le sind, nicht sehr verschieden ist; so will ich in diesem Abschnitt von beyden zugleich handeln.
Nachdem ich die zwo verschiedene, zur voll- kommnen Formation eines solchen Theils erfor- derte Würkungen der Natur, (da nemlich zuerst der Theil selbst, aber ohne einige innere organi- sche Strucktur hervorgebracht, und hernach erst in ihm die Gefäße formirt werden) von einander unterschieden, und diese letztere Würkung in den beyden vorhergehenden Kapiteln schon erklärt ha- be; so wird uns die nun noch übrige Hervorbrin- gung des unorganischen Theils selbst zu erklären wenig Schwierigkeiten verursachen können. Die Kunst besteht nur einzig und allein darinn, daß man die beyden ganz verschiedene und auch zu verschiedenen Zeiten ausgeführte Würkungen wohl von einander unterscheidet, und eine jede beson- ders zu erklären vornimmt. Es wird alsdann nichts weiter erfordert, als daß wir uns einzig und allein bey der Erfahrung halten, daß wir das glauben, was wir sehn, und es für dasjenige halten was es ist, nicht aber aus Vorurtheilen etwas erdichten was nicht da ist, und was wir auf keine Weise wahrnehmen, oder durch irgend eine Kunst entdecken können.
§. 47.
Der Saamen der Bohne undBeobachtung die dazu füh- ret. die Saamenkapsel dieser Pflanze sind solche Theile, die vor sich selbst be- stehen, und zugleich diejenigen, wo-
bey
der vor ſich ſelbſt beſtehenden, ꝛc.
le ſind, nicht ſehr verſchieden iſt; ſo will ich in dieſem Abſchnitt von beyden zugleich handeln.
Nachdem ich die zwo verſchiedene, zur voll- kommnen Formation eines ſolchen Theils erfor- derte Wuͤrkungen der Natur, (da nemlich zuerſt der Theil ſelbſt, aber ohne einige innere organi- ſche Strucktur hervorgebracht, und hernach erſt in ihm die Gefaͤße formirt werden) von einander unterſchieden, und dieſe letztere Wuͤrkung in den beyden vorhergehenden Kapiteln ſchon erklaͤrt ha- be; ſo wird uns die nun noch uͤbrige Hervorbrin- gung des unorganiſchen Theils ſelbſt zu erklaͤren wenig Schwierigkeiten verurſachen koͤnnen. Die Kunſt beſteht nur einzig und allein darinn, daß man die beyden ganz verſchiedene und auch zu verſchiedenen Zeiten ausgefuͤhrte Wuͤrkungen wohl von einander unterſcheidet, und eine jede beſon- ders zu erklaͤren vornimmt. Es wird alsdann nichts weiter erfordert, als daß wir uns einzig und allein bey der Erfahrung halten, daß wir das glauben, was wir ſehn, und es fuͤr dasjenige halten was es iſt, nicht aber aus Vorurtheilen etwas erdichten was nicht da iſt, und was wir auf keine Weiſe wahrnehmen, oder durch irgend eine Kunſt entdecken koͤnnen.
§. 47.
Der Saamen der Bohne undBeobachtung die dazu füh- ret. die Saamenkapſel dieſer Pflanze ſind ſolche Theile, die vor ſich ſelbſt be- ſtehen, und zugleich diejenigen, wo-
bey
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der vor ſich ſelbſt beſtehenden, ꝛc.
le ſind, nicht ſehr verſchieden iſt; ſo will ich in
dieſem Abſchnitt von beyden zugleich handeln.
Nachdem ich die zwo verſchiedene, zur voll-
kommnen Formation eines ſolchen Theils erfor-
derte Wuͤrkungen der Natur, (da nemlich zuerſt
der Theil ſelbſt, aber ohne einige innere organi-
ſche Strucktur hervorgebracht, und hernach erſt
in ihm die Gefaͤße formirt werden) von einander
unterſchieden, und dieſe letztere Wuͤrkung in den
beyden vorhergehenden Kapiteln ſchon erklaͤrt ha-
be; ſo wird uns die nun noch uͤbrige Hervorbrin-
gung des unorganiſchen Theils ſelbſt zu erklaͤren
wenig Schwierigkeiten verurſachen koͤnnen. Die
Kunſt beſteht nur einzig und allein darinn, daß
man die beyden ganz verſchiedene und auch zu
verſchiedenen Zeiten ausgefuͤhrte Wuͤrkungen wohl
von einander unterſcheidet, und eine jede beſon-
ders zu erklaͤren vornimmt. Es wird alsdann
nichts weiter erfordert, als daß wir uns einzig
und allein bey der Erfahrung halten, daß wir das
glauben, was wir ſehn, und es fuͤr dasjenige
halten was es iſt, nicht aber aus Vorurtheilen
etwas erdichten was nicht da iſt, und was wir
auf keine Weiſe wahrnehmen, oder durch irgend
eine Kunſt entdecken koͤnnen.
§. 47.
Der Saamen der Bohne und
die Saamenkapſel dieſer Pflanze ſind
ſolche Theile, die vor ſich ſelbſt be-
ſtehen, und zugleich diejenigen, wo-
bey
Beobachtung
die dazu füh-
ret.
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Wolff, Caspar Friedrich: Theorie von der Generation. Berlin, 1764, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_theorie_1764/209>, abgerufen am 03.03.2025.
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