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Wolff, Eugen: Poetik: Die Gesetze der Poesie in ihrer geschichtlichen Entwicklung. Ein Grundriß. Oldenburg u. a., 1899.

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"Der eignen Sinne Meister, pwo_081.002
Ein Liebling schöner Frau'n"
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Ungewöhnlich reich an ausgeführten Bildern zeigt sich Homer; pwo_081.005
im übrigen stellt er die Objektivität noch vollendet dar. Durch deren pwo_081.006
Vereinigung mit der behaglichsten Breite des Schriftwerkes gelangt pwo_081.007
er zu glücklichster Harmonie zwischen altem und neuem pwo_081.008
epischen Stil.

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Noch bewahrt Homer viele Kennzeichen der alten Simplicität. pwo_081.010
So kehren dieselben Wendungen in Frage und Antwort, in Botenauftrag pwo_081.011
und Botenbericht wieder. Ueberhaupt kommen Gebot und pwo_081.012
Ausführung in parallelen Wendungen zum Ausdruck:

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"Und der verständige Jüngling Telemachos sagte dagegen: pwo_081.014
Mutter, eriunre mich nicht an meinen Kummer, und reize pwo_081.015
Nicht zur Klage mein Herz, da ich kaum dem Verderben entflohn bin. pwo_081.016
Sondern bade dich erst, und lege reine Gewand' an. pwo_081.017
Steig' in das Obergemach, von deinen Mägden begleitet, pwo_081.018
Und gelobe den Göttern, vollkommene Hekatomben pwo_081.019
Darzubringen, wenn Zeus doch endlich Rache vergölte ... pwo_081.020
Also sprach er zu ihr, und redete nicht in die Winde. pwo_081.021
Jene badete sich, und legte reine Gewand' an, pwo_081.022
Und gelobte den Göttern, vollkommene Hekatomben pwo_081.023
Darzubringen, wenn Zeus doch endlich Rache vergölte."
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Die Anschaulichkeit geht hier freilich schon bis ins Einzelne, und pwo_081.025
solche umständliche Kleinmalerei regt nicht mehr die Phantasie zur pwo_081.026
Ergänzung an. Die stehenden Beiworte haften an den Personen pwo_081.027
dermaßen fest, daß sie auch in Situationen wiederkehren, wo sie nicht pwo_081.028
gerade am Platze sind. Wie im Heldenlied geschieht die Darstellung pwo_081.029
nach kurzer Einführung in dramatischer Unmittelbarkeit vorwiegend pwo_081.030
durch direkte Rede der handelnden Personen. Weit entfernt von pwo_081.031
rhetorischer Phrase oder von bloßen Gefühlsäußerungen des Dichters pwo_081.032
in der Maske seiner Figuren, fließen diese Reden aus dem Charakter pwo_081.033
des Sprechenden und vermeiden trotz ihrer Ausdehnung leeren pwo_081.034
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Jndes legen gerade die Reden schon von fortgeschrittener psychologischen pwo_081.036
Kunst Zeugnis ab. Die künstlerische Motivierung geht pwo_081.037
bis ins Einzelne. Ja auch gnomische Aeußerungen, Meinungen, Aussprache

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„Der eignen Sinne Meister, pwo_081.002
Ein Liebling schöner Frau'n“
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  Ungewöhnlich reich an ausgeführten Bildern zeigt sich Homer; pwo_081.005
im übrigen stellt er die Objektivität noch vollendet dar. Durch deren pwo_081.006
Vereinigung mit der behaglichsten Breite des Schriftwerkes gelangt pwo_081.007
er zu glücklichster Harmonie zwischen altem und neuem pwo_081.008
epischen Stil.

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  Noch bewahrt Homer viele Kennzeichen der alten Simplicität. pwo_081.010
So kehren dieselben Wendungen in Frage und Antwort, in Botenauftrag pwo_081.011
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„Und der verständige Jüngling Telemachos sagte dagegen: pwo_081.014
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Zitationshilfe: Wolff, Eugen: Poetik: Die Gesetze der Poesie in ihrer geschichtlichen Entwicklung. Ein Grundriß. Oldenburg u. a., 1899, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_poetik_1899/95>, abgerufen am 24.11.2024.