Wolff, Eugen: Poetik: Die Gesetze der Poesie in ihrer geschichtlichen Entwicklung. Ein Grundriß. Oldenburg u. a., 1899.pwo_057.001 Während die Nachahmungstheorie die Lyrik aus der Poesie ausschließen pwo_057.002 pwo_057.010 § 36. pwo_057.011 pwo_057.012Einheit der Künste. Auch die Einheit der Künste erweist sich in dem Beruf zur Gefühlserhebung pwo_057.013 Die Abweichung der Künste unter einander liegt ausschließlich pwo_057.019 Ebenso wenig wie die Dichtungsarten haben eben diese Künste pwo_057.025 pwo_057.031 § 37. pwo_057.032 pwo_057.033Unterschied von der Prosa. Weiterhin wird durch Annahme des Gefühlsausdruckes als Wesen pwo_057.034 pwo_057.001 Während die Nachahmungstheorie die Lyrik aus der Poesie ausschließen pwo_057.002 pwo_057.010 § 36. pwo_057.011 pwo_057.012Einheit der Künste. Auch die Einheit der Künste erweist sich in dem Beruf zur Gefühlserhebung pwo_057.013 Die Abweichung der Künste unter einander liegt ausschließlich pwo_057.019 Ebenso wenig wie die Dichtungsarten haben eben diese Künste pwo_057.025 pwo_057.031 § 37. pwo_057.032 pwo_057.033Unterschied von der Prosa. Weiterhin wird durch Annahme des Gefühlsausdruckes als Wesen pwo_057.034 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0071" n="57"/> <lb n="pwo_057.001"/> <p> Während die Nachahmungstheorie die Lyrik aus der Poesie ausschließen <lb n="pwo_057.002"/> müßte, besteht das Ergebnis eines entwicklungsgeschichtlichen <lb n="pwo_057.003"/> Ueberblicks: die in verschiedenen Aeußerungsformen doch immer ausgeprägte <lb n="pwo_057.004"/> Gefühlserhebung, gerade die Probe auf die lyrische Dichtungsart <lb n="pwo_057.005"/> unmittelbar. Ebenso erhellt ohne weiteres, daß die epische <lb n="pwo_057.006"/> wie die dramatische Darstellung einer Person die entsprechend lebhafte <lb n="pwo_057.007"/> Empfindung des Dichters zur Voraussetzung hat: die poetische Verherrlichung <lb n="pwo_057.008"/> eines Helden ist Ausfluß von des Dichters Bewunderung <lb n="pwo_057.009"/> oder Mitgefühl für denselben.</p> </div> <div n="3"> <lb n="pwo_057.010"/> <head> <hi rendition="#c">§ 36. <lb n="pwo_057.011"/> Einheit der Künste.</hi> </head> <lb n="pwo_057.012"/> <p> Auch die Einheit der Künste erweist sich in dem Beruf zur Gefühlserhebung <lb n="pwo_057.013"/> offenkundig. Die Poesie tritt als verwandte Erscheinung <lb n="pwo_057.014"/> in den Kreis ihrer Schwesterkünste. Wie diese sich aus dem <lb n="pwo_057.015"/> Gefühl an das Gefühl wenden, erhellt leichter; die Poesie allein, <lb n="pwo_057.016"/> weil sie durch das intellektuelle Wort wirkt, hat man oft verstandesmäßig <lb n="pwo_057.017"/> erklärt.</p> <lb n="pwo_057.018"/> <p> Die Abweichung der Künste unter einander liegt ausschließlich <lb n="pwo_057.019"/> in den verschiedenen Mitteln, durch welche sie zur Gefühlserhebung <lb n="pwo_057.020"/> gelangen. Während die bildenden Künste durch Körper unmittelbar <lb n="pwo_057.021"/> ein gesteigertes Empfindungsleben ausdrücken, wirken die redenden <lb n="pwo_057.022"/> Künste durch Töne: die Musik durch melodische Töne, die Poesie <lb n="pwo_057.023"/> ihrerseits durch die artikulierte Sprache.