Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Caspar Friedrich: Theorie von der Generation. Berlin, 1764.

Bild:
<< vorherige Seite

Beweiß der Epigenesis.
derlegungen antreffen. Eben daher finden Sie
im dritten Theil die Meynungen anderer Natur-
forscher zwar angeführt, auseinander gesetzt, mir
den meinigen verglichen, aber nicht widerlegt.
Nach eben der Regel habe ich in dieser Abhand-
lung bisher die vornehmste Hypothesen von der
Generation erzehlt, genau untersucht, und was
etwan dadurch zum Vortheil der Wissenschaften
gethan sey, bestimmt, aber von Widerlegungen
kein Wort mit einfliessen lassen. Aus eben diesem
Grunde habe ich mich in meiner Dissertation an-
gestellt, als wenn mir von keinen andern Hypo-
thesen, die ich etwan, dafern ich die meinige auf
einem sichern Grunde bauen wollte, erst widerle-
gen müßte, etwas bekannt wäre, ob wohl solches
sonst gewöhnlich zu geschehen pflegt. Jch habe
gethan, als wenn ich nicht wüßte, daß gelehrte
Männer wären, die, in sofern in meiner Theorie
zum voraus gesetzt wird, daß die organischen Kör-
per würklich durch natürliche Kräfte gebildet wer-
den, davon das Gegentheil behauptet häten. Jch
habe vielmehr eine solche Stellung angenommen,
gleichsam als hätte erstlich noch niemand von die-
ser Sache geschrieben, zweytens als sähe man täg-
lich, daß neue organische Körper entstehen, die
vorhin nicht da waren; als sey also an dieser
Wahrheit, daß sie würklich formirt werden, gar
kein Zweifel, und wäre folglich kein anderes Pro-
blem bey den Gelehrten aufzulösen übrig als die-
ses: Wie aber und auf was für Art und durch
welche Ursachen werden diese Körper formirt?

Als-

Beweiß der Epigeneſis.
derlegungen antreffen. Eben daher finden Sie
im dritten Theil die Meynungen anderer Natur-
forſcher zwar angefuͤhrt, auseinander geſetzt, mir
den meinigen verglichen, aber nicht widerlegt.
Nach eben der Regel habe ich in dieſer Abhand-
lung bisher die vornehmſte Hypotheſen von der
Generation erzehlt, genau unterſucht, und was
etwan dadurch zum Vortheil der Wiſſenſchaften
gethan ſey, beſtimmt, aber von Widerlegungen
kein Wort mit einflieſſen laſſen. Aus eben dieſem
Grunde habe ich mich in meiner Diſſertation an-
geſtellt, als wenn mir von keinen andern Hypo-
theſen, die ich etwan, dafern ich die meinige auf
einem ſichern Grunde bauen wollte, erſt widerle-
gen muͤßte, etwas bekannt waͤre, ob wohl ſolches
ſonſt gewoͤhnlich zu geſchehen pflegt. Jch habe
gethan, als wenn ich nicht wuͤßte, daß gelehrte
Maͤnner waͤren, die, in ſofern in meiner Theorie
zum voraus geſetzt wird, daß die organiſchen Koͤr-
per wuͤrklich durch natuͤrliche Kraͤfte gebildet wer-
den, davon das Gegentheil behauptet haͤten. Jch
habe vielmehr eine ſolche Stellung angenommen,
gleichſam als haͤtte erſtlich noch niemand von die-
ſer Sache geſchrieben, zweytens als ſaͤhe man taͤg-
lich, daß neue organiſche Koͤrper entſtehen, die
vorhin nicht da waren; als ſey alſo an dieſer
Wahrheit, daß ſie wuͤrklich formirt werden, gar
kein Zweifel, und waͤre folglich kein anderes Pro-
blem bey den Gelehrten aufzuloͤſen uͤbrig als die-
ſes: Wie aber und auf was fuͤr Art und durch
welche Urſachen werden dieſe Koͤrper formirt?

