Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Caspar Friedrich: Theorie von der Generation. Berlin, 1764.

Bild:
<< vorherige Seite

die wider die Theorie des Verf. etc.
wollen sehn was für dergleichen Widersprüchen die-
se Vorstellung noch weiter ausgesetzt ist.

Diese zusammengefallene Gefäße sollen in der
Folge durch den Antrieb des Blutes, der vom
Herzen herrührt, erweitert und ausgedehnt wer-
den, und auf diese Art sollen die Gefäße nun zu-
erst erscheinen. Diese Jdee ist schön; aber die
Beobachtungen widersprechen ihr. Jch habe im
vorigen angeführt, daß die größere Stücken (a. a.)
in der area der 4ten Figur noch von einander ge-
theilt und zwischen ihnen also noch Gefäße for-
mirt werden müssen. Wenn nun nach dem Be-
griffe des Herren von Hallers diese größere
Stücke eigentlich würklich schon getheilt sind, und
würklich schon Gefäße, nur zusammengefallene
und daher unsichtbare Gefäße, die mitten durch
sie durchgehen, und zu ihrer völligen Erscheinung
nur den Antrieb des Blutes erwarten, in sich ent-
halten; so müssen diese Gefäße, so bald die Thei-
lung der größern Stücke (a. a.) geschiehet, vors
erste sogleich auch als völlig offne Wege erscheinen;
vors andere muß zugleich auch das durch sie durch-
laufende Blut, als welches eben die Ursache ihrer
Eröffnung seyn soll, zum Vorschein kommen.
Allein das Ding verhält sich hier ganz anders.
Beydes geschiehet nicht. Jch will, um nicht An-
laß zu neuen Einwendungen zu geben, nichts da-
von sagen, daß man zu dieser Zeit in dieser area
noch kein Blut sieht, dessen Sichtbarkeit auch der
Herr von Haller nicht läugnet; daß man gar kei-

ne

die wider die Theorie des Verf. ꝛc.
wollen ſehn was fuͤr dergleichen Widerſpruͤchen die-
ſe Vorſtellung noch weiter ausgeſetzt iſt.

Dieſe zuſammengefallene Gefaͤße ſollen in der
Folge durch den Antrieb des Blutes, der vom
Herzen herruͤhrt, erweitert und ausgedehnt wer-
den, und auf dieſe Art ſollen die Gefaͤße nun zu-
erſt erſcheinen. Dieſe Jdee iſt ſchoͤn; aber die
Beobachtungen widerſprechen ihr. Jch habe im
vorigen angefuͤhrt, daß die groͤßere Stuͤcken (a. a.)
in der area der 4ten Figur noch von einander ge-
theilt und zwiſchen ihnen alſo noch Gefaͤße for-
mirt werden muͤſſen. Wenn nun nach dem Be-
griffe des Herren von Hallers dieſe groͤßere
Stuͤcke eigentlich wuͤrklich ſchon getheilt ſind, und
wuͤrklich ſchon Gefaͤße, nur zuſammengefallene
und daher unſichtbare Gefaͤße, die mitten durch
ſie durchgehen, und zu ihrer voͤlligen Erſcheinung
nur den Antrieb des Blutes erwarten, in ſich ent-
halten; ſo muͤſſen dieſe Gefaͤße, ſo bald die Thei-
lung der groͤßern Stuͤcke (a. a.) geſchiehet, vors
erſte ſogleich auch als voͤllig offne Wege erſcheinen;
vors andere muß zugleich auch das durch ſie durch-
laufende Blut, als welches eben die Urſache ihrer
Eroͤffnung ſeyn ſoll, zum Vorſchein kommen.
Allein das Ding verhaͤlt ſich hier ganz anders.
Beydes geſchiehet nicht. Jch will, um nicht An-
laß zu neuen Einwendungen zu geben, nichts da-
von ſagen, daß man zu dieſer Zeit in dieſer area
noch kein Blut ſieht, deſſen Sichtbarkeit auch der
Herr von Haller nicht laͤugnet; daß man gar kei-

