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Wolff, Eugen: Poetik: Die Gesetze der Poesie in ihrer geschichtlichen Entwicklung. Ein Grundriß. Oldenburg u. a., 1899.

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die mit stehenden komischen Charakterfiguren arbeiteten. Aber erst pwo_228.002
dem Einfluß der neueren griechischen Komödie, besonders der Menander pwo_228.003
und Philemon, verdankt die Gattung auf italischem Boden kunstmäßige pwo_228.004
Ausbildung. Plautus und Terenz treten durchaus als Ueberarbeiter pwo_228.005
griechischer Originale auf, wennschon sie auch Figuren aus pwo_228.006
dem einen Stück ins andere mitübernehmen. Den typischen Zug der pwo_228.007
stehenden Figuren haben diese Nachahmernaturen mit besonderer Begier pwo_228.008
aufgegriffen, so daß die Personen des römischen Lustspiels fast pwo_228.009
wie Angehörige einer großen Familie erscheinen. Zu einer festen pwo_228.010
Charge war vor allem der listige Sklave ausgebildet, der Vertraute pwo_228.011
seines Herrn, der die Fäden der Jntrigue in Händen hält und durch pwo_228.012
seine Verschlagenheit die Pläne seines Herrn zum glücklichen Ende pwo_228.013
führt. Neben den Hetären, Kupplerinnen, Parasiten, Wucherern und pwo_228.014
ähnlichen Standestypen sind auch gewisse Grundzüge in den Charakteren pwo_228.015
je nach dem Alter durchgehend: der leichtlebigen, liebenswürdigen pwo_228.016
Jugend tritt mit Vorliebe das nüchterne, trockene Alter gegenüber; pwo_228.017
ein zweiter Alten-Typus hat sich aber noch ein jugendfrisches, pwo_228.018
weiches Herz bewahrt und steht mit Rat und That zur Jugend. pwo_228.019
Edlen Frauen ist noch keine selbständige Stellung in dieser griechischrömischen pwo_228.020
Komödie verliehen. Sonst war eine Fülle von Motiven pwo_228.021
und Verwicklungen gegeben und so dies Familien- und Hetärenstück pwo_228.022
in einen ziemlich engen Horizont gebannt.

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Verteidigt sich doch Terenz im Prolog des "Eunuchen" gegen pwo_228.024
den Vorwurf des litterarischen Diebstahls mit den vielsagenden Wendungen:

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"Doch wenn pwo_228.027
Dieselben Charaktere andre nicht pwo_228.028
Behandeln dürfen, wem ist's dann noch jetzt pwo_228.029
Erlaubt, eilfert'ge Sklaven aufzuführen, pwo_228.030
Gutmütige Matronen uns zu geben pwo_228.031
Und böse Buhlerinnen, gefräßige pwo_228.032
Schmarotzer und ruhmredige Soldaten, pwo_228.033
Ein eingeschobnes Kind und einen Alten, pwo_228.034
Vom Sklaven überlistet, Liebe, Haß pwo_228.035
Und Argwohn? Kurz, nichts läßt sich schreiben, das pwo_228.036
Nicht früher schon geschrieben wurde ..." -
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Bei alledem hat die komische Wirkung gegenüber der ursprünglich

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die mit stehenden komischen Charakterfiguren arbeiteten. Aber erst pwo_228.002
dem Einfluß der neueren griechischen Komödie, besonders der Menander pwo_228.003
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Komödie verliehen. Sonst war eine Fülle von Motiven pwo_228.021
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  Verteidigt sich doch Terenz im Prolog des „Eunuchen“ gegen pwo_228.024
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Dieselben Charaktere andre nicht pwo_228.028
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[228/0242] pwo_228.001 die mit stehenden komischen Charakterfiguren arbeiteten. Aber erst pwo_228.002 dem Einfluß der neueren griechischen Komödie, besonders der Menander pwo_228.003 und Philemon, verdankt die Gattung auf italischem Boden kunstmäßige pwo_228.004 Ausbildung. Plautus und Terenz treten durchaus als Ueberarbeiter pwo_228.005 griechischer Originale auf, wennschon sie auch Figuren aus pwo_228.006 dem einen Stück ins andere mitübernehmen. Den typischen Zug der pwo_228.007 stehenden Figuren haben diese Nachahmernaturen mit besonderer Begier pwo_228.008 aufgegriffen, so daß die Personen des römischen Lustspiels fast pwo_228.009 wie Angehörige einer großen Familie erscheinen. Zu einer festen pwo_228.010 Charge war vor allem der listige Sklave ausgebildet, der Vertraute pwo_228.011 seines Herrn, der die Fäden der Jntrigue in Händen hält und durch pwo_228.012 seine Verschlagenheit die Pläne seines Herrn zum glücklichen Ende pwo_228.013 führt. Neben den Hetären, Kupplerinnen, Parasiten, Wucherern und pwo_228.014 ähnlichen Standestypen sind auch gewisse Grundzüge in den Charakteren pwo_228.015 je nach dem Alter durchgehend: der leichtlebigen, liebenswürdigen pwo_228.016 Jugend tritt mit Vorliebe das nüchterne, trockene Alter gegenüber; pwo_228.017 ein zweiter Alten-Typus hat sich aber noch ein jugendfrisches, pwo_228.018 weiches Herz bewahrt und steht mit Rat und That zur Jugend. pwo_228.019 Edlen Frauen ist noch keine selbständige Stellung in dieser griechischrömischen pwo_228.020 Komödie verliehen. Sonst war eine Fülle von Motiven pwo_228.021 und Verwicklungen gegeben und so dies Familien- und Hetärenstück pwo_228.022 in einen ziemlich engen Horizont gebannt. pwo_228.023   Verteidigt sich doch Terenz im Prolog des „Eunuchen“ gegen pwo_228.024 den Vorwurf des litterarischen Diebstahls mit den vielsagenden Wendungen: pwo_228.025 pwo_228.026   „Doch wenn pwo_228.027 Dieselben Charaktere andre nicht pwo_228.028 Behandeln dürfen, wem ist's dann noch jetzt pwo_228.029 Erlaubt, eilfert'ge Sklaven aufzuführen, pwo_228.030 Gutmütige Matronen uns zu geben pwo_228.031 Und böse Buhlerinnen, gefräßige pwo_228.032 Schmarotzer und ruhmredige Soldaten, pwo_228.033 Ein eingeschobnes Kind und einen Alten, pwo_228.034 Vom Sklaven überlistet, Liebe, Haß pwo_228.035 Und Argwohn? Kurz, nichts läßt sich schreiben, das pwo_228.036 Nicht früher schon geschrieben wurde ...“ – pwo_228.037 Bei alledem hat die komische Wirkung gegenüber der ursprünglich

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Zitationshilfe: Wolff, Eugen: Poetik: Die Gesetze der Poesie in ihrer geschichtlichen Entwicklung. Ein Grundriß. Oldenburg u. a., 1899, S. 228. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_poetik_1899/242>, abgerufen am 25.11.2024.