zufall ge-
schehen, muß eben das bemerckt wer-
den, was von einem zufälligen Unter-
gange gesagt worden
(§. 273.).

§. 279.
II. Th. 3. H. Von Recht und Verbindl.
§. 277.
Wovor
man zu
ſtehen
hat, wenn
man eine
fremde
Sache
ver-
ſchlim-
mert,
oder ver-
dorben.

Es iſt an und vor ſich ſelbſt klar, daß eine
verſchlimmerte oder verdorbene Sache weni-
ger werth iſt, als ſie vorher war. Derowe-
gen da dadurch der Eigenthumsherr in Scha-
den kommet (§. 269.), niemand aber den an-
dern in Schaden bringen ſoll (§. cit.), und
aller ſo wohl mit Vorſatz, als aus Verſehen
verurſachter Schade erſetzt werden muß (§.
270); ſo iſt derjenige, welcher einem
andern ſeine Sache entweder vorſaͤtz-
lich, oder auch aus Verſehen verſchlim-
mert oder verderbet, dem Eigen-
thumsherrn ſo viel zu erſetzen ſchul-
dig, als die verſchlimmerte oder ver-
dorbene Sache weniger werth iſt.

§. 278.
Wovor
ein Beſi-
tzer einer
fremden
Sache
ſtehen
muß.

Weil nun ein gewiſſenhafter Beſitzer da-
vor nicht ſtehen darf, was er gethan, aber
wohl ein ungewiſſenhafter (§. 272.); ſo iſt
auch der gewiſſenhafte Beſitzer der
Verſchlimmerung wegen keine Erſtat-
tung ſchuldig; der ungewiſſenhafte
aber muß in ſo weit davor ſtehen, als
die verſchlimmerte Sache weniger
werth iſt. Von einer Verſchlimme-
rung aber, die durch einen Zufall ge-
ſchehen, muß eben das bemerckt wer-
den, was von einem zufaͤlligen Unter-
gange geſagt worden
(§. 273.).

§. 279.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0208" n="172"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">II.</hi> Th. 3. H. Von Recht und Verbindl.</hi> </fw><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 277.</head><lb/>
              <note place="left">Wovor<lb/>
man zu<lb/>
&#x017F;tehen<lb/>
hat, wenn<lb/>
man eine<lb/>
fremde<lb/>
Sache<lb/>
ver-<lb/>
&#x017F;chlim-<lb/>
mert,<lb/>
oder ver-<lb/>
dorben.</note>
              <p>Es i&#x017F;t an und vor &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t klar, daß eine<lb/>
ver&#x017F;chlimmerte oder verdorbene Sache weni-<lb/>
ger werth i&#x017F;t, als &#x017F;ie vorher war. Derowe-<lb/>
gen da dadurch der Eigenthumsherr in Scha-<lb/>
den kommet (§. 269.), niemand aber den an-<lb/>
dern in Schaden bringen &#x017F;oll (§. <hi rendition="#aq">cit.</hi>), und<lb/>
aller &#x017F;o wohl mit Vor&#x017F;atz, als aus Ver&#x017F;ehen<lb/>
verur&#x017F;achter Schade er&#x017F;etzt werden muß (§.<lb/>
270); &#x017F;o i&#x017F;t <hi rendition="#fr">derjenige, welcher einem<lb/>
andern &#x017F;eine Sache entweder vor&#x017F;a&#x0364;tz-<lb/>
lich, oder auch aus Ver&#x017F;ehen ver&#x017F;chlim-<lb/>
mert oder verderbet, dem Eigen-<lb/>
thumsherrn &#x017F;o viel zu er&#x017F;etzen &#x017F;chul-<lb/>
dig, als die ver&#x017F;chlimmerte oder ver-<lb/>
dorbene Sache weniger werth i&#x017F;t.</hi></p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 278.</head><lb/>
              <note place="left">Wovor<lb/>
ein Be&#x017F;i-<lb/>
tzer einer<lb/>
fremden<lb/>
Sache<lb/>
&#x017F;tehen<lb/>
muß.</note>
              <p>Weil nun ein gewi&#x017F;&#x017F;enhafter Be&#x017F;itzer da-<lb/>
vor nicht &#x017F;tehen darf, was er gethan, aber<lb/>
wohl ein ungewi&#x017F;&#x017F;enhafter (§. 272.); &#x017F;o <hi rendition="#fr">i&#x017F;t</hi><lb/>
auch <hi rendition="#fr">der gewi&#x017F;&#x017F;enhafte Be&#x017F;itzer der<lb/>
Ver&#x017F;chlimmerung wegen keine Er&#x017F;tat-<lb/>
tung &#x017F;chuldig; der ungewi&#x017F;&#x017F;enhafte<lb/>
aber muß in &#x017F;o weit davor &#x017F;tehen, als<lb/>
die ver&#x017F;chlimmerte Sache weniger<lb/>
werth i&#x017F;t. Von einer Ver&#x017F;chlimme-<lb/>
rung aber, die durch einen Zufall ge-<lb/>
&#x017F;chehen, muß eben das bemerckt wer-<lb/>
den, was von einem zufa&#x0364;lligen Unter-<lb/>
gange ge&#x017F;agt worden</hi> (§. 273.).</p>
            </div><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">§. 279.</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[172/0208] II. Th. 3. H. Von Recht und Verbindl. §. 277. Es iſt an und vor ſich ſelbſt klar, daß eine verſchlimmerte oder verdorbene Sache weni- ger werth iſt, als ſie vorher war. Derowe- gen da dadurch der Eigenthumsherr in Scha- den kommet (§. 269.), niemand aber den an- dern in Schaden bringen ſoll (§. cit.), und aller ſo wohl mit Vorſatz, als aus Verſehen verurſachter Schade erſetzt werden muß (§. 270); ſo iſt derjenige, welcher einem andern ſeine Sache entweder vorſaͤtz- lich, oder auch aus Verſehen verſchlim- mert oder verderbet, dem Eigen- thumsherrn ſo viel zu erſetzen ſchul- dig, als die verſchlimmerte oder ver- dorbene Sache weniger werth iſt. §. 278. Weil nun ein gewiſſenhafter Beſitzer da- vor nicht ſtehen darf, was er gethan, aber wohl ein ungewiſſenhafter (§. 272.); ſo iſt auch der gewiſſenhafte Beſitzer der Verſchlimmerung wegen keine Erſtat- tung ſchuldig; der ungewiſſenhafte aber muß in ſo weit davor ſtehen, als die verſchlimmerte Sache weniger werth iſt. Von einer Verſchlimme- rung aber, die durch einen Zufall ge- ſchehen, muß eben das bemerckt wer- den, was von einem zufaͤlligen Unter- gange geſagt worden (§. 273.). §. 279.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/208
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/208>, abgerufen am 25.11.2024.