Zur dritten Klasse gehören bey den Pflanzen die Blätter, der Kelch, die Samenkapsel, die Sa- men. Diese haben mit den Bläßchen oder Ge- fässen gar keine Aehnlichkeit mehr, unter sich aber sind sie kaum von einander unterschieden. Der Kelch ist nichts anders als eine Anzahl modificir- ter Blätter. Jn einigen Pflanzen, z. E. in den Sonnenblumen, in den Disteln, in den Umbelli- feris, erhellet dieses sehr deutlich. Die Samen- kapsel und selbst die Samen (lobi seminales) sind wiederum nichts anders als solche veränderte Blät- ter. Man sieht dieses, wenn die reife Samen- kapseln aufspringen und sich in Blätter, aus denen sie zusammen gesetzt sind, theilen, wie bey den Schotengewächsen, und wenn die Lobi seminales so gar in ordentliche Blätter (solia seminalia) übergehen.
§. 12.
Bey den Thieren scheinet die Aehnlichkeit et- was schwerer zu seyn, aber sie ist es deswegen nicht. Nur muß man in Ansehung der Gefäße zwischen den größeren und den kleinsten einen Unterschied machen, der auch in die Entstehungsart einen Ein- fluß hat, der sich aber hier noch nicht erklären läßt. Die kleinsten sind den Gefäßen der Pflan- zen ähnlich, und sie sind daher auch von der Cel- lulosa nicht sehr unterschieden; mit den größern aber hat es eine andere Bewandniß. Die Einge- weide, welche zur dritten Klasse gerechnet werden, sind in ihrer Struktur wenig von einander unter-
schie-
1. Kap. Von der Eintheilung
§. 11.
Zur dritten Klaſſe gehoͤren bey den Pflanzen die Blaͤtter, der Kelch, die Samenkapſel, die Sa- men. Dieſe haben mit den Blaͤßchen oder Ge- faͤſſen gar keine Aehnlichkeit mehr, unter ſich aber ſind ſie kaum von einander unterſchieden. Der Kelch iſt nichts anders als eine Anzahl modificir- ter Blaͤtter. Jn einigen Pflanzen, z. E. in den Sonnenblumen, in den Diſteln, in den Umbelli- feris, erhellet dieſes ſehr deutlich. Die Samen- kapſel und ſelbſt die Samen (lobi ſeminales) ſind wiederum nichts anders als ſolche veraͤnderte Blaͤt- ter. Man ſieht dieſes, wenn die reife Samen- kapſeln aufſpringen und ſich in Blaͤtter, aus denen ſie zuſammen geſetzt ſind, theilen, wie bey den Schotengewaͤchſen, und wenn die Lobi ſeminales ſo gar in ordentliche Blaͤtter (ſolia ſeminalia) uͤbergehen.
§. 12.
Bey den Thieren ſcheinet die Aehnlichkeit et- was ſchwerer zu ſeyn, aber ſie iſt es deswegen nicht. Nur muß man in Anſehung der Gefaͤße zwiſchen den groͤßeren und den kleinſten einen Unterſchied machen, der auch in die Entſtehungsart einen Ein- fluß hat, der ſich aber hier noch nicht erklaͤren laͤßt. Die kleinſten ſind den Gefaͤßen der Pflan- zen aͤhnlich, und ſie ſind daher auch von der Cel- luloſa nicht ſehr unterſchieden; mit den groͤßern aber hat es eine andere Bewandniß. Die Einge- weide, welche zur dritten Klaſſe gerechnet werden, ſind in ihrer Struktur wenig von einander unter-
ſchie-
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1. Kap. Von der Eintheilung
§. 11.
Zur dritten Klaſſe gehoͤren bey den Pflanzen
die Blaͤtter, der Kelch, die Samenkapſel, die Sa-
men. Dieſe haben mit den Blaͤßchen oder Ge-
faͤſſen gar keine Aehnlichkeit mehr, unter ſich aber
ſind ſie kaum von einander unterſchieden. Der
Kelch iſt nichts anders als eine Anzahl modificir-
ter Blaͤtter. Jn einigen Pflanzen, z. E. in den
Sonnenblumen, in den Diſteln, in den Umbelli-
feris, erhellet dieſes ſehr deutlich. Die Samen-
kapſel und ſelbſt die Samen (lobi ſeminales) ſind
wiederum nichts anders als ſolche veraͤnderte Blaͤt-
ter. Man ſieht dieſes, wenn die reife Samen-
kapſeln aufſpringen und ſich in Blaͤtter, aus denen
ſie zuſammen geſetzt ſind, theilen, wie bey den
Schotengewaͤchſen, und wenn die Lobi ſeminales
ſo gar in ordentliche Blaͤtter (ſolia ſeminalia)
uͤbergehen.
§. 12.
Bey den Thieren ſcheinet die Aehnlichkeit et-
was ſchwerer zu ſeyn, aber ſie iſt es deswegen nicht.
Nur muß man in Anſehung der Gefaͤße zwiſchen
den groͤßeren und den kleinſten einen Unterſchied
machen, der auch in die Entſtehungsart einen Ein-
fluß hat, der ſich aber hier noch nicht erklaͤren
laͤßt. Die kleinſten ſind den Gefaͤßen der Pflan-
zen aͤhnlich, und ſie ſind daher auch von der Cel-
luloſa nicht ſehr unterſchieden; mit den groͤßern
aber hat es eine andere Bewandniß. Die Einge-
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Wolff, Caspar Friedrich: Theorie von der Generation. Berlin, 1764, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_theorie_1764/170>, abgerufen am 03.03.2025.
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