Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Caspar Friedrich: Theorie von der Generation. Berlin, 1764.

Bild:
<< vorherige Seite

Historie der verschiedenen
Hypothesen würklich die Generation, und also se-
hen Sie auch wiederum aus diesem Exempel, wie
leicht es sey, etwas für eine Erklärung zu halten,
was keine ist.

Dieses ist das Vornehmste und das Beste
was von der Generation seit Aristotelis Zeiten
ist gesagt worden. Es sind ausserdem noch einige
besondere Hypothesen ausgearbeitet worden, die
aber meines Wissens ausser ihren Verfassern nie-
mand angenommen hat. Zu diesen gehört auch
das, was Buffon und Needham geschrieben
haben. Jch kann mich nicht in eine Zergliederung
ihrer Schriften einlassen, weil ich zu weitläuftig
werden würde. Wenn Sie sie aber selbst lesen
wollen, so werden Sie finden, daß sie eben so
wenig, wie andere, auch den geringsten organi-
schen Theil eines Thieres oder einer Pflanze nicht
erklärt haben.

Needham.

Vom Needham will ich nur die-
ses einzige bey dieser Gelegenheit erin-
nern, daß auch seine Absicht nicht einmahl gewe-
sen seyn kann, die Generation zu erklären. Er
hat vielmehr, wenn ich aus dem, was er geleistet
hat, seinen Endzweck beurtheilen soll, nur erwei-
sen wollen, daß nicht, wie es vor ihm durchgän-
gig angenommen war, alle organische Körper aus
einem Ey entstünden, sondern daß vielmehr in der
Natur eine Kraft sey, wodurch auch ohne Eltern,
ohne vorhergegangene Vereinigung zweyer Ge-

schlech-

Hiſtorie der verſchiedenen
Hypotheſen wuͤrklich die Generation, und alſo ſe-
hen Sie auch wiederum aus dieſem Exempel, wie
leicht es ſey, etwas fuͤr eine Erklaͤrung zu halten,
was keine iſt.

Dieſes iſt das Vornehmſte und das Beſte
was von der Generation ſeit Ariſtotelis Zeiten
iſt geſagt worden. Es ſind auſſerdem noch einige
beſondere Hypotheſen ausgearbeitet worden, die
aber meines Wiſſens auſſer ihren Verfaſſern nie-
mand angenommen hat. Zu dieſen gehoͤrt auch
das, was Buffon und Needham geſchrieben
haben. Jch kann mich nicht in eine Zergliederung
ihrer Schriften einlaſſen, weil ich zu weitlaͤuftig
werden wuͤrde. Wenn Sie ſie aber ſelbſt leſen
wollen, ſo werden Sie finden, daß ſie eben ſo
wenig, wie andere, auch den geringſten organi-
ſchen Theil eines Thieres oder einer Pflanze nicht
erklaͤrt haben.

Needham.

Vom Needham will ich nur die-
ſes einzige bey dieſer Gelegenheit erin-
nern, daß auch ſeine Abſicht nicht einmahl gewe-
ſen ſeyn kann, die Generation zu erklaͤren. Er
hat vielmehr, wenn ich aus dem, was er geleiſtet
hat, ſeinen Endzweck beurtheilen ſoll, nur erwei-
ſen wollen, daß nicht, wie es vor ihm durchgaͤn-
gig angenommen war, alle organiſche Koͤrper aus
einem Ey entſtuͤnden, ſondern daß vielmehr in der
Natur eine Kraft ſey, wodurch auch ohne Eltern,
ohne vorhergegangene Vereinigung zweyer Ge-

