Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Caspar Friedrich: Theorie von der Generation. Berlin, 1764.

Bild:
<< vorherige Seite

Wiederholte Versuche.
Area; durch das Vergrößerungsglas aber ent-
deckte man diese Stellen; sie waren kaum von den
übrigen zu unterscheiden; sie waren nur etwas we-
niges dunkeler, und fielen kaum ins bräunliche.
Jch erinnere dieses deswegen, damit man diesen
Zustand der Area nicht für den nemlichen hält,
den der Herr von Haller beschreibt, und den ich
in der Dissertation Fig. 7. 8. gezeichnet habe;
sie ist viel früher, als diese gewesen sind. Die
Stellen also, welche zu Gefäßen werden sollten,
waren so beschaffen, daß man sie unmöglich für
Gefäße halten konte; und niemand, als der die
folgende Veränderungen der Area öfter gesehn
hat, würde sich auch einbilden können, daß sie
nur die Ansänge von Gefäßen seyn könten; in-
dessen aber ist an diesem letztern kein Zweifel, und
wer diese Versuche öfter gemacht hat, würde sie auch
wohl erkannt haben. Jch will nur drey Charak-
tere von diesen Gefäßen, die ich indessen so nen-
nen will, anführen, woraus man, meiner Einsicht
nach, hinlänglich wird erkennen können, daß sie
noch nicht einmal mit Recht Wege oder Rinnen,
vielweniger Gefäße genennt werden können, die
ihre Häute hätten, und durch die Kraft des Her-
zens vermittelst der hinein getriebenen Säfte aus-
gedehnt wären. Vors erste also communicirten
diese Stellen nicht mit einander, sondern sie wa-
ren rings herum mit der weißen körnigten etwas
festeren Substanz umgeben und verschlossen, so,
daß das an diesen Stellen befindliche flüßigere
Wesen nirgends ausfließen konnte. Zum zwey-

ten
R 3

Wiederholte Verſuche.
Area; durch das Vergroͤßerungsglas aber ent-
deckte man dieſe Stellen; ſie waren kaum von den
uͤbrigen zu unterſcheiden; ſie waren nur etwas we-
niges dunkeler, und fielen kaum ins braͤunliche.
Jch erinnere dieſes deswegen, damit man dieſen
Zuſtand der Area nicht fuͤr den nemlichen haͤlt,
den der Herr von Haller beſchreibt, und den ich
in der Diſſertation Fig. 7. 8. gezeichnet habe;
ſie iſt viel fruͤher, als dieſe geweſen ſind. Die
Stellen alſo, welche zu Gefaͤßen werden ſollten,
waren ſo beſchaffen, daß man ſie unmoͤglich fuͤr
Gefaͤße halten konte; und niemand, als der die
folgende Veraͤnderungen der Area oͤfter geſehn
hat, wuͤrde ſich auch einbilden koͤnnen, daß ſie
nur die Anſaͤnge von Gefaͤßen ſeyn koͤnten; in-
deſſen aber iſt an dieſem letztern kein Zweifel, und
wer dieſe Verſuche oͤfter gemacht hat, wuͤrde ſie auch
wohl erkannt haben. Jch will nur drey Charak-
tere von dieſen Gefaͤßen, die ich indeſſen ſo nen-
nen will, anfuͤhren, woraus man, meiner Einſicht
nach, hinlaͤnglich wird erkennen koͤnnen, daß ſie
noch nicht einmal mit Recht Wege oder Rinnen,
vielweniger Gefaͤße genennt werden koͤnnen, die
ihre Haͤute haͤtten, und durch die Kraft des Her-
zens vermittelſt der hinein getriebenen Saͤfte aus-
gedehnt waͤren. Vors erſte alſo communicirten
dieſe Stellen nicht mit einander, ſondern ſie wa-
ren rings herum mit der weißen koͤrnigten etwas
feſteren Subſtanz umgeben und verſchloſſen, ſo,
daß das an dieſen Stellen befindliche fluͤßigere
Weſen nirgends ausfließen konnte. Zum zwey-

