ich darf nur zeigen, daß sich hier alles eben so verhalte wie bey den Pflanzen.
Die kleinen Gefäße der ThiereBeschaffen- heit der Ge- fäße. sind in der That eben so wohl, wie die Gefäße der Pflanzen, bloße Hölen, keinesweges aber mit eignen besondern Häuten versehene Röhren. Jch kan dieses auf keine an- dere Art beweisen, als daß ich mich auf die Er- fahrung berufe; man untersuche diese kleinen Ge- säße, wie man wolle, so wird man niemals eine eigne Haut an ihnen finden.
Die großen Gefäße sind, eigentlich zu reden, eben so wenig wahre Röhren, wie die kleineren, nur muß man bey ihnen dieses besondere bemer- ken: die Substanz, in welcher diese Hölen ausge- graben sind, ist nahe an der Höle selbst am dich- testen und am härtesten; je weiter sie von dersel- ben rings herum abweicht, um desto loser und weicher wird sie. Es verhält sich mit ihr, wie mit der äußern Haut und dem darunter liegenden Zellengewebe; jene ist nichts weiter als eben die- ses Zellengewebe selbst, welches, je näher es der äußern Fläche unsers Körpers kommt, um desto fester und dichter wird, bis auf die äußerste Flä- che selbst, welche nächst unter der Epidermis liegt, und welche am allerdichtesten ist. Man wird daher auf keine Weise die äußere Haut einen von dem darunter liegenden Zellengewebe verschiede- nen Theil nennen können. Eben so verhält es sich mit den Gefäßen und dem sie umgebenden
Zellen-
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der Gefaͤße ꝛc.
ich darf nur zeigen, daß ſich hier alles eben ſo verhalte wie bey den Pflanzen.
Die kleinen Gefaͤße der ThiereBeſchaffen- heit der Ge- fäße. ſind in der That eben ſo wohl, wie die Gefaͤße der Pflanzen, bloße Hoͤlen, keinesweges aber mit eignen beſondern Haͤuten verſehene Roͤhren. Jch kan dieſes auf keine an- dere Art beweiſen, als daß ich mich auf die Er- fahrung berufe; man unterſuche dieſe kleinen Ge- ſaͤße, wie man wolle, ſo wird man niemals eine eigne Haut an ihnen finden.
Die großen Gefaͤße ſind, eigentlich zu reden, eben ſo wenig wahre Roͤhren, wie die kleineren, nur muß man bey ihnen dieſes beſondere bemer- ken: die Subſtanz, in welcher dieſe Hoͤlen ausge- graben ſind, iſt nahe an der Hoͤle ſelbſt am dich- teſten und am haͤrteſten; je weiter ſie von derſel- ben rings herum abweicht, um deſto loſer und weicher wird ſie. Es verhaͤlt ſich mit ihr, wie mit der aͤußern Haut und dem darunter liegenden Zellengewebe; jene iſt nichts weiter als eben die- ſes Zellengewebe ſelbſt, welches, je naͤher es der aͤußern Flaͤche unſers Koͤrpers kommt, um deſto feſter und dichter wird, bis auf die aͤußerſte Flaͤ- che ſelbſt, welche naͤchſt unter der Epidermis liegt, und welche am allerdichteſten iſt. Man wird daher auf keine Weiſe die aͤußere Haut einen von dem darunter liegenden Zellengewebe verſchiede- nen Theil nennen koͤnnen. Eben ſo verhaͤlt es ſich mit den Gefaͤßen und dem ſie umgebenden
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[265[165]/0187]
der Gefaͤße ꝛc.
ich darf nur zeigen, daß ſich hier alles eben ſo
verhalte wie bey den Pflanzen.
Die kleinen Gefaͤße der Thiere
ſind in der That eben ſo wohl, wie die
Gefaͤße der Pflanzen, bloße Hoͤlen,
keinesweges aber mit eignen beſondern Haͤuten
verſehene Roͤhren. Jch kan dieſes auf keine an-
dere Art beweiſen, als daß ich mich auf die Er-
fahrung berufe; man unterſuche dieſe kleinen Ge-
ſaͤße, wie man wolle, ſo wird man niemals eine
eigne Haut an ihnen finden.
Beſchaffen-
heit der Ge-
fäße.
Die großen Gefaͤße ſind, eigentlich zu reden,
eben ſo wenig wahre Roͤhren, wie die kleineren,
nur muß man bey ihnen dieſes beſondere bemer-
ken: die Subſtanz, in welcher dieſe Hoͤlen ausge-
graben ſind, iſt nahe an der Hoͤle ſelbſt am dich-
teſten und am haͤrteſten; je weiter ſie von derſel-
ben rings herum abweicht, um deſto loſer und
weicher wird ſie. Es verhaͤlt ſich mit ihr, wie
mit der aͤußern Haut und dem darunter liegenden
Zellengewebe; jene iſt nichts weiter als eben die-
ſes Zellengewebe ſelbſt, welches, je naͤher es der
aͤußern Flaͤche unſers Koͤrpers kommt, um deſto
feſter und dichter wird, bis auf die aͤußerſte Flaͤ-
che ſelbſt, welche naͤchſt unter der Epidermis liegt,
und welche am allerdichteſten iſt. Man wird
daher auf keine Weiſe die aͤußere Haut einen von
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Wolff, Caspar Friedrich: Theorie von der Generation. Berlin, 1764, S. 265[165]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_theorie_1764/187>, abgerufen am 16.02.2025.
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