Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

Bild:
<< vorherige Seite
und dem Anfange des Eigenthums.
§. 205.

Da durch den Verlust des Besitzes eineVom
Verlust
des Be-
sitzes.

Sache nur der Gewalt des Eigenthumsherrn
entzogen wird, so daß er sein Eigenthum
nicht gebrauchen kann (§. 200.), deswegen
aber er nicht will, die Sache solle nicht mehr
seine seyn; so wird durch den Verlust
des Besitzes das Eigenthum nicht ver-
lohren; sondern bloß durch seinen Wil-
len behalten
(§. 203.); folglich wird auch
das Recht zum Besitz behalten
(§. 200.).

§. 206.

Weil wir nicht weniger mit unkörperlichenVom Ei-
genthum
der un-
körperli-
chen Sa-
chen.

Sachen, als z. E. dem Rechte zu jagen, Vö-
gel zu fangen und allen andern verfahren kön-
nen, wie wir wollen; so können auch un-
körperliche Sachen eigenthümlich seyn,

und dem Eigenthume unterworfen
werden
(§. 195.). Aus dieser Ursach wer-
den sie, eben wie die körperlichen, unsere ge-
nannt, und es gilt von ihnen eben das, was
vermöge des Eigenthums bey den körperlichen
statt findet.

§. 207.

Wenn man alles, was uns eigenthümlichVon den
Gütern
und dem
Vermö-
gen.

ist, ohne einigen Unterscheid zu machen, über-
haupt betrachtet; so werden es Güter (bo-
na)
genannt. Daher werden die unkör-
perlichen Sachen, oder unsere Rechte
(§. 206.), und dasjenige, was uns an-
dere schuldig sind, zu unsern Gütern
gerechnet; keinesweges aber fremde

Sachen,
J 2
und dem Anfange des Eigenthums.
§. 205.

Da durch den Verluſt des Beſitzes eineVom
Verluſt
des Be-
ſitzes.

Sache nur der Gewalt des Eigenthumsherrn
entzogen wird, ſo daß er ſein Eigenthum
nicht gebrauchen kann (§. 200.), deswegen
aber er nicht will, die Sache ſolle nicht mehr
ſeine ſeyn; ſo wird durch den Verluſt
des Beſitzes das Eigenthum nicht ver-
lohren; ſondern bloß durch ſeinen Wil-
len behalten
(§. 203.); folglich wird auch
das Recht zum Beſitz behalten
(§. 200.).

§. 206.

Weil wir nicht weniger mit unkoͤrperlichenVom Ei-
genthum
der un-
koͤrperli-
chen Sa-
chen.

Sachen, als z. E. dem Rechte zu jagen, Voͤ-
gel zu fangen und allen andern verfahren koͤn-
nen, wie wir wollen; ſo koͤnnen auch un-
koͤrperliche Sachen eigenthuͤmlich ſeyn,

und dem Eigenthume unterworfen
werden
(§. 195.). Aus dieſer Urſach wer-
den ſie, eben wie die koͤrperlichen, unſere ge-
nannt, und es gilt von ihnen eben das, was
vermoͤge des Eigenthums bey den koͤrperlichen
ſtatt findet.

§. 207.

Wenn man alles, was uns eigenthuͤmlichVon den
Guͤtern
und dem
Vermoͤ-
gen.

iſt, ohne einigen Unterſcheid zu machen, uͤber-
haupt betrachtet; ſo werden es Guͤter (bo-
na)
genannt. Daher werden die unkoͤr-
perlichen Sachen, oder unſere Rechte
(§. 206.), und dasjenige, was uns an-
dere ſchuldig ſind, zu unſern Guͤtern
gerechnet; keinesweges aber fremde

