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Wolff, Eugen: Poetik: Die Gesetze der Poesie in ihrer geschichtlichen Entwicklung. Ein Grundriß. Oldenburg u. a., 1899.

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Die litterarische Epopöe.
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zu den liedartigen Elementen treten mehr und mehr überwuchernd pwo_080.006
Kennzeichen des litterarischen d. i. schriftgemäßen Stils; ebenso pwo_080.007
wird die kurze, springende Darstellungsweise des räumlich begrenzten pwo_080.008
Heldensangs von einer breiteren Ausführung und vollständigen pwo_080.009
Rundung der Erzählung abgelöst. So ist die Möglichkeit gegeben, pwo_080.010
die gesamten Sagen eines oder mehrerer Stämme, ganze Sagenkreise pwo_080.011
zu einer großen, einheitlich komponierten Epopöe zusammenzufassen.

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Die ersten derartigen Versuche aller Völker verharren dabei noch pwo_080.013
immer tief in der alten Objektivität und gedrungenen Kraft, auch wo pwo_080.014
sie sich bereits ausgedehnt in Episoden ergehen. So in den ältesten pwo_080.015
Teilen des indischen Mahabharata:

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"Der Tag brach an; die strahlende Sonne verscheuchte die Schatten der dunklen pwo_080.017
Nacht.
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Jn beiden Lagern erschollen die Hörner, der Ruf der Kampfbegierigen, pwo_080.019
Und wieder standen gegeneinander die beiden Heere todeskühn. pwo_080.020
Die Helden mit ihren Zeichen und Fahnen auf Wagen, Rossen, Jlfen (Elefanten) pwo_080.021
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Von seinem Gefolge jeder umgeben, sie blickten trotzig einander an. pwo_080.023
Vor allen aber strahlten hervor Waikartana und Ardschuna pwo_080.024
An ihrer Heere Spitze, bereit zu fechten den Entscheidungskampf, pwo_080.025
Mit himmlischen Bögen beide bewaffnet, an Heldenruhm sich beide gleich, pwo_080.026
Mit Löwenschultern, breit von Brust, mit langen Armen und Trotz im Blick, pwo_080.027
Ein jeder den andren zu töten bedacht, zwei wutentbrannten Jlfen gleich, pwo_080.028
Auf goldenen Wagen beide gestellt, auf hohem, unzerbrechlichem, pwo_080.029
Mit Tigerfellen prächtig bedecktem, von weißen Rossen gezogenem, pwo_080.030
Der mit dem schrecklichen Affen im Banner, der mit dem Elefantengurt."
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Hier sehen wir noch den alten Parallelismus, die Zeichnung in pwo_080.032
kräftigen Einzelstrichen mit immer neuen Ansätzen; aber diese Striche pwo_080.033
sind gehäuft und runden sich zu einem breit ausgeführten Gesamtbild. pwo_080.034
Die Gegenstände werden rein thatsächlich bezeichnet; schon pwo_080.035
greifen Bilder aus dem Tierreich ein, doch in knapper Ausführung.

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Viel blumenreicher, viel weniger erhaben als lieblich halten sich pwo_080.037
spätere Aufschwemmungen dieser Nationalepopöe; Nal trat uns bereits pwo_080.038
als

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  Hier sehen wir noch den alten Parallelismus, die Zeichnung in pwo_080.032
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Zitationshilfe: Wolff, Eugen: Poetik: Die Gesetze der Poesie in ihrer geschichtlichen Entwicklung. Ein Grundriß. Oldenburg u. a., 1899, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_poetik_1899/94>, abgerufen am 24.11.2024.