F. v. W. [Margarethe von Wolff]: Gemüth und Selbstsucht. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 16. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–86. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.womit man bei dessen Anpflanzung zu Werke gegangen. Das Wachsthum, die Höhe und Ausbreitung jeglicher Baumart, ihr helleres oder dunkleres Grün, Alles scheint berücksichtigt worden zu sein; Alles gedeiht neben, mit einander in schönster Verbindung und Uebereinstimmung. Nahe am Hause bewundert man den herrlichsten Rasen, die prachtvollsten Blumen und Gesträuche in glücklichster Mischung und Auswahl. England ist in Wahrheit die Heimath der Schönheit und der Blüten. -- Dazu die Behaglichkeit der Wohnungen; überall gediegener, auf Bequemlichkeit berechneter Luxus und die größtmöglichste Reinlichkeit. In solcher Beziehung habe ich hier zuerst Befriedigung empfunden. Bei uns fällt jede Nachahmung der Art traurig und kleinlich aus, was um so beklagenswerther ist, da geistige Befähigungen sich nur vollkommen da auszubilden pflegen, wo alle äußeren Eindrücke harmonisch auf dieselben einzuwirken im Stande sind. Noth mag die Mutter der Erfindungen und der mehr materiellen Interessen des Lebens sein, aber nur im angenehmen Ueberflusse gedeiht das Schöne, das fein Geistige. Steinberg schreibt mir, daß er auf seiner Reise nach Oesterreich dich in Frankfurt aufzusuchen gedenke. Nimm ihn freundlich auf, ich wünsche sehr, daß du ihm gefallen mögest, dein Lob aus seinem Munde würde mich erfreuen. Er ist ein höchst angenehmer, durchaus geistreicher Mann, auf dessen Urtheil ich den größten Werth lege. -- womit man bei dessen Anpflanzung zu Werke gegangen. Das Wachsthum, die Höhe und Ausbreitung jeglicher Baumart, ihr helleres oder dunkleres Grün, Alles scheint berücksichtigt worden zu sein; Alles gedeiht neben, mit einander in schönster Verbindung und Uebereinstimmung. Nahe am Hause bewundert man den herrlichsten Rasen, die prachtvollsten Blumen und Gesträuche in glücklichster Mischung und Auswahl. England ist in Wahrheit die Heimath der Schönheit und der Blüten. — Dazu die Behaglichkeit der Wohnungen; überall gediegener, auf Bequemlichkeit berechneter Luxus und die größtmöglichste Reinlichkeit. In solcher Beziehung habe ich hier zuerst Befriedigung empfunden. Bei uns fällt jede Nachahmung der Art traurig und kleinlich aus, was um so beklagenswerther ist, da geistige Befähigungen sich nur vollkommen da auszubilden pflegen, wo alle äußeren Eindrücke harmonisch auf dieselben einzuwirken im Stande sind. Noth mag die Mutter der Erfindungen und der mehr materiellen Interessen des Lebens sein, aber nur im angenehmen Ueberflusse gedeiht das Schöne, das fein Geistige. Steinberg schreibt mir, daß er auf seiner Reise nach Oesterreich dich in Frankfurt aufzusuchen gedenke. Nimm ihn freundlich auf, ich wünsche sehr, daß du ihm gefallen mögest, dein Lob aus seinem Munde würde mich erfreuen. Er ist ein höchst angenehmer, durchaus geistreicher Mann, auf dessen Urtheil ich den größten Werth lege. — <TEI> <text> <body> <div type="letter"> <p><pb facs="#f0068"/> womit man bei dessen Anpflanzung zu Werke gegangen. Das Wachsthum, die Höhe und Ausbreitung jeglicher Baumart, ihr helleres oder dunkleres Grün, Alles scheint berücksichtigt worden zu sein; Alles gedeiht neben, mit einander in schönster Verbindung und Uebereinstimmung. Nahe am Hause bewundert man den herrlichsten Rasen, die prachtvollsten Blumen und Gesträuche in glücklichster Mischung und Auswahl. England ist in Wahrheit die Heimath der Schönheit und der Blüten. — Dazu die Behaglichkeit der Wohnungen; überall gediegener, auf Bequemlichkeit berechneter Luxus und die größtmöglichste Reinlichkeit. In solcher Beziehung habe ich hier zuerst Befriedigung empfunden. Bei uns fällt jede Nachahmung der Art traurig und kleinlich aus, was um so beklagenswerther ist, da geistige Befähigungen sich nur vollkommen da auszubilden pflegen, wo alle äußeren Eindrücke harmonisch auf dieselben einzuwirken im Stande sind. Noth mag die Mutter der Erfindungen und der mehr materiellen Interessen des Lebens sein, aber nur im angenehmen Ueberflusse gedeiht das Schöne, das fein Geistige. Steinberg schreibt mir, daß er auf seiner Reise nach Oesterreich dich in Frankfurt aufzusuchen gedenke. Nimm ihn freundlich auf, ich wünsche sehr, daß du ihm gefallen mögest, dein Lob aus seinem Munde würde mich erfreuen. Er ist ein höchst angenehmer, durchaus geistreicher Mann, auf dessen Urtheil ich den größten Werth lege. —</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [0068]
womit man bei dessen Anpflanzung zu Werke gegangen. Das Wachsthum, die Höhe und Ausbreitung jeglicher Baumart, ihr helleres oder dunkleres Grün, Alles scheint berücksichtigt worden zu sein; Alles gedeiht neben, mit einander in schönster Verbindung und Uebereinstimmung. Nahe am Hause bewundert man den herrlichsten Rasen, die prachtvollsten Blumen und Gesträuche in glücklichster Mischung und Auswahl. England ist in Wahrheit die Heimath der Schönheit und der Blüten. — Dazu die Behaglichkeit der Wohnungen; überall gediegener, auf Bequemlichkeit berechneter Luxus und die größtmöglichste Reinlichkeit. In solcher Beziehung habe ich hier zuerst Befriedigung empfunden. Bei uns fällt jede Nachahmung der Art traurig und kleinlich aus, was um so beklagenswerther ist, da geistige Befähigungen sich nur vollkommen da auszubilden pflegen, wo alle äußeren Eindrücke harmonisch auf dieselben einzuwirken im Stande sind. Noth mag die Mutter der Erfindungen und der mehr materiellen Interessen des Lebens sein, aber nur im angenehmen Ueberflusse gedeiht das Schöne, das fein Geistige. Steinberg schreibt mir, daß er auf seiner Reise nach Oesterreich dich in Frankfurt aufzusuchen gedenke. Nimm ihn freundlich auf, ich wünsche sehr, daß du ihm gefallen mögest, dein Lob aus seinem Munde würde mich erfreuen. Er ist ein höchst angenehmer, durchaus geistreicher Mann, auf dessen Urtheil ich den größten Werth lege. —
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