Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.Cap. I. Von dem Wesen setzt aber, daß dergleichen Materien vorhan-den sind, so ist doch gewiß, daß dieselben noch immer in andere einfachere sich auflö- sen lassen. Denn da die Materie in unend- lich kleine Theile würcklich getheilet ist (§. 684 Met.) und die subtilesten Stäublein, die wir sowohl mit blossen Augen sehen, als durch die Vergrösserungs-Gläser entdecken können, noch immer gar sehr zusammen ge- setzet sind (§. 3); über dieses nicht allein vielerley subtile Materien in der Natur an- getroffen werden, welche von denen unter- schieden sind, so uns in die Augen fallen, als Lufft (§. 145 T. II. Exper.). die Materie des Lichtes, (§. 159. T. II. Experim.), die Materie der Wärme (§. 104. T. II. Ex- per.) oder das elementarische Feuer (§. 134 T. II. Exper.) die schweermachende Mate- rie (§. 12. T. II. Exper.), die magnetische Materie (§. 39. T. III. Exper.), die von den vorigen unterschieden ist (§. 44. 45. 47. T. III. Exper.); sondern auch dergleichen Materien gantz gewiß vorhanden seyn, die wir zur Zeit noch nicht erkennen (§. 82. T. III. Exper.): so verlieret es alle Wahr- scheinlichkeit, daß wir entweder mit unseren Sinnen, oder auch mit unserer Vernunfft solche Materien erreichen wollen, die sich nicht anders als in Theile von ihrer Art auflösen lassen. Und daher ist es auch ein grosses Versehen, wenn man vermeinet, der Un-
Cap. I. Von dem Weſen ſetzt aber, daß dergleichen Materien vorhan-den ſind, ſo iſt doch gewiß, daß dieſelben noch immer in andere einfachere ſich aufloͤ- ſen laſſen. Denn da die Materie in unend- lich kleine Theile wuͤrcklich getheilet iſt (§. 684 Met.) und die ſubtileſten Staͤublein, die wir ſowohl mit bloſſen Augen ſehen, als durch die Vergroͤſſerungs-Glaͤſer entdecken koͤnnen, noch immer gar ſehr zuſammen ge- ſetzet ſind (§. 3); uͤber dieſes nicht allein vielerley ſubtile Materien in der Natur an- getroffen werden, welche von denen unter- ſchieden ſind, ſo uns in die Augen fallen, als Lufft (§. 145 T. II. Exper.). die Materie des Lichtes, (§. 159. T. II. Experim.), die Materie der Waͤrme (§. 104. T. II. Ex- per.) oder das elementariſche Feuer (§. 134 T. II. Exper.) die ſchweermachende Mate- rie (§. 12. T. II. Exper.), die magnetiſche Materie (§. 39. T. III. Exper.), die von den vorigen unterſchieden iſt (§. 44. 45. 47. T. III. Exper.); ſondern auch dergleichen Materien gantz gewiß vorhanden ſeyn, die wir zur Zeit noch nicht erkennen (§. 82. T. III. Exper.): ſo verlieret es alle Wahr- ſcheinlichkeit, daß wir entweder mit unſeren Sinnen, oder auch mit unſerer Vernunfft ſolche Materien erreichen wollen, die ſich nicht anders als in Theile von ihrer Art aufloͤſen laſſen. Und daher iſt es auch ein groſſes Verſehen, wenn man vermeinet, der Un-
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Cap. I. Von dem Weſen
ſetzt aber, daß dergleichen Materien vorhan-
den ſind, ſo iſt doch gewiß, daß dieſelben
noch immer in andere einfachere ſich aufloͤ-
ſen laſſen. Denn da die Materie in unend-
lich kleine Theile wuͤrcklich getheilet iſt (§.
684 Met.) und die ſubtileſten Staͤublein,
die wir ſowohl mit bloſſen Augen ſehen, als
durch die Vergroͤſſerungs-Glaͤſer entdecken
koͤnnen, noch immer gar ſehr zuſammen ge-
ſetzet ſind (§. 3); uͤber dieſes nicht allein
vielerley ſubtile Materien in der Natur an-
getroffen werden, welche von denen unter-
ſchieden ſind, ſo uns in die Augen fallen, als
Lufft (§. 145 T. II. Exper.). die Materie des
Lichtes, (§. 159. T. II. Experim.), die
Materie der Waͤrme (§. 104. T. II. Ex-
per.) oder das elementariſche Feuer (§. 134
T. II. Exper.) die ſchweermachende Mate-
rie (§. 12. T. II. Exper.), die magnetiſche
Materie (§. 39. T. III. Exper.), die von
den vorigen unterſchieden iſt (§. 44. 45. 47.
T. III. Exper.); ſondern auch dergleichen
Materien gantz gewiß vorhanden ſeyn, die
wir zur Zeit noch nicht erkennen (§. 82. T.
III. Exper.): ſo verlieret es alle Wahr-
ſcheinlichkeit, daß wir entweder mit unſeren
Sinnen, oder auch mit unſerer Vernunfft
ſolche Materien erreichen wollen, die ſich
nicht anders als in Theile von ihrer Art
aufloͤſen laſſen. Und daher iſt es auch ein
groſſes Verſehen, wenn man vermeinet, der
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