Sachen,
J 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0167" n="131"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">und dem Anfange des Eigenthums.</hi> </fw><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 205.</head><lb/>
              <p>Da durch den Verlu&#x017F;t des Be&#x017F;itzes eine<note place="right">Vom<lb/>
Verlu&#x017F;t<lb/>
des Be-<lb/>
&#x017F;itzes.</note><lb/>
Sache nur der Gewalt des Eigenthumsherrn<lb/>
entzogen wird, &#x017F;o daß er &#x017F;ein Eigenthum<lb/>
nicht gebrauchen kann (§. 200.), deswegen<lb/>
aber er nicht will, die Sache &#x017F;olle nicht mehr<lb/>
&#x017F;eine &#x017F;eyn; &#x017F;o <hi rendition="#fr">wird durch den Verlu&#x017F;t<lb/>
des Be&#x017F;itzes das Eigenthum nicht ver-<lb/>
lohren; &#x017F;ondern bloß durch &#x017F;einen Wil-<lb/>
len behalten</hi> (§. 203.); folglich <hi rendition="#fr">wird auch<lb/>
das Recht zum Be&#x017F;itz behalten</hi> (§. 200.).</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 206.</head><lb/>
              <p>Weil wir nicht weniger mit unko&#x0364;rperlichen<note place="right">Vom Ei-<lb/>
genthum<lb/>
der un-<lb/>
ko&#x0364;rperli-<lb/>
chen Sa-<lb/>
chen.</note><lb/>
Sachen, als z. E. dem Rechte zu jagen, Vo&#x0364;-<lb/>
gel zu fangen und allen andern verfahren ko&#x0364;n-<lb/>
nen, wie wir wollen; <hi rendition="#fr">&#x017F;o ko&#x0364;nnen</hi> auch <hi rendition="#fr">un-<lb/>
ko&#x0364;rperliche Sachen eigenthu&#x0364;mlich &#x017F;eyn,</hi><lb/>
und <hi rendition="#fr">dem Eigenthume unterworfen<lb/>
werden</hi> (§. 195.). Aus die&#x017F;er Ur&#x017F;ach wer-<lb/>
den &#x017F;ie, eben wie die ko&#x0364;rperlichen, un&#x017F;ere ge-<lb/>
nannt, und es gilt von ihnen eben das, was<lb/>
vermo&#x0364;ge des Eigenthums bey den ko&#x0364;rperlichen<lb/>
&#x017F;tatt findet.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 207.</head><lb/>
              <p>Wenn man alles, was uns eigenthu&#x0364;mlich<note place="right">Von den<lb/>
Gu&#x0364;tern<lb/>
und dem<lb/>
Vermo&#x0364;-<lb/>
gen.</note><lb/>
i&#x017F;t, ohne einigen Unter&#x017F;cheid zu machen, u&#x0364;ber-<lb/>
haupt betrachtet; &#x017F;o werden es <hi rendition="#fr">Gu&#x0364;ter</hi> <hi rendition="#aq">(bo-<lb/>
na)</hi> genannt. Daher <hi rendition="#fr">werden die unko&#x0364;r-<lb/>
perlichen Sachen, oder un&#x017F;ere Rechte<lb/>
(§. 206.), und dasjenige, was uns an-<lb/>
dere &#x017F;chuldig &#x017F;ind, zu un&#x017F;ern Gu&#x0364;tern<lb/>
gerechnet; keinesweges aber fremde</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">J 2</fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">Sachen,</hi></fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[131/0167] und dem Anfange des Eigenthums. §. 205. Da durch den Verluſt des Beſitzes eine Sache nur der Gewalt des Eigenthumsherrn entzogen wird, ſo daß er ſein Eigenthum nicht gebrauchen kann (§. 200.), deswegen aber er nicht will, die Sache ſolle nicht mehr ſeine ſeyn; ſo wird durch den Verluſt des Beſitzes das Eigenthum nicht ver- lohren; ſondern bloß durch ſeinen Wil- len behalten (§. 203.); folglich wird auch das Recht zum Beſitz behalten (§. 200.). Vom Verluſt des Be- ſitzes. §. 206. Weil wir nicht weniger mit unkoͤrperlichen Sachen, als z. E. dem Rechte zu jagen, Voͤ- gel zu fangen und allen andern verfahren koͤn- nen, wie wir wollen; ſo koͤnnen auch un- koͤrperliche Sachen eigenthuͤmlich ſeyn, und dem Eigenthume unterworfen werden (§. 195.). Aus dieſer Urſach wer- den ſie, eben wie die koͤrperlichen, unſere ge- nannt, und es gilt von ihnen eben das, was vermoͤge des Eigenthums bey den koͤrperlichen ſtatt findet. Vom Ei- genthum der un- koͤrperli- chen Sa- chen. §. 207. Wenn man alles, was uns eigenthuͤmlich iſt, ohne einigen Unterſcheid zu machen, uͤber- haupt betrachtet; ſo werden es Guͤter (bo- na) genannt. Daher werden die unkoͤr- perlichen Sachen, oder unſere Rechte (§. 206.), und dasjenige, was uns an- dere ſchuldig ſind, zu unſern Guͤtern gerechnet; keinesweges aber fremde Sachen, Von den Guͤtern und dem Vermoͤ- gen. J 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/167
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/167>, abgerufen am 23.11.2024.