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Wolff, Caspar Friedrich: Theorie von der Generation. Berlin, 1764.

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des Herrn Bonnet.
in die Augen fällt, so bald es sich bewegt, aber
sehen müssen wir es dem ohngeachtet können, und
unsichtbar kann es uns niemahls werden, es mag
so stille liegen als es will, so bald wir es nur in
seiner Bewegung sehen können. Allein das Un-
terscheiden ist eben Herren Bonnets Sache nicht.

Also wäre mir die Epigenesis zuAllein diese
Wahrheit
wird beym
Beweise der
Epigenesis
dennoch nicht
zum Grunde
gelegt.

beweisen noch übrig, und zwar ohne
dabey anzunehmen, daß die Theile
alsdann erst entstehen, wenn sie zum
Vorschein kommen. Meine Beobach-
tungen dazu sind die 5te 11te und 12te
Figur. Jn der 5ten Figur sehen Sie
eine aus einem fast flüßigen Wesen
bestehende Kante, die den ganzen Embryo um-
gibt, unten breiter ist, und nach oben spitz zugeht.
Die folgende Beobachtungen lehren, daß diese
Kante allmählig von unten nach oben zu sich in die
Höhe zieht, bis sie allenthalben gleich breit wird.
Alsdann fängt sie an auf beyden Seiten aus der
Mitte sich weg und nach oben und unten an ei-
nen Ort hinzuziehen, und daselbst Hügel zu for-
miren, wie die 12te und 11te Figur zeigen. Al-
les dieses sind reine Beobachtungen; Es sind aber
auch reine Beobachtungen, welche in der Folge
lehren, daß diese Hügel in die Flügel und Füße
übergehn, und daß also auch die erste flüßige
Kante der 5ten Figur schon eine Anlage zu densel-
ben war. Nun ist aber diese flüßige Kante kei-
ne Flügel und Füße noch nicht, also müssen diese

ja
G 3

des Herrn Bonnet.
in die Augen faͤllt, ſo bald es ſich bewegt, aber
ſehen muͤſſen wir es dem ohngeachtet koͤnnen, und
unſichtbar kann es uns niemahls werden, es mag
ſo ſtille liegen als es will, ſo bald wir es nur in
ſeiner Bewegung ſehen koͤnnen. Allein das Un-
terſcheiden iſt eben Herren Bonnets Sache nicht.

Alſo waͤre mir die Epigeneſis zuAllein dieſe
Wahrheit
wird beym
Beweiſe der
Epigeneſis
dennoch nicht
zum Grunde
gelegt.

beweiſen noch uͤbrig, und zwar ohne
dabey anzunehmen, daß die Theile
alsdann erſt entſtehen, wenn ſie zum
Vorſchein kommen. Meine Beobach-
tungen dazu ſind die 5te 11te und 12te
Figur. Jn der 5ten Figur ſehen Sie
eine aus einem faſt fluͤßigen Weſen
beſtehende Kante, die den ganzen Embryo um-
gibt, unten breiter iſt, und nach oben ſpitz zugeht.
Die folgende Beobachtungen lehren, daß dieſe
Kante allmaͤhlig von unten nach oben zu ſich in die
Hoͤhe zieht, bis ſie allenthalben gleich breit wird.
Alsdann faͤngt ſie an auf beyden Seiten aus der
Mitte ſich weg und nach oben und unten an ei-
nen Ort hinzuziehen, und daſelbſt Huͤgel zu for-
miren, wie die 12te und 11te Figur zeigen. Al-
les dieſes ſind reine Beobachtungen; Es ſind aber
auch reine Beobachtungen, welche in der Folge
lehren, daß dieſe Huͤgel in die Fluͤgel und Fuͤße
uͤbergehn, und daß alſo auch die erſte fluͤßige
Kante der 5ten Figur ſchon eine Anlage zu denſel-
ben war. Nun iſt aber dieſe fluͤßige Kante kei-
ne Fluͤgel und Fuͤße noch nicht, alſo muͤſſen dieſe

ja
G 3
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[101/0123] des Herrn Bonnet. in die Augen faͤllt, ſo bald es ſich bewegt, aber ſehen muͤſſen wir es dem ohngeachtet koͤnnen, und unſichtbar kann es uns niemahls werden, es mag ſo ſtille liegen als es will, ſo bald wir es nur in ſeiner Bewegung ſehen koͤnnen. Allein das Un- terſcheiden iſt eben Herren Bonnets Sache nicht. Alſo waͤre mir die Epigeneſis zu beweiſen noch uͤbrig, und zwar ohne dabey anzunehmen, daß die Theile alsdann erſt entſtehen, wenn ſie zum Vorſchein kommen. Meine Beobach- tungen dazu ſind die 5te 11te und 12te Figur. Jn der 5ten Figur ſehen Sie eine aus einem faſt fluͤßigen Weſen beſtehende Kante, die den ganzen Embryo um- gibt, unten breiter iſt, und nach oben ſpitz zugeht. Die folgende Beobachtungen lehren, daß dieſe Kante allmaͤhlig von unten nach oben zu ſich in die Hoͤhe zieht, bis ſie allenthalben gleich breit wird. Alsdann faͤngt ſie an auf beyden Seiten aus der Mitte ſich weg und nach oben und unten an ei- nen Ort hinzuziehen, und daſelbſt Huͤgel zu for- miren, wie die 12te und 11te Figur zeigen. Al- les dieſes ſind reine Beobachtungen; Es ſind aber auch reine Beobachtungen, welche in der Folge lehren, daß dieſe Huͤgel in die Fluͤgel und Fuͤße uͤbergehn, und daß alſo auch die erſte fluͤßige Kante der 5ten Figur ſchon eine Anlage zu denſel- ben war. Nun iſt aber dieſe fluͤßige Kante kei- ne Fluͤgel und Fuͤße noch nicht, alſo muͤſſen dieſe ja Allein dieſe Wahrheit wird beym Beweiſe der Epigeneſis dennoch nicht zum Grunde gelegt. G 3

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Zitationshilfe: Wolff, Caspar Friedrich: Theorie von der Generation. Berlin, 1764, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_theorie_1764/123>, abgerufen am 24.11.2024.