Wolff, Caspar Friedrich: Theorie von der Generation. Berlin, 1764.Widerlegung der Einwürfe Jene mögen dicke werden, so viel sie wollen, sowerden sie dennoch dadurch zu keine feste Theile ei- nes organischen Körpers werden; wenn Säfte aber in feste Theile übergehen sollen, so wird dazu etwas mehreres erfordert, und sie müssen ihre gan- ze Natur ändern. Nemlich alle feste Theile bey den Thieren so men-
Widerlegung der Einwuͤrfe Jene moͤgen dicke werden, ſo viel ſie wollen, ſowerden ſie dennoch dadurch zu keine feſte Theile ei- nes organiſchen Koͤrpers werden; wenn Saͤfte aber in feſte Theile uͤbergehen ſollen, ſo wird dazu etwas mehreres erfordert, und ſie muͤſſen ihre gan- ze Natur aͤndern. Nemlich alle feſte Theile bey den Thieren ſo men-
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Widerlegung der Einwuͤrfe
Jene moͤgen dicke werden, ſo viel ſie wollen, ſo
werden ſie dennoch dadurch zu keine feſte Theile ei-
nes organiſchen Koͤrpers werden; wenn Saͤfte
aber in feſte Theile uͤbergehen ſollen, ſo wird dazu
etwas mehreres erfordert, und ſie muͤſſen ihre gan-
ze Natur aͤndern.
Nemlich alle feſte Theile bey den Thieren ſo
wohl als bey den Pflanzen haben dieſe Eigenſchaft,
daß wenn ihr Zuſammenhang einmahl getrennt iſt,
ſie alsdenn nicht mehr mit einander zuſammen kle-
ben koͤnnen, deswegen koͤnnen ſie, wenn ſie hart
ſind zerbrochen, wenn ſie aber elaſtiſch oder zaͤhe
ſind, zerrißen werden. Bey den Saͤften hinge-
gen, und bey allen fluͤßigen Koͤrpern, findet die-
ſes nicht ſtatt; wenn ihre Theile von einander ge-
trennt werden, und ſich wiederum einander beruͤh-
ren, ſo hengen ſie wiederum ſo gut wie vorhin zu-
ſammen. Man ſieht hieraus bald, worin der Un-
terſcheid zwiſchen einem fluͤßigen und feſten Koͤr-
per beſteht. Jn jenem zieht ein jeder Theil einen
jeden andern mit einer gleich ſtarken Krafft an;
daher moͤgen ſie alle untereinander bewegt werden,
ſo viel ſie wollen, ihr Zuſammenhang bleibt im-
mer eben derſelbe. Jn dieſem ſind nur gewiſſe be-
ſtimmte Theile die ſich mit einer beſtimmten Kraft
einander anziehen, da ſie ſich hingegen mit andern
Theilen gar nicht anziehen, daher wenn dieſe be-
ſtimmte Zuſammenſetzung einmahl geſtoͤhrt iſt, ſo
hoͤrt auch der ganze Zuſammenhang auf, weil,
wenn man die getrennte Stuͤcke wiederum zuſam-
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