</p> <lb n="pwo_057.024"/> <p> Ebenso wenig wie die Dichtungsarten haben eben diese Künste <lb n="pwo_057.025"/> allezeit neben und unabhängig von einander bestanden. Wie die Kunst <lb n="pwo_057.026"/> aus der Religion herauswächst, schafft der primitive Geist feierlich <lb n="pwo_057.027"/> geschmückte Wohnstätten für die Gottheit (bildende Künste), alsdann <lb n="pwo_057.028"/> zu Ehren der Gottheit feierliche Bewegungen der äußern Organe <lb n="pwo_057.029"/> (Mimik), bald unter Teilnahme der innern Organe (Musik), schließlich <lb n="pwo_057.030"/> feierlich bewegte Sprache (Poesie).</p> </div> <div n="3"> <lb n="pwo_057.031"/> <head> <hi rendition="#c">§ 37. <lb n="pwo_057.032"/> Unterschied von der Prosa.</hi> </head> <lb n="pwo_057.033"/> <p> Weiterhin wird durch Annahme des Gefühlsausdruckes als Wesen <lb n="pwo_057.034"/> der Poesie deren innerer Unterschied von der Prosa hervorleuchtend. </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [57/0071]
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Während die Nachahmungstheorie die Lyrik aus der Poesie ausschließen pwo_057.002
müßte, besteht das Ergebnis eines entwicklungsgeschichtlichen pwo_057.003
Ueberblicks: die in verschiedenen Aeußerungsformen doch immer ausgeprägte pwo_057.004
Gefühlserhebung, gerade die Probe auf die lyrische Dichtungsart pwo_057.005
unmittelbar. Ebenso erhellt ohne weiteres, daß die epische pwo_057.006
wie die dramatische Darstellung einer Person die entsprechend lebhafte pwo_057.007
Empfindung des Dichters zur Voraussetzung hat: die poetische Verherrlichung pwo_057.008
eines Helden ist Ausfluß von des Dichters Bewunderung pwo_057.009
oder Mitgefühl für denselben.
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§ 36. pwo_057.011
Einheit der Künste. pwo_057.012
Auch die Einheit der Künste erweist sich in dem Beruf zur Gefühlserhebung pwo_057.013
offenkundig. Die Poesie tritt als verwandte Erscheinung pwo_057.014
in den Kreis ihrer Schwesterkünste. Wie diese sich aus dem pwo_057.015
Gefühl an das Gefühl wenden, erhellt leichter; die Poesie allein, pwo_057.016
weil sie durch das intellektuelle Wort wirkt, hat man oft verstandesmäßig pwo_057.017
erklärt.
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Die Abweichung der Künste unter einander liegt ausschließlich pwo_057.019
in den verschiedenen Mitteln, durch welche sie zur Gefühlserhebung pwo_057.020
gelangen. Während die bildenden Künste durch Körper unmittelbar pwo_057.021
ein gesteigertes Empfindungsleben ausdrücken, wirken die redenden pwo_057.022
Künste durch Töne: die Musik durch melodische Töne, die Poesie pwo_057.023
ihrerseits durch die artikulierte Sprache.
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Ebenso wenig wie die Dichtungsarten haben eben diese Künste pwo_057.025
allezeit neben und unabhängig von einander bestanden. Wie die Kunst pwo_057.026
aus der Religion herauswächst, schafft der primitive Geist feierlich pwo_057.027
geschmückte Wohnstätten für die Gottheit (bildende Künste), alsdann pwo_057.028
zu Ehren der Gottheit feierliche Bewegungen der äußern Organe pwo_057.029
(Mimik), bald unter Teilnahme der innern Organe (Musik), schließlich pwo_057.030
feierlich bewegte Sprache (Poesie).
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Unterschied von der Prosa. pwo_057.033
Weiterhin wird durch Annahme des Gefühlsausdruckes als Wesen pwo_057.034
der Poesie deren innerer Unterschied von der Prosa hervorleuchtend.
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