ten
R 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0283" n="261"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Wiederholte Ver&#x017F;uche.</hi></fw><lb/>
Area; durch das Vergro&#x0364;ßerungsglas aber ent-<lb/>
deckte man die&#x017F;e Stellen; &#x017F;ie waren kaum von den<lb/>
u&#x0364;brigen zu unter&#x017F;cheiden; &#x017F;ie waren nur etwas we-<lb/>
niges dunkeler, und fielen kaum ins bra&#x0364;unliche.<lb/>
Jch erinnere die&#x017F;es deswegen, damit man die&#x017F;en<lb/>
Zu&#x017F;tand der Area nicht fu&#x0364;r den nemlichen ha&#x0364;lt,<lb/>
den der Herr <hi rendition="#fr">von Haller</hi> be&#x017F;chreibt, und den ich<lb/>
in der Di&#x017F;&#x017F;ertation Fig. 7. 8. gezeichnet habe;<lb/>
&#x017F;ie i&#x017F;t viel fru&#x0364;her, als die&#x017F;e gewe&#x017F;en &#x017F;ind. Die<lb/>
Stellen al&#x017F;o, welche zu Gefa&#x0364;ßen werden &#x017F;ollten,<lb/>
waren &#x017F;o be&#x017F;chaffen, daß man &#x017F;ie unmo&#x0364;glich fu&#x0364;r<lb/>
Gefa&#x0364;ße halten konte; und niemand, als der die<lb/>
folgende Vera&#x0364;nderungen der Area o&#x0364;fter ge&#x017F;ehn<lb/>
hat, wu&#x0364;rde &#x017F;ich auch einbilden ko&#x0364;nnen, daß &#x017F;ie<lb/>
nur die An&#x017F;a&#x0364;nge von Gefa&#x0364;ßen &#x017F;eyn ko&#x0364;nten; in-<lb/>
de&#x017F;&#x017F;en aber i&#x017F;t an die&#x017F;em letztern kein Zweifel, und<lb/>
wer die&#x017F;e Ver&#x017F;uche o&#x0364;fter gemacht hat, wu&#x0364;rde &#x017F;ie auch<lb/>
wohl erkannt haben. Jch will nur drey Charak-<lb/>
tere von die&#x017F;en Gefa&#x0364;ßen, die ich inde&#x017F;&#x017F;en &#x017F;o nen-<lb/>
nen will, anfu&#x0364;hren, woraus man, meiner Ein&#x017F;icht<lb/>
nach, hinla&#x0364;nglich wird erkennen ko&#x0364;nnen, daß &#x017F;ie<lb/>
noch nicht einmal mit Recht Wege oder Rinnen,<lb/>
vielweniger Gefa&#x0364;ße genennt werden ko&#x0364;nnen, die<lb/>
ihre Ha&#x0364;ute ha&#x0364;tten, und durch die Kraft des Her-<lb/>
zens vermittel&#x017F;t der hinein getriebenen Sa&#x0364;fte aus-<lb/>
gedehnt wa&#x0364;ren. Vors er&#x017F;te al&#x017F;o communicirten<lb/>
die&#x017F;e Stellen nicht mit einander, &#x017F;ondern &#x017F;ie wa-<lb/>
ren rings herum mit der weißen ko&#x0364;rnigten etwas<lb/>
fe&#x017F;teren Sub&#x017F;tanz umgeben und ver&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;o,<lb/>
daß das an die&#x017F;en Stellen befindliche flu&#x0364;ßigere<lb/>
We&#x017F;en nirgends ausfließen konnte. Zum zwey-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">R 3</fw><fw place="bottom" type="catch">ten</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[261/0283] Wiederholte Verſuche. Area; durch das Vergroͤßerungsglas aber ent- deckte man dieſe Stellen; ſie waren kaum von den uͤbrigen zu unterſcheiden; ſie waren nur etwas we- niges dunkeler, und fielen kaum ins braͤunliche. Jch erinnere dieſes deswegen, damit man dieſen Zuſtand der Area nicht fuͤr den nemlichen haͤlt, den der Herr von Haller beſchreibt, und den ich in der Diſſertation Fig. 7. 8. gezeichnet habe; ſie iſt viel fruͤher, als dieſe geweſen ſind. Die Stellen alſo, welche zu Gefaͤßen werden ſollten, waren ſo beſchaffen, daß man ſie unmoͤglich fuͤr Gefaͤße halten konte; und niemand, als der die folgende Veraͤnderungen der Area oͤfter geſehn hat, wuͤrde ſich auch einbilden koͤnnen, daß ſie nur die Anſaͤnge von Gefaͤßen ſeyn koͤnten; in- deſſen aber iſt an dieſem letztern kein Zweifel, und wer dieſe Verſuche oͤfter gemacht hat, wuͤrde ſie auch wohl erkannt haben. Jch will nur drey Charak- tere von dieſen Gefaͤßen, die ich indeſſen ſo nen- nen will, anfuͤhren, woraus man, meiner Einſicht nach, hinlaͤnglich wird erkennen koͤnnen, daß ſie noch nicht einmal mit Recht Wege oder Rinnen, vielweniger Gefaͤße genennt werden koͤnnen, die ihre Haͤute haͤtten, und durch die Kraft des Her- zens vermittelſt der hinein getriebenen Saͤfte aus- gedehnt waͤren. Vors erſte alſo communicirten dieſe Stellen nicht mit einander, ſondern ſie wa- ren rings herum mit der weißen koͤrnigten etwas feſteren Subſtanz umgeben und verſchloſſen, ſo, daß das an dieſen Stellen befindliche fluͤßigere Weſen nirgends ausfließen konnte. Zum zwey- ten R 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_theorie_1764
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_theorie_1764/283
Zitationshilfe: Wolff, Caspar Friedrich: Theorie von der Generation. Berlin, 1764, S. 261. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_theorie_1764/283>, abgerufen am 25.11.2024.