so erhellet, wie vorhin (§. 250.), es gehöre das- selbe niemanden zu; folglich könne es von demjenigen eigenthümlich gemacht werden, welcher das Recht hat, sich niemanden zu gehörige Sachen eigen- thümlich zumachen.
§. 252.
Es sind aber die Aecker entweder ausge-Dieses wird ge- nauer er- wogen. messene Aecker(agri assignati), welche mit ei- nem gewissen Maasse gemessen worden; oder es sind umgräntzte(limitati), welchen man ohne Ausmessung gewisse Gränzen gesetzt; oder endlich von der Natur umgräntzte (agri arcifinii), welche natürliche Gräntzen haben, als Flüsse, Berge, Wälder. Das Recht sich zuzueignen, was das Wasser an- spühlet, kommet dem zu, dessen Acker natürliche Gräntzen hat, nicht aber dem, dessen Acker ausgemessen ist, oder dem auch seine Gräntzen gesetzt worden sind. Denn derjenige, welcher wolte, daß der Acker seine natürliche Gräntzen haben sollte, hat mit demselben das Recht der Anspühlung sich zugleich eigenthümlich gemacht: welches aber nicht von demjenigen kann verstanden wer- den, der einen ausgemessenen, oder umschränck- ten Acker hat (§. 251.). Da nun die- ser kein von der Natur umschränckter Acker ist, wenn zwischen dem Acker und dem Flusse ein öffentlicher Weg, oder eine Landstrasse gehet, so nicht zum Acker, als ein Theil desselben, gehöret; so kann der
Eigen-
des Eigenthums.
ſo erhellet, wie vorhin (§. 250.), es gehoͤre daſ- ſelbe niemanden zu; folglich koͤnne es von demjenigen eigenthuͤmlich gemacht werden, welcher das Recht hat, ſich niemanden zu gehoͤrige Sachen eigen- thuͤmlich zumachen.
§. 252.
Es ſind aber die Aecker entweder ausge-Dieſes wird ge- nauer er- wogen. meſſene Aecker(agri aſſignati), welche mit ei- nem gewiſſen Maaſſe gemeſſen worden; oder es ſind umgraͤntzte(limitati), welchen man ohne Ausmeſſung gewiſſe Graͤnzen geſetzt; oder endlich von der Natur umgraͤntzte (agri arcifinii), welche natuͤrliche Graͤntzen haben, als Fluͤſſe, Berge, Waͤlder. Das Recht ſich zuzueignen, was das Waſſer an- ſpuͤhlet, kommet dem zu, deſſen Acker natuͤrliche Graͤntzen hat, nicht aber dem, deſſen Acker ausgemeſſen iſt, oder dem auch ſeine Graͤntzen geſetzt worden ſind. Denn derjenige, welcher wolte, daß der Acker ſeine natuͤrliche Graͤntzen haben ſollte, hat mit demſelben das Recht der Anſpuͤhlung ſich zugleich eigenthuͤmlich gemacht: welches aber nicht von demjenigen kann verſtanden wer- den, der einen ausgemeſſenen, oder umſchraͤnck- ten Acker hat (§. 251.). Da nun die- ſer kein von der Natur umſchraͤnckter Acker iſt, wenn zwiſchen dem Acker und dem Fluſſe ein oͤffentlicher Weg, oder eine Landſtraſſe gehet, ſo nicht zum Acker, als ein Theil deſſelben, gehoͤret; ſo kann der
Eigen-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0191"n="155"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">des Eigenthums.</hi></fw><lb/>ſo erhellet, wie vorhin (§. 250.), es <hirendition="#fr">gehoͤre daſ-<lb/>ſelbe niemanden zu;</hi> folglich <hirendition="#fr">koͤnne</hi> es <hirendition="#fr">von<lb/>
demjenigen eigenthuͤmlich gemacht<lb/>
werden, welcher das Recht hat, ſich<lb/>
niemanden zu gehoͤrige Sachen eigen-<lb/>
