hen, keinesweges aber der Geruch vor sich hineinkommet, oder auch, wo ferne solches geschiehet, die Geruch-Stäublein nicht Krafft genung haben, die Nerven Häutlein auf gehörige Weise zu bewegen, hat Lo- vverus durch einen Versuch erwiesen, in dem er einem Hunde die Lufft-Röhre aus- geschnitten und herausgewendet, daß er nicht mehr durch die Nase Lufft an sich zie- hen können, und gefunden, daß ihm als- denn auch der Geruch auf einmahl vergan- gen. Da man in der Chymie findet, daß wohlriechende Sachen entweder viel Saltz, oder viel Oele geben, hingegen die wenig oder gar nichts von beyden haben, auch ei- nen schlechten Geruch von sich geben; so hat man längst daraus geschlossen, daß die Geruch-Stäublein durch Vermischung subtiler Oel- und Saltz-Stäublein mit ein- ander entstehen.
§. 432.
Dem Geschmacke dienet dieWie es mit dem Ge- schmack beschaf- fen. Zunge, welche mit drey Häuten überzogen, davon das unterste Häutlein das subtileste ist und das Zungen-Häutlein (tunica papillaris neruosa) genennet wird. Es sind in der Zunge viel Nerven, die sich in kleinen Aestlein hin und wieder zertheilen und endlich gleichsam in kleinen Wärtzlein (papillis) sich endigen, wie insonderheit
Caro-
Cap. XIV. Von den Sinnen.
hen, keinesweges aber der Geruch vor ſich hineinkommet, oder auch, wo ferne ſolches geſchiehet, die Geruch-Staͤublein nicht Krafft genung haben, die Nerven Haͤutlein auf gehoͤrige Weiſe zu bewegen, hat Lo- vverus durch einen Verſuch erwieſen, in dem er einem Hunde die Lufft-Roͤhre aus- geſchnitten und herausgewendet, daß er nicht mehr durch die Naſe Lufft an ſich zie- hen koͤnnen, und gefunden, daß ihm als- denn auch der Geruch auf einmahl vergan- gen. Da man in der Chymie findet, daß wohlriechende Sachen entweder viel Saltz, oder viel Oele geben, hingegen die wenig oder gar nichts von beyden haben, auch ei- nen ſchlechten Geruch von ſich geben; ſo hat man laͤngſt daraus geſchloſſen, daß die Geruch-Staͤublein durch Vermiſchung ſubtiler Oel- und Saltz-Staͤublein mit ein- ander entſtehen.
§. 432.
Dem Geſchmacke dienet dieWie es mit dem Ge- ſchmack beſchaf- fen. Zunge, welche mit drey Haͤuten uͤberzogen, davon das unterſte Haͤutlein das ſubtileſte iſt und das Zungen-Haͤutlein (tunica papillaris neruoſa) genennet wird. Es ſind in der Zunge viel Nerven, die ſich in kleinen Aeſtlein hin und wieder zertheilen und endlich gleichſam in kleinen Waͤrtzlein (papillis) ſich endigen, wie inſonderheit
Caro-
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Cap. XIV. Von den Sinnen.
hen, keinesweges aber der Geruch vor ſich
hineinkommet, oder auch, wo ferne ſolches
geſchiehet, die Geruch-Staͤublein nicht
Krafft genung haben, die Nerven Haͤutlein
auf gehoͤrige Weiſe zu bewegen, hat Lo-
vverus durch einen Verſuch erwieſen, in
dem er einem Hunde die Lufft-Roͤhre aus-
geſchnitten und herausgewendet, daß er
nicht mehr durch die Naſe Lufft an ſich zie-
hen koͤnnen, und gefunden, daß ihm als-
denn auch der Geruch auf einmahl vergan-
gen. Da man in der Chymie findet, daß
wohlriechende Sachen entweder viel Saltz,
oder viel Oele geben, hingegen die wenig
oder gar nichts von beyden haben, auch ei-
nen ſchlechten Geruch von ſich geben; ſo
hat man laͤngſt daraus geſchloſſen, daß die
Geruch-Staͤublein durch Vermiſchung
ſubtiler Oel- und Saltz-Staͤublein mit ein-
ander entſtehen.
§. 432. Dem Geſchmacke dienet die
Zunge, welche mit drey Haͤuten uͤberzogen,
davon das unterſte Haͤutlein das ſubtileſte
iſt und das Zungen-Haͤutlein (tunica
papillaris neruoſa) genennet wird. Es
ſind in der Zunge viel Nerven, die ſich in
kleinen Aeſtlein hin und wieder zertheilen
und endlich gleichſam in kleinen Waͤrtzlein
(papillis) ſich endigen, wie inſonderheit
Caro-
Wie es
mit dem
Ge-
ſchmack
beſchaf-
fen.
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 699. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/735>, abgerufen am 25.11.2024.
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