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Wolff, Eugen: Poetik: Die Gesetze der Poesie in ihrer geschichtlichen Entwicklung. Ein Grundriß. Oldenburg u. a., 1899.

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einen Schritt weiter zeitlich vor, dann noch einen Schritt, und so pwo_034.002
fort bis in die Gegenwart, so sehen wir zwar neue Stoffe und neue pwo_034.003
Formen in zunehmender Fülle, - ohne daß doch die religiös-erhabene pwo_034.004
Empfindung zurückgedrängt ist. Keineswegs bloß die rein äußerliche pwo_034.005
und selbstverständliche Thatsache tritt uns entgegen, daß religiöses pwo_034.006
Empfinden zu allen Zeiten dichterischen Ausdruck sucht. Augenfällig pwo_034.007
wird vielmehr die Erscheinung, daß auch die menschlichen Helden, die pwo_034.008
nun für dichterische Gestaltung reif werden, von der Poesie zu göttlichem pwo_034.009
Schein erhoben
werden, ja daß die Vergöttlichung pwo_034.010
geradezu die Hauptmethode der Poetisierung wird und bleibt.

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Zunächst in der Heldendichtung. Die größere Episode "Nal und pwo_034.012
Damajanti" im indischen "Mahabharata" beginnt unmittelbar:

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"Es war ein König Nala, pwo_034.014
Des Virasena Sproß, pwo_034.015
Schön, hochbegabt und mächtig, pwo_034.016
Vertraut mit Wagen und Roß; pwo_034.017
Die Herrscher überragend pwo_034.018
Wie Jndra die Götterwelt ..."
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Aehnlich wird die Heldin eingeführt:

pwo_034.020
"Und als sie älter wurde, pwo_034.021
Umgab eine Mädchenschar pwo_034.022
Die holde Damajanti pwo_034.023
Wie eine Göttin gar ... pwo_034.024
Von Schönheit hehr und herrlich, pwo_034.025
Mit großem Augenpaar; pwo_034.026
Und unter allen Göttern pwo_034.027
Und unter Menschen war pwo_034.028
Ein solcher Liebreiz nimmer pwo_034.029
Vernommen noch gesehn; pwo_034.030
Ein herzentzückend Mädchen, pwo_034.031
Für Götter selbst zu schön!"
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Bekundete schon der Vergleich mit den Göttern das Streben des pwo_034.033
Dichters, seine Heldin aus dem gewöhnlich menschlichen Bereich emporzuheben, pwo_034.034
so ist der Superlativ mit der Erhebung selbst über die göttliche pwo_034.035
Höhe erreicht: "Für Götter selbst zu schön!"

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Ueberall legt die Sage und alte Dichtung ihren Helden gern pwo_034.037
göttlichen Ursprung bei. So ist noch die Heldin von Kalidasas

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einen Schritt weiter zeitlich vor, dann noch einen Schritt, und so pwo_034.002
fort bis in die Gegenwart, so sehen wir zwar neue Stoffe und neue pwo_034.003
Formen in zunehmender Fülle, – ohne daß doch die religiös-erhabene pwo_034.004
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  Zunächst in der Heldendichtung. Die größere Episode „Nal und pwo_034.012
Damajanti“ im indischen „Mahabharata“ beginnt unmittelbar:

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Des Virasena Sproß, pwo_034.015
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Vertraut mit Wagen und Roß; pwo_034.017
Die Herrscher überragend pwo_034.018
Wie Jndra die Götterwelt ...“
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Aehnlich wird die Heldin eingeführt:

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„Und als sie älter wurde, pwo_034.021
Umgab eine Mädchenschar pwo_034.022
Die holde Damajanti pwo_034.023
Wie eine Göttin gar ... pwo_034.024
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Für Götter selbst zu schön!“
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Bekundete schon der Vergleich mit den Göttern das Streben des pwo_034.033
Dichters, seine Heldin aus dem gewöhnlich menschlichen Bereich emporzuheben, pwo_034.034
so ist der Superlativ mit der Erhebung selbst über die göttliche pwo_034.035
Höhe erreicht: „Für Götter selbst zu schön!“

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Zitationshilfe: Wolff, Eugen: Poetik: Die Gesetze der Poesie in ihrer geschichtlichen Entwicklung. Ein Grundriß. Oldenburg u. a., 1899, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_poetik_1899/48>, abgerufen am 09.11.2024.