thuͤmlich zumachen.</hi></p></div><lb/><divn="4"><head>§. 252.</head><lb/><p>Es ſind aber die Aecker entweder <hirendition="#fr">ausge-</hi><noteplace="right">Dieſes<lb/>
wird ge-<lb/>
nauer er-<lb/>
wogen.</note><lb/><hirendition="#fr">meſſene Aecker</hi><hirendition="#aq">(agri aſſignati),</hi> welche mit ei-<lb/>
nem gewiſſen Maaſſe gemeſſen worden; oder<lb/>
es ſind <hirendition="#fr">umgraͤntzte</hi><hirendition="#aq">(limitati),</hi> welchen man<lb/>
ohne Ausmeſſung gewiſſe Graͤnzen geſetzt;<lb/>
oder endlich <hirendition="#fr">von der Natur umgraͤntzte</hi><lb/><hirendition="#aq">(agri arcifinii),</hi> welche natuͤrliche Graͤntzen<lb/>
haben, als Fluͤſſe, Berge, Waͤlder. <hirendition="#fr">Das Recht<lb/>ſich zuzueignen, was das Waſſer an-<lb/>ſpuͤhlet, kommet dem zu, deſſen Acker<lb/>
natuͤrliche Graͤntzen hat, nicht aber<lb/>
dem, deſſen Acker ausgemeſſen iſt, oder<lb/>
dem auch ſeine Graͤntzen geſetzt worden<lb/>ſind.</hi> Denn derjenige, welcher wolte, daß<lb/>
der Acker ſeine natuͤrliche Graͤntzen haben ſollte,<lb/>
hat mit demſelben das Recht der Anſpuͤhlung<lb/>ſich zugleich eigenthuͤmlich gemacht: welches<lb/>
aber nicht von demjenigen kann verſtanden wer-<lb/>
den, der einen ausgemeſſenen, oder umſchraͤnck-<lb/>
ten Acker hat (§. 251.). Da nun die-<lb/>ſer kein von der Natur umſchraͤnckter Acker<lb/>
iſt, <hirendition="#fr">wenn zwiſchen dem Acker und dem<lb/>
Fluſſe ein oͤffentlicher Weg, oder eine<lb/>
Landſtraſſe gehet,</hi>ſo nicht zum Acker, als<lb/>
ein Theil deſſelben, gehoͤret; <hirendition="#fr">ſo kann der</hi><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#fr">Eigen-</hi></fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[155/0191]
des Eigenthums.
ſo erhellet, wie vorhin (§. 250.), es gehoͤre daſ-
ſelbe niemanden zu; folglich koͤnne es von
demjenigen eigenthuͤmlich gemacht
werden, welcher das Recht hat, ſich
niemanden zu gehoͤrige Sachen eigen-
thuͤmlich zumachen.
§. 252.
Es ſind aber die Aecker entweder ausge-
meſſene Aecker (agri aſſignati), welche mit ei-
nem gewiſſen Maaſſe gemeſſen worden; oder
es ſind umgraͤntzte (limitati), welchen man
ohne Ausmeſſung gewiſſe Graͤnzen geſetzt;
oder endlich von der Natur umgraͤntzte
(agri arcifinii), welche natuͤrliche Graͤntzen
haben, als Fluͤſſe, Berge, Waͤlder. Das Recht
ſich zuzueignen, was das Waſſer an-
ſpuͤhlet, kommet dem zu, deſſen Acker
natuͤrliche Graͤntzen hat, nicht aber
dem, deſſen Acker ausgemeſſen iſt, oder
dem auch ſeine Graͤntzen geſetzt worden
ſind. Denn derjenige, welcher wolte, daß
der Acker ſeine natuͤrliche Graͤntzen haben ſollte,
hat mit demſelben das Recht der Anſpuͤhlung
ſich zugleich eigenthuͤmlich gemacht: welches
aber nicht von demjenigen kann verſtanden wer-
den, der einen ausgemeſſenen, oder umſchraͤnck-
ten Acker hat (§. 251.). Da nun die-
ſer kein von der Natur umſchraͤnckter Acker
iſt, wenn zwiſchen dem Acker und dem
Fluſſe ein oͤffentlicher Weg, oder eine
Landſtraſſe gehet, ſo nicht zum Acker, als
ein Theil deſſelben, gehoͤret; ſo kann der
Eigen-
Dieſes
wird ge-
nauer er-
wogen.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/191>, abgerufen am 03.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.