ne
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0115" n="93"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">die wider die Theorie des Verf. &#xA75B;c.</hi></fw><lb/>
wollen &#x017F;ehn was fu&#x0364;r dergleichen Wider&#x017F;pru&#x0364;chen die-<lb/>
&#x017F;e Vor&#x017F;tellung noch weiter ausge&#x017F;etzt i&#x017F;t.</p><lb/>
            <p>Die&#x017F;e zu&#x017F;ammengefallene Gefa&#x0364;ße &#x017F;ollen in der<lb/>
Folge durch den Antrieb des Blutes, der vom<lb/>
Herzen herru&#x0364;hrt, erweitert und ausgedehnt wer-<lb/>
den, und auf die&#x017F;e Art &#x017F;ollen die Gefa&#x0364;ße nun zu-<lb/>
er&#x017F;t er&#x017F;cheinen. Die&#x017F;e Jdee i&#x017F;t &#x017F;cho&#x0364;n; aber die<lb/>
Beobachtungen wider&#x017F;prechen ihr. Jch habe im<lb/>
vorigen angefu&#x0364;hrt, daß die gro&#x0364;ßere Stu&#x0364;cken (<hi rendition="#aq">a. a.</hi>)<lb/>
in der <hi rendition="#aq">area</hi> der 4ten Figur noch von einander ge-<lb/>
theilt und zwi&#x017F;chen ihnen al&#x017F;o noch Gefa&#x0364;ße for-<lb/>
mirt werden mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. Wenn nun nach dem Be-<lb/>
griffe des Herren <hi rendition="#fr">von Hallers</hi> die&#x017F;e gro&#x0364;ßere<lb/>
Stu&#x0364;cke eigentlich wu&#x0364;rklich &#x017F;chon getheilt &#x017F;ind, und<lb/>
wu&#x0364;rklich &#x017F;chon Gefa&#x0364;ße, nur zu&#x017F;ammengefallene<lb/>
und daher un&#x017F;ichtbare Gefa&#x0364;ße, die mitten durch<lb/>
&#x017F;ie durchgehen, und zu ihrer vo&#x0364;lligen Er&#x017F;cheinung<lb/>
nur den Antrieb des Blutes erwarten, in &#x017F;ich ent-<lb/>
halten; &#x017F;o mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en die&#x017F;e Gefa&#x0364;ße, &#x017F;o bald die Thei-<lb/>
lung der gro&#x0364;ßern Stu&#x0364;cke (<hi rendition="#aq">a. a.</hi>) ge&#x017F;chiehet, vors<lb/>
er&#x017F;te &#x017F;ogleich auch als vo&#x0364;llig offne Wege er&#x017F;cheinen;<lb/>
vors andere muß zugleich auch das durch &#x017F;ie durch-<lb/>
laufende Blut, als welches eben die Ur&#x017F;ache ihrer<lb/>
Ero&#x0364;ffnung &#x017F;eyn &#x017F;oll, zum Vor&#x017F;chein kommen.<lb/>
Allein das Ding verha&#x0364;lt &#x017F;ich hier ganz anders.<lb/>
Beydes ge&#x017F;chiehet nicht. Jch will, um nicht An-<lb/>
laß zu neuen Einwendungen zu geben, nichts da-<lb/>
von &#x017F;agen, daß man zu die&#x017F;er Zeit in die&#x017F;er <hi rendition="#aq">area</hi><lb/>
noch kein Blut &#x017F;ieht, de&#x017F;&#x017F;en Sichtbarkeit auch der<lb/>
Herr <hi rendition="#fr">von Haller</hi> nicht la&#x0364;ugnet; daß man gar kei-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ne</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[93/0115] die wider die Theorie des Verf. ꝛc. wollen ſehn was fuͤr dergleichen Widerſpruͤchen die- ſe Vorſtellung noch weiter ausgeſetzt iſt. Dieſe zuſammengefallene Gefaͤße ſollen in der Folge durch den Antrieb des Blutes, der vom Herzen herruͤhrt, erweitert und ausgedehnt wer- den, und auf dieſe Art ſollen die Gefaͤße nun zu- erſt erſcheinen. Dieſe Jdee iſt ſchoͤn; aber die Beobachtungen widerſprechen ihr. Jch habe im vorigen angefuͤhrt, daß die groͤßere Stuͤcken (a. a.) in der area der 4ten Figur noch von einander ge- theilt und zwiſchen ihnen alſo noch Gefaͤße for- mirt werden muͤſſen. Wenn nun nach dem Be- griffe des Herren von Hallers dieſe groͤßere Stuͤcke eigentlich wuͤrklich ſchon getheilt ſind, und wuͤrklich ſchon Gefaͤße, nur zuſammengefallene und daher unſichtbare Gefaͤße, die mitten durch ſie durchgehen, und zu ihrer voͤlligen Erſcheinung nur den Antrieb des Blutes erwarten, in ſich ent- halten; ſo muͤſſen dieſe Gefaͤße, ſo bald die Thei- lung der groͤßern Stuͤcke (a. a.) geſchiehet, vors erſte ſogleich auch als voͤllig offne Wege erſcheinen; vors andere muß zugleich auch das durch ſie durch- laufende Blut, als welches eben die Urſache ihrer Eroͤffnung ſeyn ſoll, zum Vorſchein kommen. Allein das Ding verhaͤlt ſich hier ganz anders. Beydes geſchiehet nicht. Jch will, um nicht An- laß zu neuen Einwendungen zu geben, nichts da- von ſagen, daß man zu dieſer Zeit in dieſer area noch kein Blut ſieht, deſſen Sichtbarkeit auch der Herr von Haller nicht laͤugnet; daß man gar kei- ne

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_theorie_1764
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_theorie_1764/115
Zitationshilfe: Wolff, Caspar Friedrich: Theorie von der Generation. Berlin, 1764, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_theorie_1764/115>, abgerufen am 22.11.2024.