zu thun andern erlauben, was zum Gebrauch seines Rechtes gehöret.
§. 200.
Von dem Besitz.
Der Besitz(possessio) bestehet darinnen, wenn einer eine Sache, als die seinige, bey sich behält, es mag seyn, daß er vermeint, die Sache sey würcklich die seinige, oder nur will, daß sie seine seyn soll und andere sie da- vor halten sollen. Den Besitzer(posses- sor) nennt man denjenigen, welcher eine Sa- che, mit diesem Vorsatz, bey sich behält. Weil nun eine Sache in unserer Gewalt ist (in potestate nostra est), wenn wir im Stan- de sind, mit derselben vorzunehmen, was wir wollen; so wird durch den Besitz eine Sache in unsere Gewalt gebracht; und folglich kann man ohne den Besitz das Eigenthum nicht ausüben (§. 195.), oder sein Recht gebrauchen. Daher ist fer- ner klar, daß dem Eigenthumsherrn das Recht zukomme, die Sache zu be- sitzen. Es erhellet auch selbst aus der Er- klärung, daß der eine Sache nicht be- sitzt, welcher sie als eine fremde Sa- che, oder als eine Sache, welche keinem zugehöret, bey sich hat.
§. 201.
Vom ge- wissen- haften und un- gewis- senhaften Besitzer.
Wenn ein Besitzer glaubt, daß die Sache sein sey; so heist er ein gewissenhafter Be- sitzer(possessor bonae fidei); folglich, wenn derselbe eine fremde Sache besitzet, so weis er nicht, daß sie einem andern
zuge-
II. Th. 1. H. Von der erſten Gemeinſch.
zu thun andern erlauben, was zum Gebrauch ſeines Rechtes gehoͤret.
§. 200.
Von dem Beſitz.
Der Beſitz(poſſeſſio) beſtehet darinnen, wenn einer eine Sache, als die ſeinige, bey ſich behaͤlt, es mag ſeyn, daß er vermeint, die Sache ſey wuͤrcklich die ſeinige, oder nur will, daß ſie ſeine ſeyn ſoll und andere ſie da- vor halten ſollen. Den Beſitzer(poſſeſ- ſor) nennt man denjenigen, welcher eine Sa- che, mit dieſem Vorſatz, bey ſich behaͤlt. Weil nun eine Sache in unſerer Gewalt iſt (in poteſtate noſtra eſt), wenn wir im Stan- de ſind, mit derſelben vorzunehmen, was wir wollen; ſo wird durch den Beſitz eine Sache in unſere Gewalt gebracht; und folglich kann man ohne den Beſitz das Eigenthum nicht ausuͤben (§. 195.), oder ſein Recht gebrauchen. Daher iſt fer- ner klar, daß dem Eigenthumsherrn das Recht zukomme, die Sache zu be- ſitzen. Es erhellet auch ſelbſt aus der Er- klaͤrung, daß der eine Sache nicht be- ſitzt, welcher ſie als eine fremde Sa- che, oder als eine Sache, welche keinem zugehoͤret, bey ſich hat.
§. 201.
Vom ge- wiſſen- haften und un- gewiſ- ſenhaften Beſitzer.
Wenn ein Beſitzer glaubt, daß die Sache ſein ſey; ſo heiſt er ein gewiſſenhafter Be- ſitzer(poſſeſſor bonæ fidei); folglich, wenn derſelbe eine fremde Sache beſitzet, ſo weis er nicht, daß ſie einem andern
zuge-
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II. Th. 1. H. Von der erſten Gemeinſch.
zu thun andern erlauben, was zum
Gebrauch ſeines Rechtes gehoͤret.
§. 200.
Der Beſitz (poſſeſſio) beſtehet darinnen,
wenn einer eine Sache, als die ſeinige, bey
ſich behaͤlt, es mag ſeyn, daß er vermeint,
die Sache ſey wuͤrcklich die ſeinige, oder nur
will, daß ſie ſeine ſeyn ſoll und andere ſie da-
vor halten ſollen. Den Beſitzer (poſſeſ-
ſor) nennt man denjenigen, welcher eine Sa-
che, mit dieſem Vorſatz, bey ſich behaͤlt. Weil
nun eine Sache in unſerer Gewalt iſt
(in poteſtate noſtra eſt), wenn wir im Stan-
de ſind, mit derſelben vorzunehmen, was wir
wollen; ſo wird durch den Beſitz eine
Sache in unſere Gewalt gebracht; und
folglich kann man ohne den Beſitz das
Eigenthum nicht ausuͤben (§. 195.),
oder ſein Recht gebrauchen. Daher iſt fer-
ner klar, daß dem Eigenthumsherrn
das Recht zukomme, die Sache zu be-
ſitzen. Es erhellet auch ſelbſt aus der Er-
klaͤrung, daß der eine Sache nicht be-
ſitzt, welcher ſie als eine fremde Sa-
che, oder als eine Sache, welche keinem
zugehoͤret, bey ſich hat.
§. 201.
Wenn ein Beſitzer glaubt, daß die Sache
ſein ſey; ſo heiſt er ein gewiſſenhafter Be-
ſitzer (poſſeſſor bonæ fidei); folglich, wenn
derſelbe eine fremde Sache beſitzet, ſo
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Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/164>, abgerufen am 21.11.2024.
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