Wolff, Eugen: Poetik: Die Gesetze der Poesie in ihrer geschichtlichen Entwicklung. Ein Grundriß. Oldenburg u. a., 1899.pwo_020.001 Variationen der Poesie. pwo_020.002 § 17. pwo_020.003 pwo_020.004Variationen der Poesie: a) in der Theorie. Allen Definitionen der Poesie durch Theoretiker wie durch Dichter pwo_020.005 Die Thatsache verschiedener Offenbarungsformen der poetischen pwo_020.011 pwo_020.001 Variationen der Poesie. pwo_020.002 § 17. pwo_020.003 pwo_020.004Variationen der Poesie: a) in der Theorie. Allen Definitionen der Poesie durch Theoretiker wie durch Dichter pwo_020.005 Die Thatsache verschiedener Offenbarungsformen der poetischen pwo_020.011 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0034" n="E20"/> </div> </div> <div n="2"> <lb n="pwo_020.001"/> <head> <hi rendition="#c">Variationen der Poesie.</hi> </head> <div n="3"> <lb n="pwo_020.002"/> <head> <hi rendition="#c">§ 17. <lb n="pwo_020.003"/> Variationen der Poesie: <hi rendition="#aq">a</hi>) in der Theorie.</hi> </head> <lb n="pwo_020.004"/> <p> Allen Definitionen der Poesie durch Theoretiker wie durch Dichter <lb n="pwo_020.005"/> liegt naturgemäß eine Anschauung bestimmter Dichtungen zugrunde. <lb n="pwo_020.006"/> Aber selbst die klassischsten Beispiele reichen nicht hin, um so weniger <lb n="pwo_020.007"/> als es nicht bloß das Wesen der klassischen, sondern das aller Dichtung <lb n="pwo_020.008"/> zu ergründen gilt. Ebenso hat, was der einzelne Dichter über <lb n="pwo_020.009"/> seine Kunst gesteht, keine Verbindlichkeit für alle Dichter.</p> <lb n="pwo_020.010"/> <p> Die Thatsache verschiedener Offenbarungsformen der poetischen <lb n="pwo_020.011"/> Kraft trat bis zu einem gewissen Grade bereits durch Lessings Kritik <lb n="pwo_020.012"/> zu Tage. Schon er sieht sich genötigt, die griechische und englische <lb n="pwo_020.013"/> Tragödie der französischen entgegenzustellen: freilich noch mit der <lb n="pwo_020.014"/> Schlußfolgerung, daß sich letztere gegenüber den ersteren als eine <lb n="pwo_020.015"/> unvollkommnere Dichtweise bekunde. Herder führt alsdann die zunächst <lb n="pwo_020.016"/> überaus fruchtbare, wenn auch zu schroffe Scheidung von Volks- <lb n="pwo_020.017"/> und Kunstdichtung ein. Schiller sucht der sentimentalischen Poesie <lb n="pwo_020.018"/> einen gleichberechtigten Platz neben der naiven zu sichern, indem er <lb n="pwo_020.019"/> die idealistische und realistische Geistesrichtung ausdrücklich als Quellen <lb n="pwo_020.020"/> verschiedengearteter Poesie anerkennt. Unter dem Einfluß der Romantik <lb n="pwo_020.021"/> erwächst die Gegenüberstellung von klassischer und romantischer <lb n="pwo_020.022"/> Dichtung. Jm Laufe des 19. Jahrhunderts beginnt man neben der <lb n="pwo_020.023"/> klassischen und der romantischen noch die realistische Kunstform als <lb n="pwo_020.024"/> eine dritte Variation zur Geltung zu bringen.</p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [E20/0034]
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Variationen der Poesie. pwo_020.002
§ 17. pwo_020.003
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Allen Definitionen der Poesie durch Theoretiker wie durch Dichter pwo_020.005
liegt naturgemäß eine Anschauung bestimmter Dichtungen zugrunde. pwo_020.006
Aber selbst die klassischsten Beispiele reichen nicht hin, um so weniger pwo_020.007
als es nicht bloß das Wesen der klassischen, sondern das aller Dichtung pwo_020.008
zu ergründen gilt. Ebenso hat, was der einzelne Dichter über pwo_020.009
seine Kunst gesteht, keine Verbindlichkeit für alle Dichter.
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Die Thatsache verschiedener Offenbarungsformen der poetischen pwo_020.011
Kraft trat bis zu einem gewissen Grade bereits durch Lessings Kritik pwo_020.012
zu Tage. Schon er sieht sich genötigt, die griechische und englische pwo_020.013
Tragödie der französischen entgegenzustellen: freilich noch mit der pwo_020.014
Schlußfolgerung, daß sich letztere gegenüber den ersteren als eine pwo_020.015
unvollkommnere Dichtweise bekunde. Herder führt alsdann die zunächst pwo_020.016
überaus fruchtbare, wenn auch zu schroffe Scheidung von Volks- pwo_020.017
und Kunstdichtung ein. Schiller sucht der sentimentalischen Poesie pwo_020.018
einen gleichberechtigten Platz neben der naiven zu sichern, indem er pwo_020.019
die idealistische und realistische Geistesrichtung ausdrücklich als Quellen pwo_020.020
verschiedengearteter Poesie anerkennt. Unter dem Einfluß der Romantik pwo_020.021
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Dichtung. Jm Laufe des 19. Jahrhunderts beginnt man neben der pwo_020.023
klassischen und der romantischen noch die realistische Kunstform als pwo_020.024
eine dritte Variation zur Geltung zu bringen.
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(2015-09-30T09:54:39Z)
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