Als-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0058" n="36"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Beweiß der Epigene&#x017F;is.</hi></fw><lb/>
derlegungen antreffen. Eben daher finden Sie<lb/>
im dritten Theil die Meynungen anderer Natur-<lb/>
for&#x017F;cher zwar angefu&#x0364;hrt, auseinander ge&#x017F;etzt, mir<lb/>
den meinigen verglichen, aber nicht widerlegt.<lb/>
Nach eben der Regel habe ich in die&#x017F;er Abhand-<lb/>
lung bisher die vornehm&#x017F;te Hypothe&#x017F;en von der<lb/>
Generation erzehlt, genau unter&#x017F;ucht, und was<lb/>
etwan dadurch zum Vortheil der Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaften<lb/>
gethan &#x017F;ey, be&#x017F;timmt, aber von Widerlegungen<lb/>
kein Wort mit einflie&#x017F;&#x017F;en la&#x017F;&#x017F;en. Aus eben die&#x017F;em<lb/>
Grunde habe ich mich in meiner Di&#x017F;&#x017F;ertation an-<lb/>
ge&#x017F;tellt, als wenn mir von keinen andern Hypo-<lb/>
the&#x017F;en, die ich etwan, dafern ich die meinige auf<lb/>
einem &#x017F;ichern Grunde bauen wollte, er&#x017F;t widerle-<lb/>
gen mu&#x0364;ßte, etwas bekannt wa&#x0364;re, ob wohl &#x017F;olches<lb/>
&#x017F;on&#x017F;t gewo&#x0364;hnlich zu ge&#x017F;chehen pflegt. Jch habe<lb/>
gethan, als wenn ich nicht wu&#x0364;ßte, daß gelehrte<lb/>
Ma&#x0364;nner wa&#x0364;ren, die, in &#x017F;ofern in meiner Theorie<lb/>
zum voraus ge&#x017F;etzt wird, daß die organi&#x017F;chen Ko&#x0364;r-<lb/>
per wu&#x0364;rklich durch natu&#x0364;rliche Kra&#x0364;fte gebildet wer-<lb/>
den, davon das Gegentheil behauptet ha&#x0364;ten. Jch<lb/>
habe vielmehr eine &#x017F;olche Stellung angenommen,<lb/>
gleich&#x017F;am als ha&#x0364;tte er&#x017F;tlich noch niemand von die-<lb/>
&#x017F;er Sache ge&#x017F;chrieben, zweytens als &#x017F;a&#x0364;he man ta&#x0364;g-<lb/>
lich, daß neue organi&#x017F;che Ko&#x0364;rper ent&#x017F;tehen, die<lb/>
vorhin nicht da waren; als &#x017F;ey al&#x017F;o an die&#x017F;er<lb/>
Wahrheit, daß &#x017F;ie wu&#x0364;rklich formirt werden, gar<lb/>
kein Zweifel, und wa&#x0364;re folglich kein anderes Pro-<lb/>
blem bey den Gelehrten aufzulo&#x0364;&#x017F;en u&#x0364;brig als die-<lb/>
&#x017F;es: Wie aber und auf was fu&#x0364;r Art und durch<lb/>
welche Ur&#x017F;achen werden die&#x017F;e Ko&#x0364;rper formirt?<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Als-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[36/0058] Beweiß der Epigeneſis. derlegungen antreffen. Eben daher finden Sie im dritten Theil die Meynungen anderer Natur- forſcher zwar angefuͤhrt, auseinander geſetzt, mir den meinigen verglichen, aber nicht widerlegt. Nach eben der Regel habe ich in dieſer Abhand- lung bisher die vornehmſte Hypotheſen von der Generation erzehlt, genau unterſucht, und was etwan dadurch zum Vortheil der Wiſſenſchaften gethan ſey, beſtimmt, aber von Widerlegungen kein Wort mit einflieſſen laſſen. Aus eben dieſem Grunde habe ich mich in meiner Diſſertation an- geſtellt, als wenn mir von keinen andern Hypo- theſen, die ich etwan, dafern ich die meinige auf einem ſichern Grunde bauen wollte, erſt widerle- gen muͤßte, etwas bekannt waͤre, ob wohl ſolches ſonſt gewoͤhnlich zu geſchehen pflegt. Jch habe gethan, als wenn ich nicht wuͤßte, daß gelehrte Maͤnner waͤren, die, in ſofern in meiner Theorie zum voraus geſetzt wird, daß die organiſchen Koͤr- per wuͤrklich durch natuͤrliche Kraͤfte gebildet wer- den, davon das Gegentheil behauptet haͤten. Jch habe vielmehr eine ſolche Stellung angenommen, gleichſam als haͤtte erſtlich noch niemand von die- ſer Sache geſchrieben, zweytens als ſaͤhe man taͤg- lich, daß neue organiſche Koͤrper entſtehen, die vorhin nicht da waren; als ſey alſo an dieſer Wahrheit, daß ſie wuͤrklich formirt werden, gar kein Zweifel, und waͤre folglich kein anderes Pro- blem bey den Gelehrten aufzuloͤſen uͤbrig als die- ſes: Wie aber und auf was fuͤr Art und durch welche Urſachen werden dieſe Koͤrper formirt? Als-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_theorie_1764
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_theorie_1764/58
Zitationshilfe: Wolff, Caspar Friedrich: Theorie von der Generation. Berlin, 1764, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_theorie_1764/58>, abgerufen am 23.11.2024.