hängenden Einbildungskraft nebst dem Ge- dächtnisse dienen, und entweder äussere sind, welche von aussen am Leibe sich zeigen, oder innerliche, die in demselben verborgen lie- gen; 3) aus bewegenden Gliedern(mo- toriis), welche zur Bewegung des Körpers und seiner äussern Glieder von einem Ort zum an- dern gewiedmet. Die Vollkommenheit des Leibes, in so weit derselbe ein Leben hat, besteht in der Geschicklichkeit, sich zu erhalten und sein Geschlecht fortzupflantzen; in so weit derselbe empfindet, in der Geschick- lichkeit, die materielle Jdeen der Sachen, die empfunden werden können, hervorzubringen; und endlich in so weit als derselbe sich be- wegt, in der Geschicklichkeit, die den Begier- den und Verabscheuungen gemäße Bewegun- gen hervorzubringen, und die Lage so wohl des gantzen Körpers, als auch seiner äusseren Glieder insbesondere zu bestimmen (§. 9.). Aus diesen zusammen genommen entstehet die Geschicklichkeit, die Uebereinstimmung zwischen Seele und Körper zu erhalten; als worinn eigentlich die Vollkommenheit des gan- tzen Körpers bestehet. Wenn zu derselben die Vollkommenheit der Seele kömmt, welche selbst diese Uebereinstimmung erfordert; so entstehet die Vollkommenheit des Men- schen; und weil aus der natürlichen Gottes- gelahrhet erhellet, daß der Mensch, so wohl in Absicht der Seele, als des Leibes, Gott vor- stellet, so besteht dieselbe in der Geschicklich-
keit
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des Menſchen gegen ſich ſelbſt.
haͤngenden Einbildungskraft nebſt dem Ge- daͤchtniſſe dienen, und entweder aͤuſſere ſind, welche von auſſen am Leibe ſich zeigen, oder innerliche, die in demſelben verborgen lie- gen; 3) aus bewegenden Gliedern(mo- toriis), welche zur Bewegung des Koͤrpers und ſeiner aͤuſſern Glieder von einem Ort zum an- dern gewiedmet. Die Vollkommenheit des Leibes, in ſo weit derſelbe ein Leben hat, beſteht in der Geſchicklichkeit, ſich zu erhalten und ſein Geſchlecht fortzupflantzen; in ſo weit derſelbe empfindet, in der Geſchick- lichkeit, die materielle Jdeen der Sachen, die empfunden werden koͤnnen, hervorzubringen; und endlich in ſo weit als derſelbe ſich be- wegt, in der Geſchicklichkeit, die den Begier- den und Verabſcheuungen gemaͤße Bewegun- gen hervorzubringen, und die Lage ſo wohl des gantzen Koͤrpers, als auch ſeiner aͤuſſeren Glieder insbeſondere zu beſtimmen (§. 9.). Aus dieſen zuſammen genommen entſtehet die Geſchicklichkeit, die Uebereinſtimmung zwiſchen Seele und Koͤrper zu erhalten; als worinn eigentlich die Vollkommenheit des gan- tzen Koͤrpers beſtehet. Wenn zu derſelben die Vollkommenheit der Seele koͤmmt, welche ſelbſt dieſe Uebereinſtimmung erfordert; ſo entſtehet die Vollkommenheit des Men- ſchen; und weil aus der natuͤrlichen Gottes- gelahrhet erhellet, daß der Menſch, ſo wohl in Abſicht der Seele, als des Leibes, Gott vor- ſtellet, ſo beſteht dieſelbe in der Geſchicklich-
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des Menſchen gegen ſich ſelbſt.
haͤngenden Einbildungskraft nebſt dem Ge-
daͤchtniſſe dienen, und entweder aͤuſſere ſind,
welche von auſſen am Leibe ſich zeigen, oder
innerliche, die in demſelben verborgen lie-
gen; 3) aus bewegenden Gliedern (mo-
toriis), welche zur Bewegung des Koͤrpers und
ſeiner aͤuſſern Glieder von einem Ort zum an-
dern gewiedmet. Die Vollkommenheit des
Leibes, in ſo weit derſelbe ein Leben hat,
beſteht in der Geſchicklichkeit, ſich zu erhalten
und ſein Geſchlecht fortzupflantzen; in ſo
weit derſelbe empfindet, in der Geſchick-
lichkeit, die materielle Jdeen der Sachen, die
empfunden werden koͤnnen, hervorzubringen;
und endlich in ſo weit als derſelbe ſich be-
wegt, in der Geſchicklichkeit, die den Begier-
den und Verabſcheuungen gemaͤße Bewegun-
gen hervorzubringen, und die Lage ſo wohl
des gantzen Koͤrpers, als auch ſeiner aͤuſſeren
Glieder insbeſondere zu beſtimmen (§. 9.).
Aus dieſen zuſammen genommen entſtehet die
Geſchicklichkeit, die Uebereinſtimmung zwiſchen
Seele und Koͤrper zu erhalten; als worinn
eigentlich die Vollkommenheit des gan-
tzen Koͤrpers beſtehet. Wenn zu derſelben
die Vollkommenheit der Seele koͤmmt, welche
ſelbſt dieſe Uebereinſtimmung erfordert; ſo
entſtehet die Vollkommenheit des Men-
ſchen; und weil aus der natuͤrlichen Gottes-
gelahrhet erhellet, daß der Menſch, ſo wohl
in Abſicht der Seele, als des Leibes, Gott vor-
ſtellet, ſo beſteht dieſelbe in der Geſchicklich-
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Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/107>, abgerufen am 03.02.2025.
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