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Wolff, Eugen: Poetik: Die Gesetze der Poesie in ihrer geschichtlichen Entwicklung. Ein Grundriß. Oldenburg u. a., 1899.

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hier nicht mehr Brunhilden, sondern Kriemhilden, und zwar aus pwo_098.002
der Gewalt des Drachen!

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Das internationale Ritterepos.
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Während so die nationale Sage, der eigentliche Gehalt der Erzählungskunst pwo_098.006
während ihres Blühens, der Entartung anheimfiel, fordert pwo_098.007
die Zeit noch in andrer Weise vom epischen Stil ihren Tribut. pwo_098.008
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Muster tritt zusehends die Erzählung der Thatsachen immer weiter pwo_098.012
in den Hintergrund, zu Gunsten eines Schwelgens in Gefühlen. pwo_098.013
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für dies Zeitalter das Hauptinteresse: anstelle der Thatenfreude pwo_098.015
tritt die Selbstversenkung.

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Großthaten der Vorfahren noch einen starken Damm konkreter Geschehnisse pwo_098.018
gegenüber dem sich regenden modernen Gefühlsleben. Viel pwo_098.019
weniger behindert flutet es in die Darstellung der fremdher geholten pwo_098.020
Abenteuer, die nun zu einer Art internationaler Stoffwelt pwo_098.021
an einander rücken. Auch in die deutschen Bearbeitungen geht überdies pwo_098.022
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um auch diesem neuen Stil einen gewissen Zusammenhang pwo_098.025
mit der alten Erzählungskunst zu wahren. Wenn ein echter pwo_098.026
und deutsch-gemütvoller Dichter wie Wolfram von Eschenbach pwo_098.027
sich fremder Stoffe bemächtigt, muß sich der Darstellung notgedrungen pwo_098.028
etwas von heimischem Geist aufprägen, zumal seine fränkische Heimat pwo_098.029
nicht unmittelbar der fremden Hochflut ausgesetzt war. Kommt hinzu, pwo_098.030
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genötigt ist, so muß von selbst ein gut Stück Anschaulichkeit des pwo_098.032
liedartigen Stils in seine Erzählung übergehen.

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Wolfram behält aus dem nationalen Stil nicht nur eine Fülle pwo_098.034
einzelner alter Wörter und Wendungen bei, welche in andern Ritterepen

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Zitationshilfe: Wolff, Eugen: Poetik: Die Gesetze der Poesie in ihrer geschichtlichen Entwicklung. Ein Grundriß. Oldenburg u. a., 1899, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_poetik_1899/112>, abgerufen am 23.11.2024.