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Wolff, Caspar Friedrich: Theorie von der Generation. Berlin, 1764.

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Widerlegung der Einwürfe
früher an, Gefäße zu bekommen, die sich in die
Substanz des Saamens ausbreiten und wodurch
die aufgelösete Substanz des Saamens zur Nah-
rung in die junge Pflanze gezogen wird; sie ent-
stehen auf beyden Seiten zwischen der jungen Wur-
zel (rostellun) und dem Stamme (plumula) und
verbreiten sich in die Seitentheile (lobos seminales)
des Saamens. Das sind nun eigentlich unsere
Nabelgefäße, die sich im Gelben des Eyes ver-
breiten. Sind dieses aber nun wohl dieselbe Ge-
fäße, wodurch in der alten Pflanze der Saame er-
nährt wurde? Keinesweges! wir haben diese ja
in dem kleinen Stiel des Saamens gesehn, und
gesehn, daß der Saame sich von ihnen ablöset;
daß jene hingegen ganz neue Gefäße und zwar
Gefäße des Embryo sind, wodurch der Saame
nicht nutrirt sondern verzehrt wird. Eben also
verhält es sich auch mit den Gesäßen, die sich bey
der Jncubation im Gelben verbreiten; sie sind
ganz neue formirte Gefäße des Embryo, wodurch
die Substanz des Gelben verzehrt wird, und die
mit den alten eigentlichen Gefäßen des Gelben kei-
ne Gemeinschaft haben, und niemahls bekommen.
Diese bleiben am Eyerstock sitzen; und ich sehe al-
so gar nicht, wo die Einpfropfung herkommen
sollte, oder wozu sie nöthig wäre, eben so wenig,
als ich sehe, wie sie möglich wäre. Die Pflanze
übrigens fängt, wenn der Saame gröstentheils ver-
zehrt ist, auch endlich an Wurzeln in der Erde zu
verbreiten, und hieraus in der Folge ihre Nah-
rung zu ziehen. Diese Wurzeln sind wiederum

den

Widerlegung der Einwuͤrfe
fruͤher an, Gefaͤße zu bekommen, die ſich in die
Subſtanz des Saamens ausbreiten und wodurch
die aufgeloͤſete Subſtanz des Saamens zur Nah-
rung in die junge Pflanze gezogen wird; ſie ent-
ſtehen auf beyden Seiten zwiſchen der jungen Wur-
zel (roſtellun) und dem Stamme (plumula) und
verbreiten ſich in die Seitentheile (lobos ſeminales)
des Saamens. Das ſind nun eigentlich unſere
Nabelgefaͤße, die ſich im Gelben des Eyes ver-
breiten. Sind dieſes aber nun wohl dieſelbe Ge-
faͤße, wodurch in der alten Pflanze der Saame er-
naͤhrt wurde? Keinesweges! wir haben dieſe ja
in dem kleinen Stiel des Saamens geſehn, und
geſehn, daß der Saame ſich von ihnen abloͤſet;
daß jene hingegen ganz neue Gefaͤße und zwar
Gefaͤße des Embryo ſind, wodurch der Saame
nicht nutrirt ſondern verzehrt wird. Eben alſo
verhaͤlt es ſich auch mit den Geſaͤßen, die ſich bey
der Jncubation im Gelben verbreiten; ſie ſind
ganz neue formirte Gefaͤße des Embryo, wodurch
die Subſtanz des Gelben verzehrt wird, und die
mit den alten eigentlichen Gefaͤßen des Gelben kei-
ne Gemeinſchaft haben, und niemahls bekommen.
Dieſe bleiben am Eyerſtock ſitzen; und ich ſehe al-
ſo gar nicht, wo die Einpfropfung herkommen
ſollte, oder wozu ſie noͤthig waͤre, eben ſo wenig,
als ich ſehe, wie ſie moͤglich waͤre. Die Pflanze
uͤbrigens faͤngt, wenn der Saame groͤſtentheils ver-
zehrt iſt, auch endlich an Wurzeln in der Erde zu
verbreiten, und hieraus in der Folge ihre Nah-
rung zu ziehen. Dieſe Wurzeln ſind wiederum

den
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[114/0136] Widerlegung der Einwuͤrfe fruͤher an, Gefaͤße zu bekommen, die ſich in die Subſtanz des Saamens ausbreiten und wodurch die aufgeloͤſete Subſtanz des Saamens zur Nah- rung in die junge Pflanze gezogen wird; ſie ent- ſtehen auf beyden Seiten zwiſchen der jungen Wur- zel (roſtellun) und dem Stamme (plumula) und verbreiten ſich in die Seitentheile (lobos ſeminales) des Saamens. Das ſind nun eigentlich unſere Nabelgefaͤße, die ſich im Gelben des Eyes ver- breiten. Sind dieſes aber nun wohl dieſelbe Ge- faͤße, wodurch in der alten Pflanze der Saame er- naͤhrt wurde? Keinesweges! wir haben dieſe ja in dem kleinen Stiel des Saamens geſehn, und geſehn, daß der Saame ſich von ihnen abloͤſet; daß jene hingegen ganz neue Gefaͤße und zwar Gefaͤße des Embryo ſind, wodurch der Saame nicht nutrirt ſondern verzehrt wird. Eben alſo verhaͤlt es ſich auch mit den Geſaͤßen, die ſich bey der Jncubation im Gelben verbreiten; ſie ſind ganz neue formirte Gefaͤße des Embryo, wodurch die Subſtanz des Gelben verzehrt wird, und die mit den alten eigentlichen Gefaͤßen des Gelben kei- ne Gemeinſchaft haben, und niemahls bekommen. Dieſe bleiben am Eyerſtock ſitzen; und ich ſehe al- ſo gar nicht, wo die Einpfropfung herkommen ſollte, oder wozu ſie noͤthig waͤre, eben ſo wenig, als ich ſehe, wie ſie moͤglich waͤre. Die Pflanze uͤbrigens faͤngt, wenn der Saame groͤſtentheils ver- zehrt iſt, auch endlich an Wurzeln in der Erde zu verbreiten, und hieraus in der Folge ihre Nah- rung zu ziehen. Dieſe Wurzeln ſind wiederum den

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Zitationshilfe: Wolff, Caspar Friedrich: Theorie von der Generation. Berlin, 1764, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_theorie_1764/136>, abgerufen am 22.11.2024.