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Wolff, Eugen: Poetik: Die Gesetze der Poesie in ihrer geschichtlichen Entwicklung. Ein Grundriß. Oldenburg u. a., 1899.

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der Schriftcharakter, ihr ausgedehnter Umfang sowie mehr oder pwo_091.002
minder die eingreifende Jndividualität des Dichters aufgedrückt.

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Wie sich jedoch diese ersten auf nationale Sage zurückgehenden pwo_091.004
Schriftwerke von den alten Volksgesängen sondern, so heben sie sich pwo_091.005
nicht minder klar von den zahlreichen teils gleichzeitigen, teils späteren pwo_091.006
Erzählungen ab, die auf nichtsagenhafte, wohl gar fremde Quellen pwo_091.007
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auflösen. Denn unaufhaltsam schreitet die Entwicklung fort.

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Auf indischem Boden spiegelt die Stildifferenz zwischen älteren pwo_091.012
und jüngeren Teilen des Mahabharata bereits den Zug der Entwicklung: pwo_091.013
vom Konkreten und Starren zum Gefühlvollen, pwo_091.014
Weichen.
Das Ramajana veräußerlicht den Zug zum Abenteuer pwo_091.015
und zu möglichst wunderbaren, bunten Kämpfen, läßt vor allem die pwo_091.016
milden Tugenden, Liebe, Buße und Entsagung den kriegerischen Geist pwo_091.017
der Heldensage durchbrechen. Später noch, in den Epen eines Kalidasa, pwo_091.018
treffen alle Kennzeichen eines künstlicheren Geschmacks zusammen. pwo_091.019
Die volle Versandung in Didaktik wird durch den Versuch des pwo_091.020
Battikavja belegt, die Grammatik poetisch zu erläutern. Der Gipfel pwo_091.021
der Verkünstelung wird erstiegen, wenn Kaviraja es gar unternimmt, pwo_091.022
durch Zusammenhäufung doppelsinniger Wendungen mit denselben Worten pwo_091.023
zugleich die Fabel des Mahabharata und des Ramajana zu pwo_091.024
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Weit entfernt von einer Erstarrung zu doktrinärem Regelwerk, pwo_091.026
tritt uns - trotz aller Variationen, denen lebendige Organismen wie pwo_091.027
die Geisteserzeugnisse verschiedener Kulturvölker naturgemäß ausgesetzt pwo_091.028
sind - mit einer gewissen Gesetzmäßigkeit in Griechenland derselbe pwo_091.029
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und wir vermögen ihn psychologisch sehr wohl zu begründen.

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Nibelungenlied beherrschten die Homerischen Gedichte die litterarische pwo_091.033
Tradition. Zunächst richtet sich ausdrücklich das litterarische Mühen pwo_091.034
auf Fortbildung der Homerischen Poesie. Die Kykliker können sich

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der Schriftcharakter, ihr ausgedehnter Umfang sowie mehr oder pwo_091.002
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Entartung des nationalen Erzählungsstils.
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Zitationshilfe: Wolff, Eugen: Poetik: Die Gesetze der Poesie in ihrer geschichtlichen Entwicklung. Ein Grundriß. Oldenburg u. a., 1899, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_poetik_1899/105>, abgerufen am 23.11.2024.