ſchlech-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0050" n="28"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Hi&#x017F;torie der ver&#x017F;chiedenen</hi></fw><lb/>
Hypothe&#x017F;en wu&#x0364;rklich die Generation, und al&#x017F;o &#x017F;e-<lb/>
hen Sie auch wiederum aus die&#x017F;em Exempel, wie<lb/>
leicht es &#x017F;ey, etwas fu&#x0364;r eine Erkla&#x0364;rung zu halten,<lb/>
was keine i&#x017F;t.</p><lb/>
          <p>Die&#x017F;es i&#x017F;t das Vornehm&#x017F;te und das Be&#x017F;te<lb/>
was von der Generation &#x017F;eit <hi rendition="#fr">Ari&#x017F;totelis</hi> Zeiten<lb/>
i&#x017F;t ge&#x017F;agt worden. Es &#x017F;ind au&#x017F;&#x017F;erdem noch einige<lb/>
be&#x017F;ondere Hypothe&#x017F;en ausgearbeitet worden, die<lb/>
aber meines Wi&#x017F;&#x017F;ens au&#x017F;&#x017F;er ihren Verfa&#x017F;&#x017F;ern nie-<lb/>
mand angenommen hat. Zu die&#x017F;en geho&#x0364;rt auch<lb/>
das, was <hi rendition="#fr">Buffon</hi> und <hi rendition="#fr">Needham</hi> ge&#x017F;chrieben<lb/>
haben. Jch kann mich nicht in eine Zergliederung<lb/>
ihrer Schriften einla&#x017F;&#x017F;en, weil ich zu weitla&#x0364;uftig<lb/>
werden wu&#x0364;rde. Wenn Sie &#x017F;ie aber &#x017F;elb&#x017F;t le&#x017F;en<lb/>
wollen, &#x017F;o werden Sie finden, daß &#x017F;ie eben &#x017F;o<lb/>
wenig, wie andere, auch den gering&#x017F;ten organi-<lb/>
&#x017F;chen Theil eines Thieres oder einer Pflanze nicht<lb/>
erkla&#x0364;rt haben.</p><lb/>
          <note place="left">Needham.</note>
          <p>Vom <hi rendition="#fr">Needham</hi> will ich nur die-<lb/>
&#x017F;es einzige bey die&#x017F;er Gelegenheit erin-<lb/>
nern, daß auch &#x017F;eine Ab&#x017F;icht nicht einmahl gewe-<lb/>
&#x017F;en &#x017F;eyn kann, die Generation zu erkla&#x0364;ren. Er<lb/>
hat vielmehr, wenn ich aus dem, was er gelei&#x017F;tet<lb/>
hat, &#x017F;einen Endzweck beurtheilen &#x017F;oll, nur erwei-<lb/>
&#x017F;en wollen, daß nicht, wie es vor ihm durchga&#x0364;n-<lb/>
gig angenommen war, alle organi&#x017F;che Ko&#x0364;rper aus<lb/>
einem Ey ent&#x017F;tu&#x0364;nden, &#x017F;ondern daß vielmehr in der<lb/>
Natur eine Kraft &#x017F;ey, wodurch auch ohne Eltern,<lb/>
ohne vorhergegangene Vereinigung zweyer Ge-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;chlech-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[28/0050] Hiſtorie der verſchiedenen Hypotheſen wuͤrklich die Generation, und alſo ſe- hen Sie auch wiederum aus dieſem Exempel, wie leicht es ſey, etwas fuͤr eine Erklaͤrung zu halten, was keine iſt. Dieſes iſt das Vornehmſte und das Beſte was von der Generation ſeit Ariſtotelis Zeiten iſt geſagt worden. Es ſind auſſerdem noch einige beſondere Hypotheſen ausgearbeitet worden, die aber meines Wiſſens auſſer ihren Verfaſſern nie- mand angenommen hat. Zu dieſen gehoͤrt auch das, was Buffon und Needham geſchrieben haben. Jch kann mich nicht in eine Zergliederung ihrer Schriften einlaſſen, weil ich zu weitlaͤuftig werden wuͤrde. Wenn Sie ſie aber ſelbſt leſen wollen, ſo werden Sie finden, daß ſie eben ſo wenig, wie andere, auch den geringſten organi- ſchen Theil eines Thieres oder einer Pflanze nicht erklaͤrt haben. Vom Needham will ich nur die- ſes einzige bey dieſer Gelegenheit erin- nern, daß auch ſeine Abſicht nicht einmahl gewe- ſen ſeyn kann, die Generation zu erklaͤren. Er hat vielmehr, wenn ich aus dem, was er geleiſtet hat, ſeinen Endzweck beurtheilen ſoll, nur erwei- ſen wollen, daß nicht, wie es vor ihm durchgaͤn- gig angenommen war, alle organiſche Koͤrper aus einem Ey entſtuͤnden, ſondern daß vielmehr in der Natur eine Kraft ſey, wodurch auch ohne Eltern, ohne vorhergegangene Vereinigung zweyer Ge- ſchlech-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_theorie_1764
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_theorie_1764/50
Zitationshilfe: Wolff, Caspar Friedrich: Theorie von der Generation. Berlin, 1764, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_theorie_1764/50>, abgerufen am 27.11.2024.